Wie wird Alkohol in der Leber abgebaut?
Unabhängig davon, ob jemand ein Glas Wein oder mehrere Flaschen Bier trinkt – Alkohol wirkt immer auf dieselbe Art und Weise. Zunächst wird er oral aufgenommen und geht anschließend ins Blut über. Von dort aus verteilt er sich im gesamten Körper. Im Anschluss wird der Alkohol in drei Schritten von der Leber abgebaut:
- Umwandlung von Ethanol zu Acetaldehyd
- Umwandlung von Acetaldehyd zu Acetat / Essigsäure
- Abtransport von Acetat
Alkohol wird zu Acetaldehyd metabolisiert
Aus chemischer Sicht handelt es sich bei den Umwandlungsprozessen im ersten und zweiten Schritt um Oxidationen. Das bedeutet, dass Sauerstoff an den Schritten beteiligt ist. Darüber hinaus kommen verschiedene Enzyme zum Einsatz.
Bei der Umwandlung von Alkohol zu Acetaldehyd ist es das Enzym Alkoholdehydrogenase, welches auch als ADH bezeichnet wird. Unter Einwirkung der Alkoholdehydrogenase verwandelt sich der reine Alkohol in Acetaldehyd (Ethanal). Hierbei handelt es sich jedoch um einen Stoff, der für den Körper extrem giftig ist. Experten gehen davon aus, dass es vor allem diese Substanz ist, die den unangenehmen Kater am nächsten Tag verursacht.
Acetaldehyd wird zu Acetat metabolisiert
Der Abbau von Ethanal erfolgt über das Enzym Aldehyddehydrogenase, das auch als ALDH bekannt ist. Dieses wandelt das toxische Acetaldehyd in ungefährliches Acetat bzw. Essigsäure um. Die ALDH-Aktivität differiert von Konsument zu Konsument, so dass auch die Nachwirkungen eines Rausches unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Bei zahlreichen Menschen im asiatischen Raum fehlt das Enzym aufgrund einer genetischen Abweichung nahezu komplett, so dass es bereits bei geringen Alkoholmengen zu Vergiftungserscheinungen und dem sogenannten Flush-Syndrom kommen kann.
Im letzten Schritt wird die Essigsäure in Kohlendioxid und Wasser umgewandelt. Das Kohlendioxid wird ausgeatmet und das Wasser über den Urin aus dem Körper ausgeschieden.
Bei erhöhtem Alkoholkonsum werden neben dem ADH-System zwei weitere Enzym-Systeme aktiviert: Das sogenannte MEOS (mikrosomales ethanoloxidierendes System) oder auch Cytochrom-P450-II-E1-System und das Katalase-System. Insbesondere das MEOS-System beschleunigt den Alkoholabbau und sorgt im Falle einer Alkoholsucht für einen gesteigerten Alkoholstoffwechsel und eine erhöhte Toleranz.
MEOS oder Cytochrom-P450-II-E1-System
Alkohol ist eine toxische Substanz, die den Körper auf vielen verschiedenen Ebenen schädigen kann. Deshalb ist der menschliche Organismus darum bemüht, den Alkohol so schnell wie möglich abzubauen. Je größer jedoch die Mengen sind, die konsumiert werden, umso schwieriger wird es für die Leber „hinterherzukommen“. Deshalb verfügt sie über eine Art Notfallsystem, welches sie zusätzlich aktivieren kann: MEOS oder Cytochrom-P450-II-E1-System2.
Das MEOS spielt beim regulären Alkoholabbau im Körper nur eine untergeordnete Rolle, muss der Körper jedoch regelmäßig größere Mengen abbauen, kommt es zum Einsatz. Durch die Aktivierung ergeben sich zweierlei Probleme:
- Beim Alkoholabbau durch das MEOS fallen Sauerstoffradikale an, welche die Leber (zusätzlich) schädigen können.
- Durch den beschleunigten Alkoholabbau fällt die Wirkung des Rauschmittels schwächer aus. Konsumenten erhöhen dadurch die Trinkmenge oft zusätzlich, was die Gefahr für eine Alkoholabhängigkeit vergrößert.
Übrigens: Das MEOS beeinflusst nicht nur die Verstoffwechslung von Alkohol, sondern auch den Metabolismus anderer Substanzen wie zum Beispiel Medikamente. Dadurch kann sich die Wirkung von Medikamenten unter Alkoholeinfluss bzw. bei Menschen mit ausgeprägtem Alkoholkonsum verändern3.