Inwiefern schadet der Alkoholkonsum den Jugendlichen?
Gegen ein gelegentliches Glas Wein, Sekt oder eine Flasche Bier ist laut Jugendschutzgesetz nichts einzuwenden. Die Abgabe ist gesetzlich geregelt. Ab einem Alter von 16 Jahren dürfen Mädchen und Jungen Bier, Sekt und Wein kaufen. Für harte Spirituosen wie zum Beispiel branntweinhaltige Getränke müssen sie hingegen 18 Jahre alt sein. Welche Mengen an alkoholischen Getränken die Betroffenen anschließend zu sich nehmen, kann jedoch kaum jemand kontrollieren. Eine Höchstmenge bei der Abgabe gibt es nicht bzw. eine derartige Kontrolle wäre gar nicht möglich. Doch je häufiger Jugendliche Alkohol trinken, je größer die Alkoholmengen und je jünger die Kinder sind, umso schädlicher erweisen sich die Folgen für ihre Gesundheit. Dies lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass Körper und Psyche der jungen Leute sich noch in der Entwicklung befinden. Teilweise sind alkoholinduzierte Schäden im jungen Alter so gravierend, dass die Betroffenen auch als Erwachsene noch unter ihnen leiden müssen. Insbesondere die Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung sind in einigen Fällen irreversibel. Besonders problematisch wird der Alkoholgebrauch, wenn zusätzlich Drogen wie Kokain oder Cannabis konsumiert werden.
Schädliche Folgen für das Gehirn, die Psyche und den Körper
Das Gehirn von Kindern und Jugendlichen wird durch den regelmäßigen Konsum alkoholischer Getränke besonders in Mitleidenschaft gezogen. Normale Entwicklungsprozesse werden durch den Einfluss der toxischen Substanz verlangsamt oder komplett unterbunden. Das betrifft vor allem Hirnregionen, die für das Gedächtnis, die Lernfähigkeit oder auch emotionale Bewertungen zuständig sind. Unter den Folgen leiden die Betroffenen in der Regel ein Leben lang, wie jüngste Untersuchungen herausgefunden haben.
Weil Kinder und Jugendliche sich zudem meist noch in der Wachstumsphase befinden und häufig über ein verhältnismäßig geringeres Körpergewicht als Erwachsene verfügen, verteilt sich der Alkohol anders im Körper. Dadurch kann es schneller zu einer Alkoholvergiftung, aber ebenso zu Leberschäden und anderen Folgeerkrankungen kommen. Mit Blick auf die Psyche können Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, aber auch Psychosen auftreten. Viele dieser Erkrankungen erfordern eine jahrelange psychotherapeutische und oft eine medikamentös begleitete Behandlung.
Zudem ist das jugendliche Gehirn anfälliger für die Entwicklung einer Sucht bzw. anders formuliert: entwickelt sich eine Sucht bereits im Jugendalter, ist diese besonders tief verwurzelt, hartnäckig und schwer zu bekämpfen.
Nachteilige Folgen für die soziale Entwicklung
Kinder und Jugendliche müssen eine Reihe wichtiger Sozialisierungsprozesse durchlaufen, um als gefestigte Individuen und selbstbewusste Persönlichkeiten ins Erwachsenenalter eintreten zu können. Der Konsum von Alkohol kann die normalen Entwicklungsverläufe im Rahmen der Sozialisation beeinträchtigen. Insbesondere wenn Alkohol als Problemlöser verwendet wird, das Selbstbewusstsein puschen soll oder die Auffassung von allgemein gültigen Werten und Normen verschiebt, kann es zu Entwicklungsverzögerungen kommen, die das Leben der Betroffenen nachhaltig prägen können. Darüber hinaus kann der ritualisierte und fast schon zwanghafte Gebrauch alkoholischer Getränke eine derart dominante Rolle im Leben der Jugendlichen einnehmen, dass andere Erfahrungsbereiche stark eingeschränkt werden. Auch dies kann negative Entwicklungstendenzen verstärken.
Andere Konsequenzen des Alkoholkonsums bei minderjährigen Personen
Ob Binge Drinking am Wochenende mit den Freunden oder heimliches Trinken, um den Liebeskummer zu überdecken – abgesehen von den gesundheitlichen und entwicklungspsychologischen Konsequenzen kann der häufige Konsum alkoholischer Getränke auch anderweitige Schäden hervorrufen. So steigt bei Kindern und Jugendlichen, die Alkohol getrunken haben, häufig die Risikobereitschaft. Daraus können Unfälle im Straßenverkehr, Verletzungen oder eine gesteigerte Anzahl sexueller Kontakte resultieren. Ungewollte Schwangerschaften oder Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten häufen sich. Probleme in der Schule, mit den Eltern oder Freunden stehen bei Jugendlichen mit auffälligem Alkoholkonsum regelmäßig auf der Tagesordnung. Bisweilen geraten die Betroffenen mit der Polizei oder dem Gesetz in Konflikt, denn die Hemmschwelle, etwas „anzustellen“ ist durch den Alkohol stark erniedrigt.