Alkohol in Medikamenten

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Aktualisiert am: 09.02.2021
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Alkohol in Medikamenten: alles Wichtige in 30 sec.

  • Einige, meist pflanzliche Medikamente enthalten Alkohol zur Konservierung.
  • Der Alkoholgehalt ist gesundheitlich unbedenklich, so dass häufig auch Kinder alkoholhaltige Medikament einnehmen.
  • Bei trockenen Alkoholikern reichen allerdings schon kleinste Mengen, um das Suchtgedächtnis zu aktivieren.
  • Daher sollten sie auf Medikamente mit Alkohol verzichten und auf Alternativen ausweichen.
  • Kommt es dennoch zur Einnahme, sollten sich die Betroffenen durch bestimmte Strategien vom Suchtdruck ablenken.
  • Bei einem Rückfall kann eine Intervalltherapie helfen.
Inhalt

Gefahr für trockene Alkoholiker

Pflanzliche Arzneimittel sind seit Jahren groß im Kommen. Immer mehr Menschen vertrauen auf die heilenden Kräfte der Natur und möchten den eigenen Organismus, gerade wenn sie krank sind, nicht mit einem unnötigen Chemiecocktail belasten. Solange keine Allergien gegen die jeweiligen Inhaltsstoffe vorliegen, ist das normalerweise unproblematisch. Anders sieht die Situation für Personen mit einer Alkoholabhängigkeit oder abstinente Alkoholiker aus. Schließlich besitzen gerade pflanzliche Medikamente teilweise einen nicht unerheblichen Anteil an reinem Alkohol.

Warum enthalten Medikamente Alkohol?

Die meisten Medikamente, die Alkohol enthalten, sind pflanzlicher Natur. So werden verschiedene Pflanzen und Kräuter bei der Herstellung des Arzneimittels in Alkohol eingelegt. Ethanol wird in diesem Zusammenhang als sogenannter Auszugsstoff genutzt, der die medizinisch relevanten Inhaltsstoffe aus der Pflanze herauszieht, sodass sie für die Herstellung eines Medikaments in möglichst hoher bzw. arzneilich wirksamer Dosis genutzt werden können. Darüber hinaus fungiert die Substanz als natürliches Konservierungsmittel, besitzt fungizide (gegen Pilze) und bakterizide (gegen Bakterien) Eigenschaften und blockiert gleichzeitig die Enzymtätigkeit. Das bedeutet, dass alkoholhaltige Medikamente länger haltbar sind und auf künstliche Konservierungsstoffe verzichtet werden kann. Darüber hinaus wird ein gewisser Alkoholanteil für einige Arzneimittel sogar vom Gesetz vorgeschrieben, beispielsweise bei Tinkturen und Fluidextrakten.

Welche Medikamente enthalten Alkohol?

Die Liste der Medikamente, die Alkohol enthalten, ist lang. Vor allem Arzneimittel, die als Tropfen verabreicht werden und deren Wirkung auf pflanzlichen Inhaltsstoffen beruht, werden häufig unter Zuhilfenahme von Alkohol hergestellt. Wer nicht unkontrolliert selbst kleine Mengen Alkohol zu sich nehmen möchte, sollte sich dementsprechend immer vom Arzt oder Apotheker beraten lassen oder wenigstens die Packungsbeilage aufmerksam lesen. Taucht dort der Begriff „Ethanol“ auf, handelt es sich um Alkohol in Medikamenten. Doch nicht nur Tropfen, Säfte und Tinkturen können geringe Mengen Alkohol aufweisen. Ebenso sind Dosieraerosole, die als Inhalier-Sprays beispielsweise von Menschen mit Asthma oder anderen Atemwegserkrankungen verwendet werden, nicht immer alkoholfrei. Auch sie können für Betroffene, die keine alkoholhaltigen Medikamente vertragen, zum Problem werden.

Wie gefährlich ist Alkohol in Medizin?

Die Mengen an Ethanol, die Patienten über eine normale Dosierung alkoholhaltiger Medikamente zu sich nehmen, sind gering. Unter normalen Umständen steigt der Blutalkoholspiegel nach der Einnahme nur um einen minimalen Prozentanteil an. Anschließend wird der Alkohol sofort über die Leber abgebaut. Normalerweise führt Alkohol in Medikamenten nicht dazu, dass jemand einen Rausch entwickelt oder gesundheitlich gefährdet ist; zumal viele Lebensmittel deutlich mehr Ethanol enthalten als Medikamente. Wenn kein alternatives Medikament vorhanden ist, können daher häufig selbst Kinder unter Aufsicht für eine kurze Zeit und in geringen Mengen alkoholhaltige Arzneimittel einnehmen. Das Trinken der gesamten Flasche wird meist durch einen kindersicheren Verschluss verhindert. Sollte der Ethanolgehalt in der maximalen Einzeldosis mindestens 0,05 g betragen, müssen flüssige Medikamente mit Alkohol aufgrund möglicher Gefährdungen einen Warnhinweis enthalten. Der Konsum zu Rauschzwecken ist nahezu ausgeschlossen, da Medikamente mit Alkohol in der Regel viele Bitterstoffe und andere unangenehme Geschmacksstoffe enthalten.

