Rückfall Alkohol

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Aktualisiert am: 20.11.2023
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  • Ein Rückfall gehört durch das Suchtgedächtnis zum Wesen der Alkoholsucht und ist keineswegs ein Versagen des Betroffenen.
  • Man unterscheidet zwischen einem trockenen Rückfall, einem Fehltritt, einem schweren und einem schleichenden Rückfall.
  • Schätzungen zufolge liegt die Rückfallquote von Alkoholkranken bei 70 bis 90 %.
  • Oft kündigt sich ein Rückfall durch Warnsignale wie Zittern, Unruhe, Herzrasen, Durstgefühl, Schwitzen und Schlafstörungen an.
  • Besteht ein Rückfall-Risiko, sollten sich die Betroffenen ablenken. Darüber hinaus müssen angebotene Alkoholika abgelehnt werden.
  • Kommt es zu einem Rückfall, sollte der Ort des Geschehens zeitnah verlassen und professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.
Inhalt

Ursachen, Risiken und Chancen erkennen

Eine Alkoholsucht zu überwinden, ist aufgrund des Suchtgedächtnisses eine lebenslange Aufgabe. Ohne eine entsprechende Therapie sowie die Unterstützung durch Familienangehörige und Selbsthilfegruppen schaffen es die meisten Alkoholiker nicht, ihre Krankheit unter Kontrolle zu bringen. Auch wenn ein engmaschiges Netz aus Notfallplänen und -strategien existiert, kann es nach einem erfolgreich abgeschlossenen Alkoholentzug jederzeit zu einem Alkohol-Rückfall kommen. Selbst Menschen, die jahrelang abstinent leben, sind davor nicht gefeit.

Wie kann eine Rückfall-Analyse die Abstinenz stärken?

Es ist wichtig, den Rückfall zu bewerten und therapeutisch aufzuarbeiten und das Rezidiv nicht auf eine vermeintlich missglückte Therapie zu schieben. Wer die Ursachen und Risiken eines Rückfalls erkennt und hieraus die richtigen Schlüsse zieht, lernt, auf kritische Situationen angemessen zu reagieren. Das schützt vor weiteren „Ausrutschern“ und hilft sogar, die Abstinenz langfristig zu stabilisieren.

Motivation als Voraussetzung für ein abstinentes Leben –  Obwohl Rückfälle bei einer Alkoholsucht üblich sind und im Leben eines Suchtkranken durchaus mehrfach auftreten können, sind diese bei einigen Alkoholkranken häufiger vertreten als bei anderen. Ausschlaggebend für eine solche Unterscheidung ist die sogenannte Abstinenzmotivation. So haben Alkoholkranke die besten Aussichten auf eine langfristige Abstinenz, wenn sie ihr Alkoholproblem nicht verleugnen und aus eigenem Antrieb einen Entzug absolvieren. Hier möchten die Betroffenen unter allen Umständen ohne das Suchtmittel zurechtkommen und ein selbstbestimmtes Leben mit einem gesicherten Arbeitsplatz und erfüllenden sozialen Kontakten führen.

 

Abstinenzmotivation für Rückfallvermeidung entscheidend – Personen, die ihren Alkoholkonsum bagatellisieren, die Alkoholtherapie ausschließlich auf Wunsch der Angehörigen anstreben oder den Entzug machen, um ihren Arbeitsplatz zu behalten, haben ein deutlich höheres Rückfallrisiko. Oftmals wissen sie bereits vor dem Beginn der Entzugsbehandlung, dass sie nach dem stationären Aufenthalt und der Beendigung des „Pflichtprogramms“ erneut trinken werden und verschenken damit Lebensqualität und Lebensdauer.

Was ist ein Alkohol-Rückfall?

Wann genau man bei Alkoholikern von einem Rückfall spricht, ist eine Frage der Definition. Sehr viele Experten verwenden eine sehr enge Rückfalldefinition, bei der jeder konsumierte Tropfen Alkohol als Rückfall eingestuft wird.

Was ist ein trockener Rückfall?

