Oxycodon-Entzug

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Aktualisiert am: 11.06.2021
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Oxycodon-Entzug: alles Wichtige in 30 sec.

  • Das Opioid Oxycodon ist ein stark wirksames Analgetikum der Stufe 3 und kann bei längerer Einnahme zur Sucht führen.
  • Aufgrund seiner psychotropen Wirkung darf das Medikament nicht einfach abgesetzt, sondern muss ausgeschlichen werden.
  • Der Entzug besteht aus Entgiftung, Entwöhnung und ambulanter Nachsorge.
  • Wichtig für den Entzugserfolg ist auch die Einbeziehung der Angehörigen.
  • Die Dauer des Entzugs ist individuell und umfasst mehrere Wochen, wobei die Therapie der psychischen Abhängigkeit am längsten dauert.
  • Zu den Entzugssymptomen zählen u. a. Schwindel, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Schlafstörungen, Angst und Depressionen.
Inhalt

Das Schmerzmittel professionell absetzen und abstinent leben

Oxycodon wird im WHO-Stufenschema den Schmerzmitteln der Stufe 3 zugeordnet und gilt wie Fentanyl und Buprenorphin als stark wirksames Opioid, das nur dann verordnet werden soll, wenn niederpotente Analgetika zur Bewältigung von Schmerzen nicht ausreichend sind. Es wirkt rund zweimal so stark wie das in der Palliativmedizin eingesetzte Morphin, kann zahlreiche Nebenwirkungen hervorrufen und birgt ein hohes Suchtpotenzial. Daher sollte die Indikation für das Medikament stets ärztlich gut geprüft, und die Einnahmedauer so kurz wie möglich gehalten werden. Ist es bereits zu einer Medikamentensucht gekommen, hilft in der Regel nur noch ein qualifizierter Oxycodon-Entzug in einer Suchtklinik.

Warum ist ein Oxycodon-Entzug sinnvoll und wichtig?

Oxycodon unterscheidet sich in seiner Wirkung nur wenig von anderen psychoaktiven Substanzen, die allgemeinhin als Drogen eingestuft werden. Der Wirkstoff dockt an spezifischen Opioid-Rezeptoren im Gehirn an und sorgt dafür, dass sich die Konzentration der Botenstoffe im zentralen Nervensystem verändert. Genauer gesagt führt die Einnahme von Oxycodon zu einer gedämpften Weiterleitung von Reizen und Signalen. Dadurch werden die Signale für Schmerzen weniger oder zumindest langsamer übertragen. Für Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, ist dies eine echte Entlastung. Allerdings bringt das Opioid Oxycodon eine ganze Reihe starker Nebenwirkungen mit sich. Als besonders unangenehm wird häufig die Verstopfung (Obstipation) empfunden. Auch Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen und Schwindel, Gedächtnisstörungen und starke emotionale Schwankungen können für Betroffene belastend sein.

Doch nicht nur die Nebenwirkungen sind ein wichtiger Grund dafür, dass viele Patienten sich früher oder später dafür entscheiden, die Einnahme der Tabletten oder Kapseln dauerhaft zu beenden. Viel schwerer wiegt die Abhängigkeitserkrankung, die sich aus einer regelmäßigen Oxycodon-Einnahme ergeben kann. Leider bemerken Menschen, die nach Oxycodon süchtig sind, ihre Sucht oft erst zu spät. Dabei sind die Folgen, die Opioide und Opiate im Körper und in der Psyche auslösen, alles andere als gering:

  • Teilnahmslosigkeit
  • Reduktion der kognitiven Leistungsfähigkeit und des Reaktionsvermögens
  • Verminderung der sensorischen Leistungsfähigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Fokussierung auf das Opiat, alles andere, einschließlich Partner und Familie, wird diesem untergeordnet

Diese Symptome treten allerdings, und das ist wichtig zu betonen, nur dann auf, wenn der Patient in das typische Suchtverhalten mit Dosissteigerung und unkontrollierter Einnahme fällt, also ein echtes abhängiges Verhalten entwickelt hat. Ein chronischer Schmerzpatient, der jahrelang die gleiche Dosis einnimmt, bleibt „normal“. Die Folgen eines unbehandelten chronischen Schmerzsyndroms sind auch nicht zu unterschätzen und verändern einen Menschen ebenfalls, er entwickelt Depressionen, Ängste, Suizidgedanken. Auch sind Opiate nicht organtoxisch, was durchaus ein großer Vorteil ist, vor allem bei multimorbiden Patienten.

