Korsakow-Syndrom

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Aktualisiert am: 04.02.2021
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Korsakow-Syndrom: alles Wichtige in 30 sec:

  • Das Korsakow-Syndrom ist eine amnestische Erkrankung und wurde nach dem Neurologen Sergei Korsakow benannt.
  • Die Betroffenen vergessen ältere Gedächtnisinhalte und neue Informationen, die Lücken werden durch Konfabulationen aufgefüllt.
  • Die Hauptursache ist ein massiver Vitamin B1-Mangel, der durch eine Alkoholsucht begünstigt wird.
  • In vielen Fällen entsteht zuerst eine Wernicke-Enzephalopathie, die unbehandelt zu einem Korsakow-Syndrom führt.
  • Krankheitssymptome sind u. a. Gedächtnisstörungen, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Gefühlsschwankungen und Polyneuropathien.
  • Die Behandlung erfolgt durch einen Trinkstopp, die Gabe von Vitamin B1, Ergo- und Physiotherapie. 
Inhalt

Wenn das Gedächtnis aufgrund von Alkohol streikt

Alkohol hat als toxische Substanz einen negativen Einfluss auf die Zellen im menschlichen Körper, insbesondere auf die des Gehirns. Während die Schäden eines gelegentlichen Alkoholkonsums meist überschaubar bleiben, kann langanhaltendes, chronisches Trinken zu bleibenden Hirnschädigungen und gravierenden Erkrankungen führen. Ein Beispiel hierfür ist das Korsakow-Syndrom, das mit starken kognitiven Einschränkungen einhergeht.

Was ist das Korsakow-Syndrom?

Korsakow-Syndrom:

Korsakow-Syndrom oder Morbus Korsakow handelt es sich um eine amnestische Erkrankung, bei der Elemente einer retrograden sowie einer anterograden Amnesie zusammentreffen. Das bedeutet, dass Betroffene sowohl alte Gedächtnisinhalte vergessen als auch Schwierigkeiten haben neue Informationen im Gedächtnis zu speichern. Zudem zeigen die Patienten Konfabulationen, um die Gedächtnislücken zu füllen. Das Korsakow-Syndrom ist nach dem Neurologen Sergei Korsakow benannt, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal eine umfassende Beschreibung der Erkrankung und ihrer Symptome erstellte.

Wie entsteht das Korsakow-Syndrom?

Bei der erstmaligen Beschreibung der Krankheit lag der Fokus in erster Linie auf Patienten mit einem langanhaltenden exzessiven Alkoholkonsum in der Vorgeschichte. Bis heute gilt es als erwiesen, dass eine chronische Alkoholsucht / Alkoholabhängigkeit zu einem Korsakow-Syndrom führen kann. Häufig führt der Weg die Betroffenen jedoch zuerst über eine sogenannte Wernicke-Enzephalopathie, bevor sich das Korsakow-Syndrom manifestiert.

Was ist eine Wernicke-Enzephalopathie?

Weil zahlreiche Patienten mit einem Korsakow-Syndrom vorab zunächst an einer Wernicke-Enzephalopathie leiden, ist die Wernicke-Enzephalopathie als Krankheit in vielen Fällen mit einer Vorstufe des Korsakow-Syndroms gleichzusetzen. Ausgelöst wird die degenerative Erkrankung des Gehirns in erster Linie durch einen Mangel an Vitamin B1 (Thiamin), wie er bei Alkoholikern sehr häufig festzustellen ist. Wird dem Körper bzw. dem Gehirn nicht ausreichend viel Vitamin B1 zugeführt, kommt es zunächst zu einem gestörten Stoffwechsel im Gehirn, der anschließend zu Schwellungen und Einblutungen sowie schlussendlich zu einer Verkümmerung der betroffenen Bereiche führt.

Was ist das Wernicke-Korsakow-Syndrom?

Wird die Wernicke-Enzephalopathie nicht umgehend durch einen Alkoholstopp sowie eine ausreichende Gabe an Thiamin behandelt, entwickelt sie sich in vielen Fällen zu einem Korsakow-Syndrom weiter. Wegen dieser häufig vorkommenden Verbindung dieser Krankheitsbilder sprechen Mediziner oftmals auch vom sogenannten Wernicke-Korsakow-Syndrom, wobei hier keine Mischform der beiden Krankheiten gemeint ist, sondern lediglich auf den Zusammenhang beider Erkrankungen verwiesen wird.

Wie sehen die Symptome bei einer Wernicke-Enzephalopathie aus?

Weil die Wernicke-Enzephalopathie unbehandelt oftmals zu einem Morbus Korsakow führt, obwohl sie sich durch die Gabe von Thiamin behandeln lässt, ist es hilfreich, die typischen Symptome rechtzeitig zu erkennen. Hierzu gehören unter anderem

  • Gedächtnisverlust
  • Desorientierung
  • Psychosen
  • Konfabulationen
  • Ataxien
  • Bewegungsstörungen der Augen / Augenmuskellähmungen

 

Wer unter Doppelbildern, Sprechstörungen, Schlafproblemen oder auch Schwierigkeiten mit der Feinmotorik leidet und gleichzeitig viel Alkohol trinkt, sollte umgehend den Konsum des Rauschmittels einstellen und sich von einem Arzt untersuchen lassen. Ein Bluttest kann Aufschluss über den Gehalt an Vitamin B1 im Blut geben.

