Welche Arten von Antidepressiva gibt es?
Grundsätzlich wird bei der Verordnung von Psychopharmaka zwischen neueren und älteren Antidepressiva unterschieden. Die in Deutschland am häufigsten verschriebenen Mittel mit antidepressiver Wirkung gehören zur neueren Generation und weisen geringere Nebenwirkungen auf als ältere Mittel. Auch wirken sie bei einer Überdosierung weniger toxisch, also schädlich. Ebenfalls verschrieben werden Benzodiazepine und Z-Substanzen, wobei diese aufgrund ihres hohen Suchtrisikos mittlerweile eher umstritten sind.
Neuere Antidepressiva
Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI)
Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer greifen gezielt in den Serotonin-Stoffwechsel ein und sorgen dafür, dass mehr Serotonin im synaptischen Spalt vorhanden ist. Grundsätzlich rufen SSRI weniger Nebenwirkungen hervor als andere Tranquilizer, stehen aber im Verdacht suizidale Neigungen auslösen zu können. Auch das Risiko von Wechselwirkungen in Kombination mit Alkohol ist bei diesen Antidepressiva geringer, aber dennoch vorhanden. Zu den bekanntesten SSRI-Wirkstoffen zählen Sertralin, Paroxetin, Citalopram und Escitalopram. Während bei der Kombination der Substanzen Escitalopram bzw. Sertralin und Alkohol aktuell keine oder nur geringe Wechselwirkungen bekannt sind, scheint sich bei gleichzeitiger Einnahme von Citalopram und Alkohol die Empfindlichkeit für Alkohol zu erhöhen. So kann es bereits bei geringen Alkoholmengen zu einem starken Unwohlsein und einem schweren Kater kommen. Auch durch Paroxetin und Alkohol können verschiedene Wirkungen hervorgerufen werden. Zum einen kann die Alkoholwirkung verstärkt werden und zum anderen kann es zu starker Übelkeit kommen.
Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSNRI)
Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer beeinflussen den Serotonin- und Nordadrenalin-Stoffwechsel und ähneln in ihrer Wirkung den SSRI. Sie werden bei Depressionen, Angst- und Panikstörungen eingesetzt. Ein bekannter Wirkstoff dieser Gruppe ist Venlafaxin. Alkohol kann die Wirkung dieser Medikamente beeinflussen, deshalb ist von Alkoholkonsum während der Behandlung abzusehen.
Weitere Antidepressiva der neueren Generation sind Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI, NARI, NERI), Dual-serotonerge Antidepressiva (SARI) und Selektive Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahme-Hemmer (NDRI).
Ältere Antidepressiva
Trizyklische Antidepressiva
Aufgrund ihrer chemischen Struktur heißen manche Antidepressiva Trizyklika oder auch trizyklische Antidepressiva. Sie hemmen die Wiederaufnahme mehrerer Botenstoffe in die Nervenzellen des Gehirns. Das führt dazu, dass eine größere Menge an Dopamin, Serotonin und Noradrenalin verfügbar ist, was zu der stimmungsaufhellenden, beruhigenden, angst- und spannungslösenden Wirkung dieser Arzneimittel führt. Bekannte Wirkstoffe sind unter anderem Amitriptylin, Doxepin, Clomipramin, Desipramin, Imipramin und Opipramol.
Bei der gleichzeitigen Einnahme von Trizyklika und Alkohol verstärkt sich vor allem die beruhigend-sedierende Wirkung. Eine solche Verstärkung kann im schlimmsten Fall zur Bewusstlosigkeit und Atemstillstand führen. Da trizyklische Antidepressiva und Alkohol an den gleichen Rezeptoren im Gehirn andocken, können sich durch ihre Kombination noch weitere Nebenwirkungen zeigen oder verstärken. Hierzu gehören unter anderem:
- Benommenheit, Schwindel
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
- Angstzustände
- Krämpfe
- Zittern
- Vermehrtes Schwitzen
- Herzrhythmusstörungen
Ebenfalls zu erwähnen sind Persönlichkeitsveränderungen, die sich zum Beispiel durch eine erhöhte Nervosität oder Hyperaktivität, eine allgemeine Verwirrtheit, Wahnvorstellungen oder Wahrnehmungsstörungen bemerkbar machen können.
Tetrazyklische Antidepressiva
Ebenfalls nach ihrer chemischen Struktur sind die sogenannten tetrazyklischen Antidepressiva (Tetrazyklika) benannt. Sie sind eng verwandt mit den Trizyklika, wirken jedoch stärker auf den Noradrenalin-Stoffwechsel und rufen weniger starke Nebenwirkungen hervor als diese. Unter anderem gehören die Wirkstoffe Mianserin und Mirtazapin zu der Gruppe der tetrazyklischen Antidepressiva.
Auch Tetrazyklika und Alkohol dürfen keinesfalls zusammen eingenommen werden, da sie starke Nebenwirkungen im Herz-Kreislauf-System hervorrufen. Es drohen lebensgefährliche Blutdruckveränderungen und Herzrhythmusstörungen, die unbehandelt zum Tod führen können.
Weitere Wechselwirkungen sind:
- Mundtrockenheit
- Kreislaufprobleme
- Schwindel
- Vermehrtes Schwitzen
- Verstopfte Nase
- Verengung der Bronchien
Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer)
MAO-Hemmer werden heute nur noch bei sehr schweren Fällen der Depression eingesetzt. Wirkstoffe wie Moclobemid und Tranylcypromin wirken stimmungsaufhellend, angstlösend, antriebssteigernd und aktivierend. In Kombination mit Alkohol kann es zu einer Steigerung des Blutdrucks und Herzrhythmusstörungen, innerer Unruhe, Kreislaufproblemen und Schlafstörungen kommen.