Der trockene Rückfall Alkohol zeichnet sich dadurch aus, dass genau genommen gar kein Alkohol konsumiert wird. Stattdessen fällt der ehemalige Suchtkranke in alte Verhaltensweisen und -muster zurück, indem er beispielsweise ehemalige Trinkkumpane besucht oder in seine Stammkneipe einkehrt. Auch altbekannte emotional-psychische Muster wie Gefühlsschwankungen, Großspurigkeit und Sprunghaftigkeit treten gehäuft auf. All dies sind Alarmsignale, die nicht ignoriert werden sollten. Denn sie können nicht nur einen kleinen Ausrutscher, sondern ebenso einen schwerwiegenden Rückfall nach sich ziehen.

Was ist ein Fehltritt (lapse)?

Ein Fehltritt oder Ausrutscher wird von manchen als einmaliger Vorfall definiert. Ein trockener Alkoholiker, der eine Flasche Bier oder ein Glas Wein trinkt, sein Verhalten anschließend aber reflektiert, korrekt bewertet und sofort wieder zur Abstinenz zurückkehrt, begeht einen solchen Fehltritt. Wie oben bereits erwähnt, proklamieren allerdings sehr viele Suchtexperten jeden Tropfen als Rückfall und nicht als „Ausrutscher“. Das Wort Ausrutscher könnte nämlich wiederum als Bagatellisierung verstanden werden.

Was ist ein schwerer Rückfall (relapse)?

Bei einem schweren Rückfall zum Alkohol verfallen die Betroffenen mit sofortiger Wirkung zurück in dieselben Muster, die sie vor der Abstinenz an den Tag legten. Dies betrifft sowohl die Menge und Dauer als auch die Frequenz des Alkoholkonsums.

Was ist ein schleichender Rückfall?

Alkoholiker, die glauben, ihre Sucht überwunden zu haben, meinen häufig, zu kontrolliertem Trinken fähig zu sein. Gelingt ihnen dies zunächst noch recht gut, weiten sich allmählich jedoch wieder altbekannte Verhaltensmuster aus. Entzugserscheinungen manifestieren sich und Trinkdauer, -frequenz und -menge steigen stetig an.

Was ist die Gefahr bei einem Rückfall in den Alkohol?

Unabhängig davon, wie ein ehemaliger Alkoholkranker rückfällig geworden ist – was alle Betroffenen gemeinsam haben, ist das Gefühl der Scham und des Versagens. Wenn ihnen bewusst wird, dass sie bei der Bewältigung der Krankheit eine weitere Runde verloren haben, geben viele Patienten Mut und Hoffnung auf.

Negative Gedankengänge

Gedankenspiralen wie die folgenden führen zur Selbstaufgabe:

  • Ich bin eben einfach ein Versager.
  • Jetzt ist mir alles egal.
  • Was habe ich auch anderes erwartet?
  • Natürlich bin ich wieder einmal gescheitert.
Betäuben von Emotionen mit Alkohol

Anstatt gegen die Alkoholkrankheit anzukämpfen, wird der vermeintlich einfachere Weg gewählt. Kummer und Frust werden mit Alkohol betäubt bzw. darin ertränkt – genauso, wie es bereits vor der Abstinenz geschehen ist. Tatsächlich müssen Abhängige, die rückfällig geworden sind, nicht zwangsläufig wieder komplett abrutschen. Wer sein fehlgeleitetes Verhalten erkennt und angemessen reagiert, kann aus dem Zwischenfall lernen.

Wie hoch ist bei Alkoholikern die Rückfallquote?

Der Erfahrung nach haben viele Alkoholabhängige auch während ihrer Abstinenz immer wieder mit Situationen zu tun, in denen die Versuchung, Alkohol zu konsumieren, groß ist. Nicht jeder gibt dieser Verführung nach, doch insgesamt ist bei Alkoholikern die Rückfallquote recht hoch.

Sehr hohe Rückfallquote, vor allem im ersten Jahr

Schätzungen zufolge sind 70 bis 90 Prozent der Menschen, die ihre Alkoholkrankheit überwinden wollen, betroffen. Die hohe Rückfallquote bei Alkoholikern ist entsprechend nicht nur mehr Regel als Ausnahme, sondern zudem ein wesentlicher Bestandteil der Krankheit sowie des Genesungsprozesses. Ein besonders hohes Rückfallrisiko gilt übriges im ersten Jahr nach dem Alkoholentzug.