Welche Symptome treten bei einem Korsakow-Syndrom auf?

Wenn das Korsakow-Syndrom allein oder im Anschluss an eine Wernicke-Enzephalopathie auftritt, muss bei den Betroffenen mit verschiedenen charakteristischen Symptomen gerechnet werden. Diese ähneln denen der Wernicke-Enzephalopathie, sind jedoch oft deutlich stärker ausgeprägt. Am auffälligsten ist die Gedächtnisstörung, die sich sowohl auf das Speichern neuer Informationen als auch das Erinnern weiter zurückliegender Informationen bezieht. Aufgetretene Gedächtnislücken werden häufig durch Konfabulationen, also ausgedachte Inhalte gefüllt. Die Betroffenen denken sich hierbei jedoch nicht bewusst falsche Inhalte aus, weshalb Konfabulationen nicht mit Lügen verwechselt werden sollten. Darüber hinaus bestehen Antriebsarmut, erhöhte Müdigkeit und Ermüdbarkeit, teils Euphorie und starke Gefühlsschwankungen. Zudem sind auch die peripheren Nerven betroffen; es kommt zu Polyneuropathien, auch zu Blässe der Haut und verstärkten Kälteempfindungen.

Warum sind Alkoholiker von einem Korsakow-Syndrom betroffen?

Menschen, die über Jahre hinweg regelmäßig trinken, leiden häufig an einem Vitaminmangel durch Alkohol. Lebenswichtige Vitamine und Nährstoffe werden nicht mehr, oder nicht in ausreichenden Mengen eingenommen oder können als Folge des Alkoholismus im Magen-Darm-Trakt nicht mehr richtig aufgenommen werden. Darüber hinaus kommt es bei Menschen mit einem übermäßigen Alkoholkonsum zu Störungen im Stoffwechsel, was auch die Weiterverarbeitung und den Transport von Nährstoffen wie Vitamin B1 beeinträchtigen kann. Ein weiteres Risiko, das alkoholkranke Menschen eingehen: Alkohol übt als zell- und nervenschädigende Substanz einen direkten negativen Einfluss auf das Gehirn aus. Dies wiederum kann die Entstehung starker Gedächtnisstörungen und chronischer Hirnerkrankungen fördern.

Wie wird das Korsakow-Syndrom diagnostiziert?

Die Diagnose eines Korsakow-Syndroms verläuft ähnlich wie bei einer Wernicke-Enzephalopathie relativ eindeutig. Anhand des Auftretens des Betroffenen sowie im Rahmen eines anamnestischen Gesprächs können die typischen Symptome sehr schnell identifiziert werden. Zusätzlich berücksichtigen Ärzte für ihre Diagnose normalerweise die Ausführungen von Angehörigen. Zur Absicherung sollte außerdem eine Blutuntersuchung erfolgen, die einen chronischen Vitamin-B1-Mangel aufdecken kann. Auch Hirnstrommessungen sowie ein CT oder ein MRT können hilfreich sein. Insbesondere die beiden letztgenannten Untersuchungen sind wichtig, um andere Ursachen für die auftretenden Symptome ausschließen zu können.

Wie sehen Behandlung und Therapie beim Korsakow-Syndrom aus?

Wird eine Wernicke-Enzephalopathie erkannt und ist es noch nicht zur Ausbildung eines Korsakow-Syndroms gekommen, kann eine hochdosierte Gabe von Thiamin hilfreich sein. Gleichzeitig sollte das Alkoholproblem, das zum Thiamin-Mangel beigetragen hat, umgehend beseitigt werden. Hat sich die Wernicke-Enzephalopathie bereits zu einem Morbus Korsakow weiterentwickelt, sieht die Therapie auch hier eine langfristige Erhöhung des Vitamin-B1-Spiegels vor. Allerdings wird hierdurch nur bei einem von sieben Betroffenen eine Besserung des Gesundheitszustandes erzielt. Psychotherapeutische Ansätze sowie ergotherapeutische Maßnahmen können empfehlenswert sein, zielen oftmals aber nicht auf eine Heilung ab, sondern darauf, dem Patienten ein möglichst selbstständiges Leben zu ermöglichen.

Wie stehen die Prognosen beim Korsakow-Syndrom?

Für Menschen mit einem Korsakow-Syndrom stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung und Therapie eher schlecht. Hat sich das Morbus Korsakow erst einmal ausgebildet, können zwar Besserungen der Gedächtnisleistungen eintreten, das volle kognitive Potenzial wird in der Regel jedoch nicht wiederhergestellt. Die Lebenserwartung bei dieser neurologischen Störung entspricht derselben wie ohne das amnestische Syndrom. Allerdings nur, sofern der chronische Alkoholismus als Ursache erfolgreich behandelt wird.

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