Wann ist ein stationärer Entzug sinnvoll?
Während das kontrollierte Absetzen bei regelmäßiger Einnahme von frei verkäuflichen Medikamenten wie Ibuprofen oder Paracetamol normalerweise auch ohne Begleitung durch einen Arzt gelingt, sollten Patienten, die über einen längeren Zeitraum und/oder in hohen Dosen Opioide eingenommen haben, immer unter ärztlicher Aufsicht entziehen. Studien zeigen, dass es möglich ist, nicht-krebsbedingte Schmerzzustände, die bisher mit Opioiden behandelt wurden, zu lindern, wenn der Opioidentzug Teil eines Rehabilitationsprogramms ist2.
Belastende und schwere Nebenwirkungen verhindern – Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, innere Unruhe und Schlafstörungen – die Entzugserscheinungen bei einer Abhängigkeit von Schmerzmitteln sind zwar normalerweise nicht lebensbedrohlich, oft aber so belastend, dass Patienten den Entzugsversuch vorzeitig abbrechen. Dadurch rutschen sie nicht nur tiefer in die Suchtspirale – auch ein erneuter Entzugsversuch fällt später umso schwerer, da sie die vermeintliche Bestätigung erhalten, dass es ohne die Medikamente nicht geht. Beim stationären Entzug können auftretende Begleiterscheinungen medikamentös behandelt werden.
Rückfälle verhindern und Abstinenz erreichen – Anders als bei einem kalten Entzug werden Patienten bei einer Behandlung in einer Klinik oder bei einem ambulanten Entzug auch psychotherapeutisch betreut. Denn eine Abhängigkeit hat normalerweise nicht nur körperliche Ursachen – auch die psychische Komponente ist ein wichtiger Faktor. Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte psychosoziale Merkmale beim Medikamentenübergebrauchskopfschmerz mit einer Rückfallgefahr assoziiert sind3. Folglich ist eine Aufarbeitung von Suchtursachen und die Entwicklung alternativer Verhaltensstrategien entscheidend für eine langfristige Abstinenz.
Ursächliche Schmerzen behandeln – Andauernde Kopfschmerzen und Migräne, unspezifische Rückenschmerzen und andere chronische Schmerzen sind eine häufige Ursache für die Verordnung von starken Schmerzmedikamenten. Diese lindern zwar die Symptome, ändern jedoch nichts an der Ursache. Im Rahmen einer Therapie der Abhängigkeit werden deshalb auch die zugrundeliegenden Schmerzen behandelt, um die Rückfallgefahr zu senken und für die Betroffenen mehr Lebensqualität zu erreichen.