Auf Rückfälle vorbereitet sein

Umso entscheidender ist es, dass Alkoholabhängige stark bleiben, die Warnsignale von Körper und Psyche rechtzeitig erkennen und den passenden Notfallplan griffbereit haben. So können sie das Risiko minimieren und sich auch nach einem aufgetretenen Zwischenfall schnell wieder aufraffen.

Warum werden Alkoholiker rückfällig?

Viele Menschen trinken Alkohol hin und wieder als reines Genussmittel auf einer Party oder zu einem gemütlichen Abendessen. Bei Alkoholsüchtigen hingegen spielt der Genussfaktor meist eine untergeordnete Rolle.

Alkohol als „Problemlöser“

Alkoholabhängige trinken Bier, Wein oder andere Alkoholika, um Stress abzubauen, Ängste zu überwinden, besser schlafen zu können oder die Realität zu vergessen. Kurz gesagt: Alkoholkranke benutzen das Zell- und Nervengift als Problemlöser, weshalb vor allem belastende Situationen als mögliche Auslöser für einen Alkohol-Rückfall identifiziert werden können:

  • Stress im Job
  • Streit in der Familie
  • Körperliche/psychische Beschwerden
  • Finanzielle Sorgen
Positive Trinkanlässe

Belastende Situationen zu erkennen und als potenzielle Auslöser eines Rückfalls in den Alkohol einzustufen, fällt abstinenten Alkoholkranken meist relativ leicht. Positive Motivatoren für einen Alkoholkonsum zu erkennen, ist dagegen oft viel schwieriger.

Belohnung: Eine gute Stimmung an einem warmen Sommertag oder Stolz und Zufriedenheit nach einer gemeisterten Aufgabe – all das scheint nach einer Belohnung zu verlangen. Sich zur Feier des Tages einen Schluck zu gönnen, kann jedoch schnell einen schweren Rückfall provozieren.

Soziale Anlässe: Dasselbe gilt für gesellige Situationen. Gemeinsam mit Freunden, im Sportverein oder auf einer Familienfeier – wenn die Menschen um den Alkoholkranken herum Alkoholika genießen, fällt es diesem oft schwer, selbst standhaft zu bleiben.

Verharmlosungen: Noch schwerer wird es, wenn „wohlmeinende“ Außenstehende den trockenen Alkoholiker zum Trinken verführen wollen. Sätze wie „ein Schluck wird schon nicht schaden“ oder „ein Gläschen kannst du doch trinken“, sind für Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit sehr gefährlich.

Alte Trink-Routinen als potenzielle Rückfall-Auslöser

Auch Situationen, in denen die Betroffenen früher regelmäßig Alkohol konsumiert haben, können einen Rückfall in die Abhängigkeit provozieren. So können bestimmte Orte oder Tätigkeiten den bekannten Suchtdruck und sogar körperliche Symptome auslösen. In all diesen Szenarien ist der Umgang mit den eigenen Gefühlen entscheidend – nur wenn neu erlernte Strategien zeitnah umgesetzt werden, können gravierende Rückfälle oder das Abrutschen ins alte Trinkverhalten verhindert werden.

Begleiterkrankungen als potenzielle Rückfall-Auslöser

Neben dem problemlösenden oder dem belohnenden Effekt kann ein Rückfall ebenfalls durch nicht behandelte Begleiterkrankungen der Alkoholsucht hervorgerufen werden. Daher ist es wichtig, unerkannte psychische Erkrankungen zu erkennen und zu therapieren, beispielsweise Depressionen oder Angststörungen. Schließlich spielt besonders bei Depressionen die Selbstmedikation durch Alkohol eine große Rolle. Eine antidepressive medikamentöse Einstellung kann helfen, den Teufelskreis zwischen Konsum und Selbstmedikation zu durchbrechen.

Was passiert bei einem Rückfall im Gehirn?

Äußere Einflüsse wie beruflicher Stress und psychische Faktoren wie Unzufriedenheit können Ursachen für einen Rückfall bei Alkohol sein. Allerdings deuten Studien darauf hin, dass auch strukturelle Veränderungen bzw. Gegebenheiten im Gehirn mitverantwortlich sein können. So scheint u. a. der Verlust der grauen Masse im Cuneus und die schlechtere Konnektivität mit anderen Hirnarealen ein Prädiktor für potenzielle Rückfälle zu sein1. Zudem reagieren abstinent lebende Alkoholiker auf alkoholassoziierte Reize bisweilen mit unterschiedlichen Hirnaktivitäten – auch das scheint eine Auswirkung auf einen möglichen Rückfall zu haben2.