Die negativen Entwicklungen durch die Sucht ziehen häufig den gesellschaftlichen Rückzug und die soziale Isolation nach sich. Menschen, die eine Abhängigkeit nach Medikamenten entwickelt haben, müssen meist nicht nur die Dosis regelmäßig steigern, um Rebound-Effekte zu vermeiden, sondern befassen sich früher oder später fast nur noch mit Gedanken rund um die Einnahme der Tabletten. Das führt dazu, dass andere Verpflichtungen und Aufgaben nicht mehr wahrgenommen oder nur unzureichend erfüllt werden können. Der Verlust des Arbeitsplatzes, der Sturz durch das soziale Netz, der Verlust des Partners und der Familie und die Vereinsamung sind häufig die Folge.

Warum sollte man Oxycodon nicht einfach absetzen?

Patienten, die unter wiederkehrenden oder anhaltenden Schmerzen leiden und hierfür schon seit längerer Zeit Oxycodon einnehmen, sollten aus Angst vor den Gefahren einer Abhängigkeit das Medikament niemals abrupt absetzen. In einem solchen Fall werden Körper und Psyche in eine extreme Belastungssituation versetzt und es treten zahlreiche, höchst unangenehme Entzugserscheinungen auf. Die Betroffenen, die einen kalten Entzug durchleben, beginnen zu zittern, leiden unter starken Stimmungsschwankungen, fühlen den physischen Schmerz mit einer enormen Intensität und werden oft von einer ganzen Reihe weiterer Entzugssymptomen gequält, so dass die meisten Patienten erneut zur Tablette greifen. Neben den gesundheitlichen Risiken, die ein kalter Entzug mit sich bringt, steht vor allem der psychische Schaden im Fokus. Wer an einem kalten Entzug gescheitert ist und die gravierenden Entzugserscheinungen in ihrer Gänze durchlebt hat, wird in der Vermutung bestärkt, dass das Leben ohne die Tabletten nicht oder nur wenig lebenswert sei. Dadurch sinkt die Motivation für einen neuerlichen Entzug drastisch; lieber nehmen die Betroffenen weiterhin ihre tägliche Dosis Oxycodon als sich erneut dem Entzugssyndrom auszusetzen.

Wie verläuft ein professioneller Oxycodon-Entzug?

Opiate und Opioide bringen neben der Schmerzlinderung einen nicht unerheblichen Nebeneffekt mit sich. Schließlich haben sie ebenfalls eine euphorisierende Wirkung. Das gilt für Oxycodon genauso wie für Tilidin, Tramadol oder Fentanyl. Wenn die Medikamente zu wirken beginnen, stellt sich also nicht nur die Schmerzlinderung ein, sondern die Patienten fühlen sich automatisch glücklicher, zufriedener und entspannter. Schon nach kurzer Zeit können sich die Betroffenen ein Leben ohne das Arzneimittel nicht mehr vorstellen. Um dieses Verlangen zu überwinden, ist es umso wichtiger, dass ein Entzug kontrolliert und unter ärztlicher Aufsicht in einer speziellen Entzugsklinik stattfindet.

