Warmer Entzug zuhause
Was ist ein warmer Entzug von Alkohol zu Hause?
Eine Alternative für diejenigen, die keine stationäre Behandlung ihrer Alkoholabhängigkeit in Anspruch nehmen möchten, kann der ambulante Entzug sein. Dieser wird bisweilen als sanfter Alkoholentzug zu Hause bezeichnet, da es bei diesem Entzugsmodell nicht zu starken Entzugserscheinungen kommt. Der Suchtkranke befindet sich in ambulanter medizinischer Versorgung und wird regelmäßig beim begleitenden Arzt vorstellig. Hier wird der Gesundheitszustand des Betroffenen kontrolliert, bei Bedarf erfolgt die Ausgabe von Medikamenten gegen Entzugserscheinungen. Erhebungen zeigen, dass ein ambulanter Alkoholentzug bei bestimmten Gruppen von Suchtkranken hilfreich sein kann4. Jedoch ist er nicht für alle Alkoholiker die beste Lösung.
Höheres Rückfallrisiko durch fehlende Aufarbeitung der Suchtursachen
Diese Form der Therapie bietet für die Betroffenen auf den ersten Blick einen entscheidenden Vorteil. Schließlich erhalten sie scheinbar die Chance, den Teufelskreis der psychischen und körperlichen Abhängigkeit zu durchbrechen, ohne sich hierfür in eine Entzugsklinik für Alkohol begeben zu müssen. Stattdessen entziehen sie in Begleitung ihres Hausarztes in ihren eigenen vier Wänden. Leider bringt auch diese Entzugsmöglichkeit in den meisten Fällen nur ein begrenztes Erfolgspotenzial mit sich – viele Suchtkranke werden unmittelbar nach der Entgiftungsphase rückfällig, da eine Aufarbeitung der Suchtgenese auch hierbei nicht erfolgt.
Voraussetzungen für einen warmen Entzug von Alkohol zuhause
Damit ein ambulanter Entzug überhaupt funktionieren kann, müssen zunächst einige Voraussetzungen gegeben sein. So sollte der Betroffene nicht allein leben und dazu in der Lage sein, seinen behandelnden Arzt mindestens einmal täglich zu kontaktieren. Weil sich der direkte Kontakt am stärksten bewährt hat, sollte entweder eine gewisse Nähe zur Praxis oder aber eine ausreichende Mobilität gewährleistet sein. Ebenfalls wichtig ist es, dass der Suchtkranke vor dem Alkoholentzug nicht bereits früher Symptome wie Desorientierung, Krampfanfälle oder Halluzinationen entwickelt hat. Sollte dies der Fall sein, darf ausschließlich stationär entgiftet werden.
Ablauf eines sanften Alkoholentzugs zu Hause
Wer mit dem Trinken aufhören, aber nicht auf einer Station entziehen möchte, erhält von seinem Arzt die notwendige Unterstützung zur Linderung der Entzugssymptome. So sind Medikamente, die Schmerzen, Krämpfe oder Unruhe lösen bzw. mildern sollen, ein wichtiger Bestandteil des Entzugs. Präparate wie Benzodiazepine helfen, Erregungszustände abzumildern, Schlafstörungen zu reduzieren und ein Delirium tremens zu verhindern. Nicht selten müssen Patienten sich ihre tägliche Dosis jedoch in der Arztpraxis abholen, was als Kontrollfunktion hilfreich, gleichzeitig aber überaus belastend sein kann.
Typische Schwierigkeiten eines ambulanten Alkoholentzugs zu Hause
Treten Komplikationen auf, die bei einer Entgiftung von Alkohol durchaus häufig sind, ist schnelle Hilfe durch den Arzt oftmals nicht möglich. Stattdessen müssen Familie oder Freunde reagieren und rechtzeitig die notwendigen Maßnahmen ergreifen. Es liegt auf der Hand, dass das persönliche Umfeld in einem solchen Fall überaus stark belastet wird. Unabhängig von den möglichen Komplikationen kann sich der Alkoholkranke bei einem ambulanten Alkoholentzug meist nicht ausreichend aus dem vertrauten Umfeld lösen. Konfliktbehaftete Familienkonstellationen, berufliche Schwierigkeiten oder die Nähe zu den alten „Trinkkumpanen“ erschweren es, die Alkoholabstinenz aufrechtzuerhalten und neue Verhaltensmuster zu üben und zu leben.
Ursachen für das Scheitern eines begleiteten Alkoholentzugs zu Hause
Selbst, wenn der körperliche Alkoholentzug zu Hause mithilfe eines Arztes geglückt ist, sind die psychischen Ursachen nach wie vor präsent. Je länger der Alkohol bereits das Leben des Suchtkranken bestimmt, umso langwieriger und kräftezehrender ist der Entzug. Zwar verschwinden die belastenden Entzugserscheinungen häufig innerhalb von einer Woche und können bei einer ambulanten Entgiftung mit medikamentöser Unterstützung so stark reduziert werden, dass einige Betroffene nicht einmal eine Krankschreibung für den Arbeitgeber benötigen, jedoch halten der Suchtdruck und das Verlangen nach Alkohol weiterhin an, oftmals sogar das ganze Leben lang.