Tavor®-Entzug-Dauer

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Tavor®-Entzug-Dauer: alles Wichtige in 30 sec.

  • Für einen Tavor®-Entzug sind aufgrund der Depot-Wirkung des Medikaments Zeit und Geduld vonnöten.
  • Der Behandlungszeitraum liegt zwischen mehreren Wochen und Monaten.
  • Am kürzesten verläuft der Entzug in einer privaten Suchtklinik, da hier Entgiftung und Entwöhnung gemeinsam durchgeführt werden.
  • Die Therapie verlängert sich bei Komorbiditäten, Mischkonsum, langer und hoch dosierter Einnahme und einem schwierigen sozialen Umfeld.
Inhalt

Wenn die Therapie Ruhe und Geduld erfordert

Über 1 Million Menschen deutschlandweit nehmen Benzodiazepine – darunter auch das Mittel Tavor® mit dem Wirkstoff Lorazepam – über Monate, häufig sogar über Jahre hinweg ein. Die meisten davon sind von dem jeweiligen Medikament abhängig. Da der Langzeitgebrauch mit gravierenden Folgeschäden, Nebenwirkungen, emotionaler Abstumpfung und besonders bei älteren Patienten mit einem hohen Sturzrisiko verbunden ist, stellt sich den Betroffenen über kurz oder lang die Frage, ob das Medikament nicht lieber abgesetzt werden sollte. Bei der Entscheidung für oder gegen einen Entzug spielt ebenso die Dauer des Tavor®-Entzugs eine wichtige Rolle. Schließlich müssen Job, Familie und sonstige persönliche Verpflichtungen mit der Behandlung in Einklang gebracht werden.

Welche Vorüberlegungen sind zu beachten?

Wer sich für die Behandlung seiner Tavor®-Abhängigkeit entschieden hat, sollte sich bewusst sein, dass eine jahrelange Einnahme von Lorazepam nicht ohne schwere Entzugssymptome von heute auf morgen beendet werden kann. Schließlich hat sich der gesamte Organismus über den langen Zeitraum an den Wirkstoff gewöhnt und findet ohne die Substanz erst langsam wieder zurück in sein eigenes Gleichgewicht. Das Absetzen von Tavor® muss daher allmählich und mit verringerter Dosierung (Ausschleichen) erfolgen. Patienten, die ihren Entzug erfolgreich durchführen möchten, sollten vor allem Geduld und Zeit mitbringen. Der Betroffene muss sich ganz auf die Therapie der Abhängigkeit konzentrieren können.

Wie lange dauert ein Tavor®-Entzug?

Wie bereits erwähnt, müssen sich Patienten mit einer Abhängigkeit vom Benzodiazepin Tavor® auf einen längeren Behandlungszeitraum einstellen. Dieser unterscheidet sich von Mensch zu Mensch und liegt in der Regel zwischen mehreren Wochen bis Monaten. Davon nimmt die psychische Entwöhnung den größten Zeitanteil ein. Schließlich muss der durch das Medikament gestörte Transmitter-Stoffwechsel im zentralen Nervensystem wieder in die Balance kommen und alternative Bewältigungsstrategien zum Suchtmittel-Konsum müssen erlernt werden. Einige wenige Patienten leiden an protrahierten (verlängerten) Tavor®-Entzug-Symptomen, die auch nach dem Entzug auftreten und erst nach längerer Zeit nachlassen.

Obwohl die Prognosen für den Erfolg eines Benzodiazepin-Entzugs laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen im Vergleich zu anderen Suchtmittelabhängigkeiten am günstigsten sind, müssen sich Tavor®-Patienten darauf einstellen, dass sie das Verlangen nach der Wirkung von Lorazepam selbst nach dem Absetzen ihr ganzes Leben begleiten kann. Durch den Entzug sind sie in der Regel zwar in der Lage, dieses zu beherrschen, dennoch können immer wieder stressbelastete Situationen auftreten, in denen sich Körper und Seele an die angenehm sedierende Wirkung des Medikaments erinnern. Der Grund dafür ist das durch den langen Konsum entstandene Suchtgedächtnis, das die Einnahme des Wirkstoffs mit maximaler Beruhigung und psychischer Entspannung gleichsetzt. Unabhängig von der Dauer des Tavor®-Entzugs kann die Erkrankung also nie vollständig geheilt werden, sondern die Betroffenen müssen durch eine konsequente Nachsorge lernen, bestmöglich mit ihr zu leben. Die Auseinandersetzung mit der Sucht geht also weit über die Dauer des Entzugs hinaus.

Ambulant oder stationär: Wie unterscheidet sich die Dauer eines Tavor®-Entzugs?