Schließlich können nur bei einer stationären Entgiftung sämtliche körperlichen und psychischen Begleiterscheinungen des Entzugs zu jedem Zeitpunkt kontrolliert und angemessen behandelt werden. Zusätzlich wird mithilfe eines kleinschrittigen bzw. fraktionierten Entzugs sichergestellt, dass die Entzugserscheinungen in abgemilderter Form auftreten. Bei diesem Vorgehen erfolgt das Absetzen des Opioids in sehr kleinen Schritten mit geringen Dosisveränderungen. Da Oxycodon eine stärker schmerzstillende Wirkung als Morphin besitzt, kann eine Umstellung auf alternative Schmerzmittel notwendig werden. Sollten die Entzugssymptome zu stark werden, können diverse Medikamente Linderung bringen. Antidepressiva oder Neuroleptika wirken gegen Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen, während nicht-suchterzeugende Analgetika gegen Schmerzen helfen. Innere Unruhe und Muskelschmerzen lassen sich beispielsweise auch mit Physiotherapie, Magnesium oder Entspannungstechniken in den Griff bekommen. Die individuelle Medikation wird mit dem behandelnden Arzt festgelegt und ist stets ein wichtiger Baustein der ganzheitlichen Therapie.

Zu eben diesen Bausteinen gehört ebenso die Aufarbeitung psychischer Folgen und Ursachen der Sucht in der Entwöhnung. Es gilt herauszufinden, in welchen Situationen Betroffene auf die Medikamente zurückgreifen und wie sie ganz allgemein mit Belastungssituationen umgehen. In den psychotherapeutischen Sitzungen werden neue Verhaltensstrategien aufgezeigt, die den Suchtkranken dabei helfen können, in Krisensituationen anders zu reagieren. Zudem müssen die Patienten lernen, ihr Craving, sprich das Verlangen nach der suchterzeugenden Substanz, in den Griff zu bekommen. Das gelingt mithilfe begleitender Therapieangebote wie Sport, Kreativität und die Rückbesinnung auf das eigene Ich.

Wie lange dauert ein Oxycodon-Entzug?

Eine Schmerzmittelabhängigkeit zu beenden, fällt alles andere als leicht. Schließlich lösen Opioide und Opiate wie Morphin, Oxycodon oder Fentanyl ähnlich wie Benzodiazepine oder Z-Substanzen schon nach kurzer Zeit eine starke Abhängigkeit aus, in diesem Fall körperlich und psychisch. Menschen, die einen Entzug durchführen möchten, müssen dementsprechend nicht nur mit einer seelisch-emotionalen Achterbahnfahrt rechnen, sondern auch körperliche Entzugserscheinungen in Kauf nehmen, die bei einer durchschnittlichen Dosierung allerdings meist nach zwei bis drei Wochen abgeschlossen sind und im professionellen Setting durch die gute medikamentöse Begleitung und den fraktionierten Entzug nur sanft ausfallen.

Grundsätzlich ist der Weg aus einer Abhängigkeit immer individuell und mit Höhen und Tiefen verbunden, wobei die Behandlung der psychischen Abhängigkeit in der Regel mühevoller und langwieriger als die reine Entgiftung ist. Falls die Behandlung von Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) notwendig ist, fließt diese ebenfalls in die Dauer des Oxycodon-Entzugs ein. Ebenso spielt es eine Rolle, ob die Suchttherapie, d. h. die Entgiftung und Entwöhnung, in einem Behandlungsblock (Privatklinik) oder zeitlich versetzt in einem Krankenhaus / Psychiatrie und einer Rehaklinik (öffentliche Kostenträger) stattfindet. Es ist davon auszugehen, dass der Entzug in einer privaten Suchtklinik deutlich kürzer und intensiver verläuft als die Behandlungen von Krankenkasse und Rentenversicherung. Schlussendlich kann aber erst ein ausführliches Gespräch mit einem behandelnden Arzt der Fachklinik genaueren Aufschluss über die zu veranschlagende Therapiedauer geben.

Welche Entzugserscheinungen sind bei einem Oxycodon-Entzug zu erwarten?

Wie gravierend die Absetzerscheinungen beim Entzug von Opioiden ausfallen, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Häufig hat die Dauer der Einnahme der Medikamente genauso einen Einfluss wie die Höhe der täglichen Dosis und der allgemeine gesundheitliche Zustand des Patienten.

