Was ist das Abhängigkeitssyndrom von Alkohol nach ICD-10?
In der Kategorie F10.2 des Klassifikationssystems wird das sogenannte Abhängigkeitssyndrom bzw. der Alkoholismus als eine Kombination aus verschiedenen Phänomenen beschrieben, die sich auf der Verhaltensebene, der kognitiven und der körperlichen Ebene abspielen und sich im Laufe der Zeit entwickeln, wenn dauerhaft größere Mengen Alkohol konsumiert werden.
Craving
Der Betroffene leidet unter dem starken Wunsch oder gar Zwang, Alkohol zu konsumieren. Dieses Substanzverlangen kann auch gegeben sein, wenn der chronische Konsum noch keine körperliche Abhängigkeit ausgelöst hat.
Toleranzentwicklung
Als psychoaktive Substanz erzeugt Alkohol eine charakteristische Wirkung. Je häufiger der Alkoholkonsum stattfindet, umso stärker schwächt sich diese allerdings ab. Entsprechend stellt sich eine Toleranz gegenüber der Alkoholwirkung ein, in deren Folge die Betroffenen stetig größere Mengen trinken müssen, um weiterhin die gewünschten Effekte zu erzielen.
Kontrollverlust beim Alkoholkonsum
Alkoholiker verlieren mit dem Voranschreiten der Krankheit zunehmend die Kontrolle über das eigene Trinkverhalten. Das bedeutet oft, dass sich sowohl die Trinkmenge als auch die Trinkzeiten ausweiten. So wird beispielsweise nicht mehr nur noch abends, sondern auch nachmittags oder gar morgens getrunken.
Alkoholkonsum trotz offensichtlicher schädlicher Folgen
Bei diesem Kriterium sprechen Experten häufig auch vom Verlust der Abstinenzfähigkeit. Obwohl der Alkoholsüchtige bemerkt, dass sein Konsum körperliche, psychische und soziale Schäden verursacht, sieht er sich nicht dazu in der Lage mit dem Trinken aufzuhören.
Entzugserscheinungen
Der Verzicht auf den Alkohol als suchterzeugende Substanz erzeugt in der Regel beim Alkoholsüchtigen Entzugserscheinungen. Typisch sind beispielsweise Zittern, Schweißausbrüche, Schlafstörungen oder innere Unruhe. An dieser Stelle sei aber erwähnt, dass nicht bei jedem Abhängigen körperliche Entzugserscheinungen auftreten, d.h. fehlende Entzugssymptome schließen eine Abhängigkeit auch nicht aus.
Da diese Entzugserscheinungen sehr belastend sind, scheitern viele Suchtkranke daran, ihren Alkoholkonsum ohne fremde Hilfe zu überwinden. Wer unter einer Alkoholabhängigkeit nach ICD-10 leidet, verspürt die Entzugserscheinungen nicht nur, wenn er bewusst auf Alkohol verzichtet, sondern bisweilen auch dann, wenn sich die gewohnte „Einnahme“ verzögert.
Verengung des Denkens auf den Konsum
Der Alkohol ist im Kopf von Süchtigen permanent ein dominierendes Thema – da bleibt nicht viel Raum für andere Interessen. Infolgedessen vernachlässigen die Betroffenen häufig nicht nur Hobbys und Beruf, sondern auch familiäre und freundschaftliche Verpflichtungen.
Um eine Alkoholabhängigkeit gemäß den Kriterien des Klassifikationssystems diagnostizieren zu können, ist es nicht notwendig, dass sämtliche der obig genannten Symptome auftreten. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass mindestens drei der Kriterien im vergangenen Jahr gemeinsam aufgetreten sein müssen, um eine Alkoholabhängigkeit nach ICD-10 zu bestimmen.