Mindestens genauso wichtig wie der richtige Zeitpunkt ist die Art des Entzugs. Soll die Behandlung als ambulanter Entzug mit ärztlicher Begleitung oder stationär in einer Tavor®-Entzug-Klinik stattfinden? Von einem kalten Entzug zu Hause ist aufgrund des Auftretens schwerer Entzugserscheinungen unbedingt abzuraten. Schlimmstenfalls kann es zu epileptischen Anfällen oder einem Delir kommen. Erfolgt der Benzodiazepin-Entzug (Entgiftung und Entwöhnung) ambulant, ist insgesamt von einer längeren Zeitdauer auszugehen, als wenn die Behandlung stationär in einer Suchtklinik stattfindet. Schließlich verläuft eine außerklinische Entwöhnungsbehandlung meist im Rahmen einer ambulanten Psychotherapie, die sich nicht selten länger als ein Jahr hinzieht.

Beim stationären Entzug muss zwischen dem qualifizierten Entzug in einer privaten Entzugsklinik sowie der Entgiftung in einem öffentlichen Krankenhaus und der Suchtrehabilitation in einer Rehabilitationseinrichtung unterschieden werden. Während die Entgiftung und Entwöhnung für Privatpatienten und Selbstzahler in einem einzigen Behandlungsblock durchgeführt wird, geht die Behandlung in öffentlichen Einrichtungen zweigeteilt vonstatten. Die Entgiftung fällt in den Zuständigkeitsbereich der gesetzlichen Krankenkassen und erfolgt in einem allgemeinen Krankenhaus oder einer Psychiatrie. Die Suchtrehabilitation ist Sache der Rentenversicherung und muss zunächst beantragt werden. Es liegt auf der Hand, dass sich bei zwei unterschiedlichen Kostenträgern und getrennten Behandlungsverfahren die Dauer des Tavor®-Entzugs verlängert.

Welche zusätzlichen Faktoren beeinflussen die Tavor®-Entzug-Dauer?

Neben der Art des Entzugs beeinflussen einige weitere Faktoren die Dauer des Tavor®-Entzugs. Dazu zählen u. a.

Begleiterkrankungen und Mehrfachabhängigkeiten / Mischkonsum

Wer seit vielen Jahren Tavor® bzw. Lorazepam konsumiert, leidet meist an einer Angststörung oder Depression, die parallel zur Abhängigkeit behandelt werden muss. Andernfalls besteht ein hohes Risiko für einen Rückfall, da die Grunderkrankung nach wie vor vorhanden ist und vom Patienten „irgendwie“ bewältigt werden muss. Häufig besteht im Anschluss an die Therapie zwar eine Tavor®-Abstinenz, aber die Sucht wird auf einen anderen Wirkstoff verlagert, beispielsweise Alkohol. Um den Tavor®-Abhängigen in ein dauerhaft suchtfreies Leben zu entlassen, muss die ursächliche Erkrankung in einer intensiven Psychotherapie aufgearbeitet werden, was deutlich mehr Zeit benötigt als die Behandlung der reinen Abhängigkeit. Ebenfalls problematisch ist es, wenn die betroffenen Patienten neben Lorazepam regelmäßig ein weiteres Suchtmittel konsumieren.

Dauer und Höhe der Einnahme

Hier gilt eine ganz einfache Faustregel: Je länger die Einnahme und je höher die Dosis, desto länger dauert in der Regel der Entzug von Lorazepam. Bei einem langen Tavor®-Gebrauch in niedriger Dosierung (low dose dependency) haben sich destruktive Konsummuster stark verfestigt und die betreffenden Patienten haben in vielen Fällen regelrecht Angst davor, im Alltag ohne Tavor® zurechtzukommen. Und das obwohl sie wissen, dass ein Entzug für ihre Gesundheit unumgänglich ist. Der Körper hat sich über die Jahre hinweg an die Wirkung des Medikaments gewöhnt und ist ganz besonders auf ein langsames Ausschleichen der Dosis angewiesen, um die Entzugserscheinungen so niedrig wie möglich zu halten. Wird dies vom behandelnden Arzt berücksichtigt, kann eine Benzodiazepin-Abhängigkeit selbst von älteren Menschen, die jahrelang Tavor® oder andere Benzodiazepine konsumiert haben, erfolgreich therapiert werden.

Bei hohen Dosen hat der Patient meist eigenmächtig die Dosis erhöht, um einer Toleranz entgegenzuwirken oder konsumiert Lorazepam illegal zu Rauschzwecken.

Ein konfliktbeladenes Umfeld

Menschen, die Tavor® / Lorazepam einnehmen, um ihre innere Unruhe oder Angst wegen eines drohenden Arbeitsplatzverlustes zu lindern, oder um eine Depression aufgrund familiärer Konflikte zu bekämpfen, werden es erfahrungsgemäß schwer haben, das Suchtmittel endgültig loszulassen. Die Abstinenzmotivation ist deutlich geringer als bei Patienten, die durch ein stabiles Umfeld aufgefangen werden. Hier ist nicht nur die psychotherapeutische, sondern auch die psychiatrische Behandlung wichtig. Nicht selten müssen die Patienten medikamentös z.B. auf ein Antidepressivum eingestellt werden.

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