Wie erfolgt die Behandlung einer Stimulanzien-Abhängigkeit?
Unabhängig vom Wirkstoff erfolgt der Drogenentzug immer dreistufig und besteht aus einer körperlichen Entgiftung, einer psychischen Entwöhnung und einer ambulanten Nachbehandlung. Während der Entgiftungsphase wird der Körper vollständig von der Droge und ihren Metaboliten befreit. Dabei werden die Vitalfunktionen kontrolliert und die überwiegend psychischen Entzugssymptome durch Medikamente gelindert. So können Antidepressiva gegen Depressionen, niederpotente Neuroleptika bei innerer Unruhe und Schlafstörungen und hochpotente Antipsychotika gegen psychotische Zustände verabreicht werden. Nimmt man ein Antidepressivum, das als Nebenwirkung auch müde macht, kann man gewissermaßen „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“ und sowohl die Schlafstörung als auch die Depression behandeln. Keinesfalls darf man Ängste mit Benzodiazepinen behandeln, die hochgradig und sehr schnell zu einer Abhängigkeit führen und oftmals vom Patienten schon im Vorfeld missbraucht wurden. So rutscht der Patient von der einen in die andere Sucht.
Im Anschluss geht es darum, die psychischen Ursachen der jeweiligen Sucht zu ermitteln und zu behandeln. Am besten funktioniert hier die kognitive Verhaltenstherapie. Man sucht in der Vergangenheit nach problematischen Konstellationen und möglichen Auslösern der Suchtentwicklung und versucht dann gezielt im Jetzt an Konditionierungen, dem Verhalten und den daraus resultierenden Ängsten zu arbeiten. Eine große Rolle spielen dabei Fragen wie:
- In welchen Situationen nehme ich das Stimulans?
- Versuche ich mit der Droge, Probleme zu bewältigen?
- Was war der auslösende Grund für den ersten Drogenkonsum?
- Konsumiere ich allein oder in Gesellschaft?
- Fragen nach Kindheit, Jugend, Familien- und Partnerschaftskonflikten
Nach und nach rücken auf diese Weise die persönlichen Suchtauslöser in den Vordergrund, so dass der Konsum bewusst durch gesunde Verhaltensweisen ersetzt werden kann. Dies geschieht sicher nicht von heute auf morgen, kann allerdings in einer Suchtklinik durch die intensive psychotherapeutische Beschäftigung mit der eigenen Suchtbiografie deutlich forciert werden.
Da eine Drogensucht wie alle anderen stoffgebundenen Abhängigkeiten durch das entwickelte Suchtgedächtnis nie vollständig geheilt werden kann, muss die Behandlung auch nach dem Entzug ambulant fortgeführt werden. In erster Linie muss gelernt werden, das starke Verlangen nach der Drug auch im Alltag beherrschen zu können. In der Regel erfolgt die Nachsorge über den regelmäßigen Besuch eines Nachsorgetherapeuten und die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe, beispielsweise von der Caritas oder den Narcotics Anonymous.