Warnsignale im Vorfeld

Eine Abhängigkeit äußert sich stets anhand verschiedener psychischer und körperlicher Symptome. Typische körperliche Entzugserscheinungen wie Zittern, Schweißausbrüche, ein trockener Mund oder Herzrasen kennen die meisten Betroffenen. Auf der psychischen Ebene stehen dagegen vor allem Angst und Unruhe im Fokus. Zudem kreisen die Gedanken unkontrollierbar um das Thema Alkohol. Ganz ähnlich sehen die Warnsignale von Körper und Psyche vor einem möglichen Rückfall in den Alkohol aus. Die Signale zu kennen und richtig zu deuten, kann dabei helfen stark zu bleiben:

Körperliche und psychische Warnsignale
  • Unruhe
  • Zittern
  • Schweißausbrüche
  • Schlafstörungen
  • Herzrasen
  • Extremes Durstgefühl
Gedankenmuster als Warnsignale

Vor dem Konsum von Alkohol nach einer Abstinenzphase treten meist typische Gedankenmuster auf. Diese dienen dazu, Gründe für die Abstinenz außer Kraft zu setzen und drehen sich meist ums kontrollierte Trinken. Dabei gilt: Je länger bereits kein Alkohol mehr getrunken wurde, umso größer ist der Irrglaube, den Konsum kontrollieren zu können. Dazu gesellt sich meist die Vorstellung, dass es den Betroffenen nach einem Glas Bier besser gehen würde, oder dass ein Glas sicher nicht schaden könne.

Emotionen als Warnsignale

Negative Emotionen können bei einer Abhängigkeit einen Ausrutscher herbeiführen: Angst, Trauer, Sorgen oder gar Verzweiflung sind typische Beispiele. Stark positive Emotionen können aber ebenfalls Fehltritte auslösen, weil sie in Übermut, Kontrollverlust und Selbstüberschätzung gipfeln können.

Wie lässt sich ein Rückfall bei Alkohol vermeiden?

Alkoholismus ist eine Krankheit, die Betroffene ein Leben lang begleitet. Die entsprechende Behandlung sollte deshalb im Idealfall nicht auf eigene Faust, sondern mit professioneller Unterstützung in einer erfahrenen Einrichtung, wie etwa einer Entzugsklinik für Alkohol, erfolgen. Hier können die Patienten nicht nur kontrolliert entgiften, sondern den Alkoholismus auch therapeutisch aufarbeiten. Während der Behandlung lernen sie im Rahmen einer Rückfallprävention, wie sie ein erhöhtes Risiko für einen Rückfall erkennen und mit diesem umgehen. Dabei können verschiedene Maßnahmen hilfreich sein.

Selbstkontrolle

Bereits während des qualifizierten Alkoholentzugs lernen die meisten Suchtkranken verschiedene Strategien zum Aufbau einer verbesserten Selbstkontrolle. Die Idee dahinter: Indem die Betroffenen lernen, sich selbst und ihr Verhalten zu beobachten und zu reflektieren, können sie mögliche Rückfallauslöser oder brenzlige Situationen leichter identifizieren und entsprechende Handlungsschritte in die Wege leiten. Mögliche Maßnahmen, um eine verbesserte Selbstkontrolle zu erreichen, sind beispielsweise das Führen eines Tagebuchs oder die Einführung von Belohnungen beim Erreichen von Zielen.3

Stressbewältigung

Ob durch äußere oder innere Faktoren – Stress ist für viele Suchtkranke einer der häufigsten Ursachen für einen Alkoholismus-Rückfall. Umso wichtiger ist es für die Betroffenen, möglichst frühzeitig Techniken und Strategien zu erlernen, die der Stressbewältigung dienen. Hierunter haben achtsamkeitsbasierte Trainings und Programme in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erhalten. Mehrere Studien zeigen, dass Therapieprogramme wie „Mindfulness-Based Relapse Prevention“ (MBRP) gute Erfolge erzielen und Betroffenen dabei helfen können, einen Alkoholrückfall zu verhindern.4

