Wie verläuft ein stationärer Benzo-Entzug in einer Suchtklinik?
Trotz aller Schwierigkeiten ist es möglich, den Körper durch einen sanften, fraktionierten Benzo-Entzug langsam von der Substanz zu entgiften. In einer qualifizierten Entzugsklinik wird die Dosis anhand fester Entzugsschemata nach und nach herabgesetzt und auf ein Benzodiazepin mit geringerer Halbwertszeit umgestellt. Häufig wird hierfür Oxazepam ausgewählt, weil dieser Arzneistoff eine mittlere Halbwertzeit mit sich bringt und eine Dosisreduktion über mehrere über den Tag verteilte Einzeldosen erlaubt. Darüber hinaus kann der zuständige Arzt im Rahmen der Therapie eine zusätzliche Medikation anordnen, wenn trotz des schrittweisen Ausschleichens Entzugssymptome auftreten. Dazu zählen beispielsweise Antidepressiva, niederpotente Neuroleptika, Stimmungsstabilisatoren oder Präparate gegen Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden oder Übelkeit. Während der gesamten Entgiftung werden die Vitalfunktionen kontinuierlich überwacht, um möglichen Komplikationen vorzubeugen oder beginnende Krisen schnellstmöglich aufzufangen und somit eine Eskalation der Schwere zu vermeiden.
Ebenso ist es wichtig, bei der Behandlung die Psyche nicht außer Acht zu lassen und die Suchtursachen therapeutisch aufzuarbeiten. So wird im Rahmen einer umfassenden und individuell zugeschnittenen Therapie, die auf kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansätzen basiert, der Patient dazu ermutigt, neue Strategien und Verhaltensweisen für seinen Alltag auszuprobieren. Dabei geht es darum zu erlernen, wie der Suchtkranke zukünftig auf belastende Situationen reagieren könnte, ohne auf die Einnahme von Benzodiazepinen zurückzugreifen. Auf diese Weise lernen die Benzodiazepin-Abhängigen nach und nach wieder selbstbestimmt und selbstständig zu leben. Weiterhin steht die Behandlung der Grunderkrankung, die ursächlich zur Benzodiazepin-Einnahme geführt hat, im Fokus. Häufig sind Depressionen oder Angsterkrankungen für die Suchtentwicklung verantwortlich. Diese Grunderkrankungen erfolgreich zu therapieren, ist ein weiterer wichtiger Schritt in ein suchtfreies Leben. Dasselbe gilt für Begleiterkrankungen, die sich erst durch den Missbrauch der Medikamente eingestellt haben.
Die Behandlung (Entgiftung und Entwöhnung) kann sowohl in öffentlichen Häusern als auch in Privatkliniken durchgeführt werden. Allerdings verläuft ein Entzug von Krankenkasse (Entgiftung) und Rentenversicherung (Suchtrehabilitation / Entwöhnung) in zwei unterschiedlichen Einrichtungen. Die Suchtreha muss zuerst bei der zuständigen Rentenversicherung beantragt werden, so dass zwischen beiden Therapien eine mehrwöchige Pause liegt, in der die Rückfallgefahr aufgrund der nach wie vor vorhandenen psychischen Abhängigkeit sehr groß ist.
Besonders erfolgversprechend ist eine Entzugskur in einer professionellen privaten Klinik, die Selbstzahlern und Privatpatienten die Möglichkeit bietet, das Problem der Suchterkrankung in einem geschützten Rahmen stressfrei und ganzheitlich behandeln zu lassen. Medikamentenabhängige können hier sowohl die körperliche als auch die seelische Abhängigkeit bei den gleichen Ärzten und Therapeuten effektiv bekämpfen und erhalten im Gegensatz zu öffentlichen Kliniken deutlich mehr Psychotherapie und Therapie im Gruppensetting.