Typische Entzugssymptome, die beim Ausschleichen von Opiaten und Opioiden auftreten können, sind:

  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Mangel an Energie
  • Laufende Nase und tränende Augen
  • Starkes Schwitzen
  • Übelkeit, Bauchkrämpfe, Durchfall und Erbrechen
  • Angst und depressive Verstimmungen
  • Schlafstörungen
  • Psychotische Schübe
  • Bluthochdruck und Herzrasen
  • Fieber und Schüttelfrost

Diese Symptome werden von vielen Suchtkranken zwar als unangenehm empfunden, viele Symptome lassen sich jedoch, wenn nötig, in der Regel durch eine medikamentöse Behandlung abmildern. Immer wieder entpuppen sich aber Symptome und auch unter der Sucht schlummernde Erkrankungen wie Depressionen als so gravierend, dass man diese auch längerfristig medikamentös, z.B. durch Antidepressiva, behandeln muss.

Warum werden Angehörige in die Therapie einbezogen?

Medikamentenabhängige entwickeln häufig zahlreiche Strategien, um den eigenen Missbrauch der Substanzen zu tarnen. Nicht selten erkennen Angehörige das Problem daher erst, wenn Oxycodon oder andere Opioide schon über einen viel zu langen Zeitraum hinweg genommen wurden und machen sich Vorwürfe, nicht früher reagiert zu haben. Aber auch andere Szenarien sind denkbar. Viele Angehörige rutschen in eine Co-Abhängigkeit und versuchen den Süchtigen zu schützen, indem sie verschiedene Rechtfertigungsstrategien entwickeln, um dessen Abhängigkeit zu legitimieren. Auch dies ist eine große Belastung. Dasselbe gilt selbstverständlich für die zahlreichen Auseinandersetzungen mit dem Suchtkranken, bei dem sich mit fortschreitendem Stadium der Sucht alles nur noch um die Medikamenteneinnahme dreht. Wenn ein professioneller Entzug von Medikamenten gegen Schmerzen durchgeführt werden soll, sind nahestehende Verwandte deshalb stets angehalten, sich im Rahmen der Angehörigenarbeit zu informieren, neue Strategien zu erlernen und belastende Gefühle und Gedanken loszuwerden. Dieses Angebot verhindert, dass Angehörige früher oder später der Belastung nicht mehr standhalten können, sich in einer Depression verlieren oder ebenfalls eine Sucht entwickeln.

Der Schutz der Angehörigen und die Aufarbeitung von Geschehnissen und Erlebtem ist jedoch nicht das einzige, was beim Thema Angehörigenarbeit im Fokus steht. Für den Abhängigen selbst ist der Genesungsprozess mit der Rückkehr aus der Klinik noch nicht abgeschlossen. Er benötigt daher ein stabiles Umfeld, das ihm Halt und die richtigen Voraussetzungen für eine dauerhafte Abstinenz bietet. Wenn Suchtkranke nicht nur ihren physischen Schmerz, sondern auch andere unangenehme Aspekte in ihrem Leben durch Tabletten mit Opiaten oder Opioiden betäubt haben, müssen diese ungünstigen Strukturen aufgebrochen werden. Dennoch erfolgt eine aktive Angehörigenarbeit immer optional auf Wunsch des Patienten und ist kein absolutes Muss.

Was folgt auf den Entzug von Oxycodon?

Wenn Suchtkranke lernen, dass sie ihren Schmerz ebenfalls mit anderen Mitteln als Morphin oder Oxycodon behandeln können, sind sie auf dem Weg in ein abstinentes Leben ohne Suchtmittel bereits ein gutes Stück weitergekommen. Auch nach dem Entlassungstermin ist die Therapie als solche aber noch nicht abgeschlossen, sondern muss ambulant fortgesetzt werden. Dies erfolgt normalerweise durch den regelmäßigen Besuch eines niedergelassenen Therapeuten in Wohnortnähe, bei dem weitere psychische Aspekte der Sucht behandelt werden. Zudem empfiehlt sich die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe, wo Betroffene mit Menschen in ähnlicher Situation in Kontakt kommen können.

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