Ablenkungsstrategien

Um nicht in alte Trinkmuster abzurutschen bzw. gar nicht erst wieder zur Flasche zu greifen, ist es wichtig, sich in den entscheidenden Momenten ablenken zu können. Tritt Suchtdruck auf, hält dieser Zustand manchmal nicht mal eine Stunde an. Wer diese Phase übersteht, hat dementsprechend gute Aussichten, weiterhin abstinent zu bleiben. Es gibt verschiedene Ablenkungsstrategien, doch nicht alle sind immer geeignet. Typische Beispiele sind:

  • Einen guten Freund anrufen
  • Sport
  • Viele nicht alkoholische Getränke trinken (Alkoholfreies Bier oder Sekt sollten aufgrund ihrer Trigger-Funktion allerdings vermieden werden)
  • Ein konzentrationsforderndes Spiel spielen
  • Kalt duschen
  • Brausetabletten lutschen
  • Im Radio, Fernsehen auf Zeitungsseiten bestimmte Worte zählen

All diese Aufgaben erfordern Konzentration und Energie. Dadurch können Alkoholkranke, die Suchtdruck (Craving) verspüren, sich nicht länger auf das Verlangen nach Alkohol fokussieren. Oft ist der kritische Moment bereits nach wenigen Minuten ausgestanden. Es gilt, für sich selbst die Ablenkungsstrategie zu finden, die am besten passt.

Suchtverlagerung vermeiden

Doch Vorsicht: Treten kritische Situationen gehäuft auf, können sich Ablenkungsstrategien abnutzen. Es ist dementsprechend hilfreich, die zugrundeliegende Ursache für das gehäufte Auftreten zu erforschen. Hierbei helfen Suchtmediziner und Psychotherapeuten genauso wie Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker oder das Blaue Kreuz. Dort kann zudem verhindert werden, dass sich das rückfallvermeidende Verhalten zu einer Suchtverlagerung entwickelt. Auch vermeintliche Ablenkungen wie Essen oder Sport können eine solche Suchtverlagerung hervorrufen und neue Abhängigkeiten bewirken, wenn sie übertrieben werden.

Ablehnungstraining

Andere Menschen in die eigene Alkoholsucht einzuweihen, fällt nicht jedem Alkoholabhängigen leicht. Während es bei den nahen Angehörigen und guten Freunden meist noch unproblematisch ist, gestaltet sich die Angelegenheit bei Arbeitskollegen oder entfernten Bekannten meist deutlich schwieriger. Als Folge kommt es immer wieder dazu, dass dem Betroffenen alkoholische Getränke angeboten werden. Diese höflich, aber bestimmt abzulehnen, ist das Ziel des sogenannten Ablehnungstrainings.

Auf alkoholfreie Trigger vorbereitet sein

Hier erfahren Abhängige, wie sie in kritischen Momenten auf die Angebote reagieren, welche Informationen sie über sich preisgeben möchten und wie sie standhaft bleiben können. Je besser die Vorbereitung auf alle Eventualitäten, umso leichter fällt es standzuhalten. Auch alkoholfreies Bier oder mit Alkohol zubereitete Speisen können als Trigger eingestuft werden. Zum einen aktivieren sie das Suchtgedächtnis aufgrund von Geschmack und Geruch. Zum anderen kann Restalkohol enthalten sein, der schnell zurück in die Alkoholsucht führt. Derartige Speisen und Getränke sollten deshalb unbedingt jederzeit konsequent abgelehnt werden.

Was tun bei einem Rückfall mit Alkohol?

Ausrutscher können passieren und müssen nicht immer zur Folge haben, dass die Alkoholabhängigkeit wieder die Führung übernimmt und das eigene Leben erneut aus den Fugen gerät. Wichtig ist, dass schon nach dem ersten Schluck die passenden Konsequenzen gezogen werden.