Warum sollten alkoholsüchtige Patienten keine Medikamente mit Alkohol einnehmen?

Schwangere und Stillende, Epileptiker, Patienten mit einer Hirn- oder Lebererkrankung und trockene Alkoholiker sollten Medikamente mit Alkohol allerdings vermeiden. So genügen bei Alkoholabhängigen völlig unabhängig von der Zeitdauer der Abstinenz schon winzige Mengen Alkohol, um das Suchtgedächtnis zu aktivieren. Medikamente mit Alkohol wirken gewissermaßen als Trigger für das unkontrollierbare Verlangen nach größeren Mengen Alkohol, welches für eine Sucht charakteristisch ist und können durchaus einen Rückfall auslösen. Obwohl sie ihren Alkoholkonsum scheinbar im Griff haben und nach der Therapie erfolgreich abstinent leben, können sich nur die wenigsten Betroffenen in diesem Fall so weit kontrollieren, dass ein erneuter Alkoholkonsum vermieden wird. Schließlich kann bereits das Aroma von Alkohol dazu führen, dass sich die Suchtspirale erneut zu drehen beginnt und die mühevolle Behandlung mit Entzug und Entwöhnung erneut durchgestanden werden muss. Darüber hinaus wird Ethanol über die Leber abgebaut, die gerade bei Alkoholkranken häufig stark angegriffen ist und nicht mehr die volle Leistungsfähigkeit erbringen kann. Werden über einen längeren Zeitraum alkoholhaltige Substanzen in Form von Medikamenten zugeführt, kann dies zusätzliche Belastungen für die Leber und mögliche Folgeerkrankungen mit sich bringen.

Welche alternativen Medikamente sind für abstinent lebende Alkoholiker geeignet?

Bei Menschen, bei denen Alkohol in Medikamenten kontraindiziert ist, hat der verschreibende Arzt eine Prüfpflicht auf Alkohol und muss andere Medikamente ohne Alkohol verordnen. Für die meisten Mittel stehen ausreichende Alternativen zur Verfügung, beispielsweise Tabletten, Globuli oder alkoholfreie Säfte. Lediglich in einigen Ausnahmefällen ist es nicht möglich, einen angemessenen Ersatz zu finden. In diesem Fall müssen die Betroffenen abwägen, ob sie das Risiko eines Rückfalls eingehen möchten oder auf das Arzneimittel bzw. die darin enthaltenen Wirkstoffe verzichten können. Um kontraindizierte Verordnungen zu vermeiden, ist es sinnvoll, bei einem Arztwechsel den neuen Mediziner von Anfang an über die Alkoholsucht zu informieren.

Wie sieht das richtige Verhalten nach dem Konsum von Alkohol in Medizin aus?

Körper und Psyche eines Suchtkranken reagieren auf die suchtauslösende Substanz oft sehr stark und schnell. Daher kann es sein, dass bei einer versehentlichen Einnahme alkoholhaltiger Medikamente bei den Betroffenen das Verlangen nach Alkohol aufkommt. Die Gedanken kreisen plötzlich nur noch um den Konsum, die Hände beginnen zu zittern, der Mund wird trocken und Schweiß bricht aus. Diese eindeutigen Anzeichen zeigen, wie nahe Alkoholkranke an einem Rückfall sind. In diesem Fall gilt es, sich durch bestimmte Strategien vom Suchtdruck abzulenken, beispielsweise durch Sport oder konzentrationsfördernde Spiele. Auch das Gespräch mit einem vertrauten Menschen oder dem Nachsorgetherapeuten kann helfen, ein erneutes Trinken zu verhindern.

Sollte es im schlimmsten Fall zu einem Rückfall kommen, ist es wichtig, den Schaden so gut es geht zu begrenzen und sich gegebenenfalls professionelle Hilfe zu suchen. Hierzu bietet sich eine Intervalltherapie im geschützten Rahmen einer Entzugsklinik für Alkohol oder eine telefonische Suchtberatung an. Um den Körper zu entgiften, ist meist auch eine nochmalige Detoxikation notwendig. Ob zusätzlich eine Entwöhnung erforderlich ist, muss von Einzelfall zu Einzelfall entschieden werden.

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