Allgemeine Informationen zur Tramadol-Abhängigkeit
Was ist Tramadol und wie wirkt es?
Tramadol wird als Arzneistoff in Form von Tropfen, Tabletten, Zäpfchen oder Brausetabletten eingesetzt und ist als Präparat unter dem Namen Tramal® bekannt. Das Schmerzmittel gehört zur Gruppe der Opioide und ist ausschließlich auf Rezept erhältlich, fällt jedoch im Vergleich zu Oxycodon oder Methadon in Deutschland nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Aufgrund der dadurch etwas leichteren Beschaffung gehören das Präparat Tramal® und seine Generika zu den am häufigsten missbrauchten Arzneimitteln.
Tramadol entfaltet seine Wirkung direkt im Gehirn und aktiviert dort das körpereigene schmerzstillende System. Dieses ist normalerweise für Notsituationen vorgesehen, reguliert bei Lebensgefahr selbst starke Schmerzen auf ein erträgliches Maß und erhält den Körper auf diese Weise handlungsfähig. Durch den Wirkstoff werden die System-eigenen Opioid-Rezeptoren besetzt, wodurch die Weiterleitung von Schmerzreizen verhindert wird.
Darüber hinaus besitzt der Wirkstoff eine antidepressive Wirkung, die viele Betroffene sehr zu schätzen wissen. So sorgt das Opiat dafür, dass die beiden Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin nach ihrer Ausschüttung nicht oder nur gehemmt aufgenommen werden können. Ein beruhigendes und entspanntes Gefühl macht sich breit, teilweise sind sogar euphorische Stimmungshochs festzustellen.
Was passiert nach der Einnahme von Tramadol?
Wie schnell die Wirkung von Tramadol eintritt und wie intensiv sie ausfällt, ist vor allem von der individuellen Dosierung abhängig. Normalerweise verschreiben Ärzte eine mg-Dosierung, die unterhalb von 400 mg täglich liegt. In diesen Fällen nehmen Patienten in einem vorgegebenen Rhythmus eine bestimmte Anzahl an Tropfen oder Tabletten ein. Die schmerzstillende Wirkung setzt meist innerhalb kürzester Zeit ein und entfaltet ihre Wirksamkeit nach maximal einer Stunde. Bei einer Injektion des Wirkstoffs im klinischen Bereich kann von einer umgehenden Schmerzlinderung ausgegangen werden. Parallel zu den analgetischen Effekten tritt die psychische Wirkung ebenfalls schnell ein. Patienten, die unter Angst- oder Panikstörungen leiden, fühlen sich entspannter, depressive Verstimmungen lichten sich.
Die Dauer und Intensität der Wirkung nehmen normalerweise proportional zur Länge des Zeitraums ab, über den das Medikament eingenommen wird. Je häufiger und je länger Patienten also das Schmerzmittel konsumieren, umso weniger profitieren sie von den schmerzstillenden und antidepressiven Effekten. Daher erfolgt in vielen Fällen eine Dosissteigerung inklusive Inkaufnahme zusätzlicher Nebenwirkungen.
Wie schnell macht Tramadol abhängig?
Viele Ärzte und Apotheker stufen Tramadol als weniger gefährlich ein als zum Beispiel Morphium oder Oxycodon. Vielfach wird auch davon gesprochen, dass das Potential für eine Abhängigkeit oder einen Medikamentenmissbrauch bei Präparaten wie Tramal® und seinen Generika gering wäre. Dies ist allerdings nicht ganz richtig. Theoretisch kann jeder, der die Tropfen oder Tabletten einnimmt, früher oder später an einer Sucht nach diesem Medikament erkranken. Die Schnelligkeit, mit der eine Abhängigkeit einsetzt, wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst:
- Welche mg-Dosierung wird eingenommen?
- Wie häufig wird Tramadol angewendet?
- Wie lange wird das Medikament konsumiert?
Je höher die Dosierung, je häufiger die Einnahme und je länger der Zeitraum der Verwendung, umso schneller und intensiver setzt eine Tramadol-Sucht ein. Bei manchen Patienten, die das Opiat regelmäßig nehmen, sind erste Symptome einer Abhängigkeit bereits nach wenigen Tagen zu erkennen, bei anderen hingegen erst nach Wochen oder Monaten. Um das Risiko zu minimieren und das Problem einer Suchterkrankung gar nicht erst manifest werden zu lassen, sollten die Dosis und die Dauer der Einnahme stets so gering wie möglich gewählt werden. Wer bemerkt, dass die eigenen Gedanken sich immer wieder um die nächste Einnahme drehen und eine Dosissteigerung nötig wird, um die Schmerzen mithilfe des Opioids loszuwerden, ist mit großer Wahrscheinlichkeit bereits in eine psychische oder physische Abhängigkeit geraten.
Wie entsteht eine Tramadolabhängigkeit und welche Menschen sind besonders gefährdet?
Wer unter Schmerzen leidet und vom Arzt das Medikament Tramal® oder ein Generikum verschrieben bekommt, liest sich vielleicht zu Beginn der Behandlung die Packungsbeilage durch, kümmert sich daraufhin jedoch meist nicht weiter um mögliche Nebenwirkungen oder andere Folgen des Konsums. Tatsächlich geraten die meisten Medikamentensüchtigen unbewusst und ungewollt in eine Abhängigkeit. Anders als Alkohol oder Drogen werden Schmerzmittel immerhin durch das Rezept eines Arztes legitimiert. Die Sucht entwickelt sich schleichend und wird von den Betroffenen sowie deren Angehörigen zunächst gar nicht als solche wahrgenommen. Symptome der Abhängigkeit werden stattdessen häufig beschönigt oder der Grunderkrankung zugeschrieben und fallen erst dann auf, wenn das Medikament eine längere Zeit nicht konsumiert wird.