Wie lange dauert ein Opiatentzug?
Wie lange der Entzug von Opiaten und Opioiden dauert, kann nicht pauschal bestimmt werden. Viele Faktoren beeinflussen die Dauer: Erfahrungsgemäß dauert der Entzug bei Patienten, die bereits über einen längeren Zeitraum hinweg hochdosierte Opiate oder Opioide einnehmen, länger als bei Patienten, die die Medikamente erst seit kurzem sowie in niedriger Dosis verabreicht bekommen.
Werden die Substanzen ohne medizinische Indikation als Rauschmittel konsumiert, ist die Dauer des Opiat-Entzugs in der Regel noch länger. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Wirkstoffe in der Drogenszene meist in besonders hohen Dosen eingenommen werden. Darüber hinaus findet oftmals ein Mischkonsum mit anderen Substanzen, wie Alkohol oder Cannabis, statt – das kann die Opiat- oder Opioid-Entzug-Dauer zusätzlich verlängern. Grundsätzlich lässt sich ein vollständiger Entzug in vier Phasen unterteilen:
1. Phase: Entzugsmotivation erreichen
Bevor sich Patienten mit einer Medikamentenabhängigkeit bzw. Opioid-Abhängigkeit für einen Entzug entscheiden, müssen sie zunächst eine entsprechende Motivation ausbilden. Erst wenn sie erkennen, dass sie eine Abhängigkeitsproblematik entwickelt haben und diese bewusst auflösen wollen, können sie die Erkrankung gezielt angehen.
Abhängigkeit erkennen bei bestimmungsgemäßem Gebrauch
Wie lange es dauert, ehe die Motivation für einen Entzug entsteht, ist individuell verschieden. Viele Patienten, die Medikamente mit opioiden Wirkstoffen einnehmen, bemerken ihre Abhängigkeitserkrankung oft über Jahre hinweg nicht – vor allem, da die Arzneimittel ärztlich verordnet werden.
Abhängigkeit erkennen bei missbräuchlicher Verwendung
Bei Menschen, die Oxycodon, Heroin, Tilidin oder Fentanyl als Rauschmittel nehmen, verhält sich die Situation hingegen etwas anders: Sie wissen normalerweise von vornherein, dass der Konsum abhängig machen kann, nehmen dieses Risiko aber für den Rausch in Kauf. Oft denken sie über Monate oder Jahre hinweg, sie hätten den Konsum unter Kontrolle – ein Entzug kommt für sie erst infrage, wenn die körperliche, soziale und/oder psychische Belastung durch die Abhängigkeit zu groß wird. Wie lange dies dauert, variiert von Fall zu Fall.
2. Phase: Körperliche Entgiftung
Der erste Schritt des körperlichen und psychischen Entzugs ist die Entgiftung. Dabei werden die Medikamente bzw. Rauschmittel abgesetzt, sodass die Wirkstoffe im Körper abgebaut werden und die Betroffenen nicht mehr unter dem Einfluss ihrer Wirkung stehen.
Kontrolliertes Ausschleichen der Medikamente
14 Tage dauert der körperliche Entzug in der Regel. Er erfolgt kontrolliert und zielgerichtet, eingebunden in eine stationäre Behandlung. Dabei werden die Substanzen für gewöhnlich nicht einfach abrupt abgesetzt, sondern langsam ausgeschlichen – insbesondere bei Patienten mit chronischen Schmerzen ist dies die reguläre Vorgehensweise. So werden die Entzugserscheinungen reduziert und der Körper entgeht einer Überlastung.
Symptomfreiheit im Allgemeinen nach 2 Wochen
Nach zwei Wochen sind die meisten Patienten symptomfrei und gelten als körperlich entgiftet. Die genaue Dauer der Entgiftung hängt von der konsumierten Substanz ab, denn die Stoffe werden unterschiedlich schnell abgebaut.
3. Phase: Psychische Entwöhnung
Nach dem Absetzen der Medikamente ist der Entzug für die meisten Patienten, die Medikamente mit Oxycodon oder ähnlichen Wirkstoffen zur Behandlung von Schmerzen eingenommen haben, vorbei. Doch wenn die Einnahme der Medikamente zusätzlich in eine psychische Abhängigkeit geführt hat, muss nach der Entgiftung eine Entwöhnung stattfinden.
Entwöhnung wichtig bei Opiatmissbrauch
Für Patienten, die die Arzneistoffe als Drogen missbraucht haben, ist eine Entwöhnung immer angeraten. In dieser Phase des Entzugs arbeiten die Suchtkranken ihre Abhängigkeit auf, erkennen die Ursachen ihrer Erkrankung und eignen sich Strategien für den zukünftigen Umgang mit der Suchtproblematik an.
Dauer der Opiat-Entwöhnung
Die meisten Betroffenen sollten eine Zeitspanne von mehreren Wochen oder sogar Monaten einplanen. Wie lange die Entwöhnung als Teil der Therapie im Einzelfall dauert, lässt sich im Vorfeld nur schwer bestimmen. Die individuelle Verfassung des Patienten, eventuelle psychische Vor- und/oder Begleiterkrankungen sowie weitere Faktoren üben einen bedeutsamen Einfluss aus.
4. Phase: Ambulante Nachsorge
Mehrere Monate oder sogar Jahre kann es dauern, bis die Opiat-Sucht wirklich überwunden ist. Wenn die körperliche Entgiftung und psychische Entwöhnung abgeschlossen sind, ist der klassische Entzug zwar vorbei, die Abhängigkeitserkrankung ist damit aber noch nicht vollständig überwunden. Tatsächlich werden Symptome wie das Suchtverlangen auch nach dem Entzug noch wahrnehmbar sein. Deshalb sollte die Nachsorge mit ambulanter Therapie, Selbsthilfegruppen und Co. ebenfalls in die Entzugsdauer einberechnet werden.