Welche Arten der Suchtverlagerung gibt es?
Eine Suchtverlagerung kann zu verschiedenen Ersatzbefriedigungen führen und eine Abhängigkeit von stofflichen und nicht-stofflichen Mitteln bedingen. Obwohl nicht stoffgebundene Abhängigkeiten zunächst für die körperliche Gesundheit des Betroffenen weniger bedenklich scheinen als eine substanzgebundene Sucht, können sie dennoch den Süchtigen, sein soziales Umfeld und ggf. seine finanziellen Ressourcen extrem belasten.
Stofflich gebundene Abhängigkeitsverlagerung
Stoffliche Ersatzbefriedigungen treten häufig bei abstinenten Alkoholikern auf. Zu den hauptsächlichen Verlagerungen zählen:
- Rauchen
- Drogen
- Medikamente
- Süßigkeiten
Viele Alkoholsüchtige haben bereits während ihrer Alkoholabhängigkeit geraucht und greifen nach dem Alkoholentzug verstärkt zur Zigarette. Dies liegt in erster Linie daran, dass der Konsum von Nikotin und Alkohol miteinander in Wechselwirkung steht und gewissermaßen eng verknüpft ist. Auch für Alkoholkranke, die während des Trinkens nicht geraucht haben, besteht ein hohes Risiko, nach dem Entzug eine Nikotinabhängigkeit zu entwickeln. In beiden Fällen wird der durch die Alkoholsucht ohnehin bereits angegriffene Körper zusätzlich belastet. So schädigt Rauchen nicht nur die Lunge, sondern kann langfristig genau wie Alkohol die Entstehung von Krebserkrankungen begünstigen.
Manche Suchtkranke wiederum greifen während der Abstinenz zu Drogen. Besonders beliebt ist Cannabis, aber auch härtere Drogen werden konsumiert. Ähnliches gilt für verschiedene Arzneimittel, die beispielsweise beim Einschlafen helfen, Schmerzen lindern, die Stimmung heben oder beruhigend wirken. Diese gehören meist zur Gruppe der Opioide, Benzodiazepine oder Z-Substanzen. Ebenso kann Essen – üblicherweise in Form von Süßigkeiten – für die Gesundheit einen nachhaltigen Negativ-Effekt haben, zu Übergewicht führen und Diabetes oder eine Leberverfettung hervorrufen.
Nicht-stofflich gebundene Abhängigkeitsverlagerung
Zu den nicht-stofflichen Mitteln, die häufig als Suchtmittel-Alternative verwendet werden, gehören unter anderem:
- Sport
- Arbeit
- Online Gaming
- Glücksspiele
- Sex
Obwohl Sport und Arbeit zunächst positive Ersatzbefriedigungen zu sein scheinen, um psychische Entzugserscheinungen bekämpfen zu können, kann auch hier ein Übermaß schädlich sein. So gehen die Betroffenen beispielsweise mehrmals am Tag Joggen und verausgaben sich dabei aufs Äußerste oder arbeiten das Wochenende durch, gönnen sich keine Pause und riskieren durch ihre Arbeitssucht ihre Partnerschaft.
Gleiches gilt für eine Suchtverlagerung auf Sex, Glücksspiele oder Online Games. Vielfach geht hierbei über kurz oder lang der Bezug zur Realität bzw. die Verhältnismäßigkeit verloren. So kann eine Flucht in virtuelle Welten dazu führen, dass Suchtkranke sich mehr und mehr in Pseudo-Realitäten verlieren. Der Verlust der Kommunikationsfähigkeit im wahren Leben und der Rückzug in die soziale Isolation sind die Folge. Noch schlimmer können die Konsequenzen bei der Fokussierung aufs Glücksspiel sein, bei dem finanzielle Verluste und gesellschaftlicher Abstieg drohen.