Wie lässt sich ein Rückfall bei Alkohol vermeiden?
Alkoholismus ist eine Krankheit, die Betroffene ein Leben lang begleitet. Die entsprechende Behandlung sollte deshalb im Idealfall nicht auf eigene Faust, sondern mit professioneller Unterstützung in einer erfahrenen Einrichtung, wie etwa einer Entzugsklinik für Alkohol, erfolgen. Hier können die Patienten nicht nur kontrolliert entgiften, sondern den Alkoholismus auch therapeutisch aufarbeiten. Während der Behandlung lernen sie im Rahmen einer Rückfallprävention, wie sie ein erhöhtes Risiko für einen Rückfall erkennen und mit diesem umgehen. Dabei können verschiedene Maßnahmen hilfreich sein.
Selbstkontrolle
Bereits während des qualifizierten Alkoholentzugs lernen die meisten Suchtkranken verschiedene Strategien zum Aufbau einer verbesserten Selbstkontrolle. Die Idee dahinter: Indem die Betroffenen lernen, sich selbst und ihr Verhalten zu beobachten und zu reflektieren, können sie mögliche Rückfallauslöser oder brenzlige Situationen leichter identifizieren und entsprechende Handlungsschritte in die Wege leiten. Mögliche Maßnahmen, um eine verbesserte Selbstkontrolle zu erreichen, sind beispielsweise das Führen eines Tagebuchs oder die Einführung von Belohnungen beim Erreichen von Zielen.3
Stressbewältigung
Ob durch äußere oder innere Faktoren – Stress ist für viele Suchtkranke einer der häufigsten Ursachen für einen Alkoholismus-Rückfall. Umso wichtiger ist es für die Betroffenen, möglichst frühzeitig Techniken und Strategien zu erlernen, die der Stressbewältigung dienen. Hierunter haben achtsamkeitsbasierte Trainings und Programme in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erhalten. Mehrere Studien zeigen, dass Therapieprogramme wie „Mindfulness-Based Relapse Prevention“ (MBRP) gute Erfolge erzielen und Betroffenen dabei helfen können, einen Alkoholrückfall zu verhindern.4
Ablenkungsstrategien
Um nicht in alte Trinkmuster abzurutschen bzw. gar nicht erst wieder zur Flasche zu greifen, ist es wichtig, sich in den entscheidenden Momenten ablenken zu können. Tritt Suchtdruck auf, hält dieser Zustand manchmal nicht mal eine Stunde an. Wer diese Phase übersteht, hat dementsprechend gute Aussichten, weiterhin abstinent zu bleiben. Es gibt verschiedene Ablenkungsstrategien, doch nicht alle sind immer geeignet. Typische Beispiele sind:
- Einen guten Freund anrufen
- Sport
- Viele nicht alkoholische Getränke trinken (Alkoholfreies Bier oder Sekt sollten aufgrund ihrer Trigger-Funktion allerdings vermieden werden)
- Ein konzentrationsforderndes Spiel spielen
- Kalt duschen
- Brausetabletten lutschen
- Im Radio, Fernsehen auf Zeitungsseiten bestimmte Worte zählen
All diese Aufgaben erfordern Konzentration und Energie. Dadurch können Alkoholkranke, die Suchtdruck (Craving) verspüren, sich nicht länger auf das Verlangen nach Alkohol fokussieren. Oft ist der kritische Moment bereits nach wenigen Minuten ausgestanden. Es gilt, für sich selbst die Ablenkungsstrategie zu finden, die am besten passt.
Suchtverlagerung vermeiden
Doch Vorsicht: Treten kritische Situationen gehäuft auf, können sich Ablenkungsstrategien abnutzen. Es ist dementsprechend hilfreich, die zugrundeliegende Ursache für das gehäufte Auftreten zu erforschen. Hierbei helfen Suchtmediziner und Psychotherapeuten genauso wie Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker oder das Blaue Kreuz. Dort kann zudem verhindert werden, dass sich das rückfallvermeidende Verhalten zu einer Suchtverlagerung entwickelt. Auch vermeintliche Ablenkungen wie Essen oder Sport können eine solche Suchtverlagerung hervorrufen und neue Abhängigkeiten bewirken, wenn sie übertrieben werden.
Ablehnungstraining
Andere Menschen in die eigene Alkoholsucht einzuweihen, fällt nicht jedem Alkoholabhängigen leicht. Während es bei den nahen Angehörigen und guten Freunden meist noch unproblematisch ist, gestaltet sich die Angelegenheit bei Arbeitskollegen oder entfernten Bekannten meist deutlich schwieriger. Als Folge kommt es immer wieder dazu, dass dem Betroffenen alkoholische Getränke angeboten werden. Diese höflich, aber bestimmt abzulehnen, ist das Ziel des sogenannten Ablehnungstrainings.
Auf alkoholfreie Trigger vorbereitet sein
Hier erfahren Abhängige, wie sie in kritischen Momenten auf die Angebote reagieren, welche Informationen sie über sich preisgeben möchten und wie sie standhaft bleiben können. Je besser die Vorbereitung auf alle Eventualitäten, umso leichter fällt es standzuhalten. Auch alkoholfreies Bier oder mit Alkohol zubereitete Speisen können als Trigger eingestuft werden. Zum einen aktivieren sie das Suchtgedächtnis aufgrund von Geschmack und Geruch. Zum anderen kann Restalkohol enthalten sein, der schnell zurück in die Alkoholsucht führt. Derartige Speisen und Getränke sollten deshalb unbedingt jederzeit konsequent abgelehnt werden.