Wie läuft ein Opiatentzug ab?
Um eine Sucht bewältigen zu können, müssen sowohl die körperliche als auch die psychische Abhängigkeit behandelt werden; andernfalls besteht ein erhöhtes Risiko für Rückfälle. Unabhängig vom jeweiligen Suchtstoff ist ein Entzug immer mehrstufig aufgebaut und besteht aus einer Entgiftung, Entwöhnung und einer ambulanten Nachsorge.
Entgiftung
Um die körperliche Abhängigkeit zu beenden, beginnt ein Opiat-Entzug zunächst mit einer Entgiftung. Der Konsum des jeweiligen Opioids wird nach und nach verringert (fraktionierter Entzug), so dass sich der Körper langsam an den sinkenden Wirkstoffspiegel gewöhnen kann und mit weniger Entzugserscheinungen reagiert. Zusätzlich dazu können lindernde Medikamente gegeben werden, so dass der körperliche Entzug so sanft und schonend wie möglich verläuft. Am Ende der Behandlung ist der Organismus vollständig vom Suchtstoff und dessen Metaboliten befreit. Bei einer stationären Entgiftung werden die Vitalfunktionen ärztlich überwacht, um möglichen Komplikationen rechtzeitig entgegenwirken zu können.
Entwöhnung
Auf die Entgiftungsbehandlung folgt eine Entwöhnung, die auf die tieferliegenden Aspekte der Abhängigkeit ausgerichtet ist. So werden die psychischen Suchtursachen unter therapeutischer Anleitung aufgearbeitet und durch konstruktive Verhaltensmuster ersetzt. Die Patienten lernen, auf die euphorisierende Wirkung der jeweiligen Substanz zu verzichten / Abschied nehmen von der Substanz und Glücksgefühle und Zufriedenheit durch andere Aktivitäten – beispielsweise durch das Entdecken interessanter Hobbys – zu erzeugen. Ebenso spielt das Erlernen einer besseren Schmerzbewältigung und ggf. die Umstellung auf ein nicht abhängig machendes Schmerzmittel eine Rolle. Bestehen zusätzlich zu den chronischen Schmerzen psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen, werden diese ebenfalls psychotherapeutisch behandelt.
Ambulante Nachsorge
Die Nachsorge ist besonders bei einem Opioid-Entzug unerlässlich, da ein Rückfall durch die gesunkene Toleranz zu einer tödlichen Überdosierung führen kann. Je nach individueller Konstitution des Patienten kann der Körper bereits bei Dosierungen, die vor dem Entzug „unbedenklich“ waren, mit einer lebensgefährlichen Atemdepression reagieren. Der Besuch eines Nachsorgetherapeuten und die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe unterstützen die Betroffenen dabei, dem durch das Suchtgedächtnis im Alltag immer wieder aufflackernden Verlangen nach der jeweiligen Substanz zu widerstehen. Ist der Suchtkranke hinreichend stabilisiert, kann die Psychotherapie nach und nach in größeren Abständen erfolgen und schließlich ganz beendet werden. Das Engagement in einer Selbsthilfegruppe sollte allerdings über eine längere Zeit erfolgen.