Notfallplan griffbereit

Einen Notfallplan in der Tasche zu haben, ist empfehlenswert. Diese Idee ist wortwörtlich zu verstehen. Wer seinen Notfallplan immer bei sich trägt, erhöht die Chance, sofort zu reagieren und den erneuten Teufelskreis direkt zu unterbrechen. Hilfreich ist es, den Plan mit der Familie, dem Partner oder dem Therapeuten festzulegen. Sind mehrere Vertrauenspersonen eingebunden, ist das Netz, in das der Patient fällt, umso stärker. Zwei Tipps sind für den Notfallplan eines rückfälligen Abhängigen besonders wichtig:

  • Den Ort des Geschehens verlassen
  • Eine eingeweihte Vertrauensperson kontaktieren
Aufarbeitung der Ursachen

Anschließend muss es darum gehen, den Alkoholkonsum aufzuarbeiten: Welches waren die Auslöser, nach der abstinenten Zeit wieder zu trinken? Welche Gefühle hat der Alkoholkonsum ausgelöst? Welche Strategien können zukünftig helfen, weitere Fehltritte zu vermeiden? Der Umgang mit dieser Erfahrung sollte in einem geschützten und professionellen Rahmen erfolgen. Gemeinsam mit dem Partner oder der Familie oder einem Psychotherapeuten oder Facharzt aus einer Klinik können so neue Strategien entwickelt werden, um für die Zukunft besser gewappnet zu sein.

Wie sollten Angehörige bei einem Rückfall zum Alkohol reagieren?

Das Leben mit der Alkoholsucht ist auch für die Angehörigen nicht leicht. Sie leiden unter dem jahrelangen Alkoholkonsum oft stillschweigend und sind entsprechend umso glücklicher, wenn der Abhängige sich in eine Therapie begibt und versucht, abstinent zu leben. Tritt dann nach einiger Zeit ein Ausrutscher oder Fehltritt auf, ist dies auch für die Angehörigen frustrierend. Trotzdem sollte man, wenn möglich, den Partner, den guten Freund oder das eigene Kind weiterhin unterstützen bzw. sich professionelle Hilfe holen. Vorwürfe, Schuldzuweisungen oder gar die Abwendung vom Betroffenen sind in vielen Fällen wenig hilfreich und können dazu führen, dass der Rückfällige noch tiefer in den Alkoholkonsum zurückrutscht. Trotzdem sollten Angehörige auch wissen, wie sie Grenzen setzen. Hier können Selbsthilfegruppen und Angehörigentreffen weiterhelfen.

Ihr Kontakt zur My Way Betty Ford Privatklinik

Sie sind als trockener Alkoholiker rückfällig geworden und haben das Gefühl, ohne professionelle Unterstützung nicht zur Abstinenz zurückkehren zu können? Mit unserem weitreichenden Netzwerk und den verschiedenen Möglichkeiten in unserer Klinik – beispielsweise durch eine Intervalltherapie – helfen wir Ihnen gerne weiter. Wir bieten Ihnen:

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    Quellenangaben

    Quellenliste

    1 Wang J, Fan Y, Dong Y, Ma M, Dong Y, Niu Y, Jiang Y, Wang H, Wang Z, Wu L, Sun H, Cui C. Combining gray matter volume in the cuneus and the cuneus-prefrontal connectivity may predict early relapse in abstinent alcohol-dependent patients. PLoS One. 2018 May 7;13(5):e0196860. doi: 10.1371/journal.pone.0196860. PMID: 29734343; PMCID: PMC5937790, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29734343/ (Datum des Zugriffs: 20.10.2023)

    2 Beck A, Wüstenberg T, Genauck A, Wrase J, Schlagenhauf F, Smolka MN, Mann K, Heinz A. Effect of brain structure, brain function, and brain connectivity on relapse in alcohol-dependent patients. Arch Gen Psychiatry. 2012 Aug;69(8):842-52. doi: 10.1001/archgenpsychiatry.2011.2026. PMID: 22868938, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22868938/ (Datum des Zugriffs: 20.10.2023)

    3 Koopmann, Anne „Rückfallprophylaxe bei Alkoholabhängigkeit“, In: PSYCH up2date 2020, 14, 307 – 322, S. 308, https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/a-0982-0730.pdf (Datum des Zugriffs: 20.10.2023)

    4 Beiglböck, W. et al „Achtsamkeitsbasierte Suchttherapie ­– Möglichkeiten und Grenzen“, In: Suchttherapie 2013, 14(01), 16-21, Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York, DOI: 10.1055/s-0032-1331202, https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0032-1331202 (Datum des Zugriffs: 20.10.2023)

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