Wie läuft eine professionelle Entzugstherapie ab?
Eine erfolgreiche Suchttherapie besteht grundsätzlich aus einer Entgiftung, einer Entwöhnung und einer ambulanten Nachsorge. Dies gilt im Übrigen nicht nur für Fentanyl, sondern ebenso für alle anderen psychotropen Substanzen. Je nach durchführender Einrichtung erfolgen Entgiftungs- und Entwöhnungsbehandlung entweder in einem Behandlungsschritt (private Suchtkliniken) oder in zwei, zeitlich voneinander getrennten Therapieabschnitten (öffentliche Einrichtungen). Dies liegt daran, dass die von der Krankenkasse übernommene Entgiftung und die Suchtrehabilitation der Deutschen Rentenversicherung in unterschiedlichen Einrichtungen stattfinden. Zudem muss die Reha in einer Rehaklinik zunächst beantragt werden.
Entgiftung
Bevor Suchtkranke lernen, ohne Fentanyl auszukommen, müssen sie zunächst den rein physischen Entzug hinter sich bringen. Dabei wird die Dosis nicht wie bei einem kalten Entzug von jetzt auf gleich komplett reduziert, sondern es erfolgt ein langsames Ausschleichen. Das bedeutet, dass die Medikamente langsam abgesetzt werden. Wie kleinschrittig die Dosierung im Detail aussieht, entscheidet der behandelnde Arzt von Fall zu Fall individuell. Die Dauer der Abhängigkeit und auch die Höhe der täglichen Dosis spielen hierbei eine wichtige Rolle. Manchmal kann es sinnvoll sein, auf ein anderes Opioid umzustellen, um das Ausschleichen besser zu ermöglichen. Dadurch wird der Fenta-Entzug so langsam wie nötig, gleichzeitig aber so schnell wie möglich durchgeführt. Für den Patienten äußert sich dies darin, dass er einerseits über einen festgelegten Zeitraum hinweg komplett runterdosiert wird, und dass er andererseits aber so geringe Entzugserscheinungen wie möglich erleidet. Insbesondere die psychischen, aber auch die physischen Belastungen durch den Fentanyl-Entzug werden auf Wunsch durch die Gabe individuell abgestimmter Medikamente, etwa gegen Verstopfung, Übelkeit und Durchfall, Angst oder Panik, gelindert.
Entwöhnung
Während der Entwöhnung geht es darum, das innere Verlangen (Craving) des Patienten nach der rauscherzeugenden Substanz zu behandeln. Wird dieser Schritt ausgelassen, wird ein abstinentes Leben nahezu unmöglich. Auf Basis einer kognitiven Verhaltenstherapie, Systemtherapie oder tiefenpsychologisch fundierten Therapie lernen die Betroffenen, wie sie mit dem Suchtdruck im Alltag umgehen können. Darüber hinaus erfolgt eine breit angelegte Aufarbeitung der Suchtursachen. Ebenso werden mögliche Begleiterkrankungen und die für den chronischen Schmerz ursächliche Erkrankung behandelt.
Ambulante Nachsorge
Nach dem Fentanyl-Entzug ist es wichtig, die Learnings und Erkenntnisse des Entzugs im Alltag zu stabilisieren. Schließlich ist der Weg in eine suchtfreie Zukunft mit dem Klinikaufenthalt nicht beendet. Jeder weitere Tag fordert die Mithilfe der Suchtkranken und viele Situationen können zu einem Rückfall verführen. Umso wichtiger, dass Betroffene sich Hilfe suchen und diese auch nach dem stationären Aufenthalt in Anspruch nehmen. Dies erfolgt in der Regel durch den Besuch eines ambulanten Nachsorgetherapeuten, in einer Therapiegruppe und/oder durch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe.