Alkohol-Entgiftung

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Aktualisiert am: 23.01.2024
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Alkohol-Entgiftung: alles Wichtige in 30 sec.

  • Die Alkohol-Entgiftung steht am Anfang eines Alkoholentzugs – sie befreit den Körper vollständig vom Alkohol und dessen Metaboliten.
  • Während der Entgiftung treten sowohl körperliche als auch psychische Entzugssymptome auf.
  • Symptome können von Magen-Darm-Problemen über Angst, innere Unruhe und Depressionen bis zu Wahnvorstellungen, epileptischen Anfällen und Alkoholdelir reichen.
  • Am sinnvollsten und ist daher i. d. R. eine vollstationäre Entgiftung mit paralleler Entwöhnung.
  • Die Entgiftung wird durch Medikamente wie Distraneurin, Oxazepam oder Clonidin gestützt.
  • Nach rund einer Woche sind die akuten körperlichen Entzugserscheinungen meist überstanden
Inhalt

Einstieg in den Alkoholentzug

Regelmäßiger und starker Alkoholkonsum über einen längeren Zeitraum hinweg bringt schwerwiegende Veränderungen und chronische Krankheiten mit sich. Denn Alkohol (Ethanol) ist ein Zell- und Nervengift, das Nervenstörungen, Hirnschäden, Reaktionsverzögerungen, Gleichgewichtsstörungen sowie Magen-Darm-Probleme und sogar Krebs hervorrufen kann. Darüber hinaus gefährdet ein hoher Alkoholkonsum die seelische Gesundheit und kann zu psychischen Krankheiten führen. Um Körper und Psyche zu stabilisieren und die gesundheitlichen Folgen eines riskanten Alkoholkonsums so gering wie möglich zu halten, führt daher oft kein Weg an einer Alkohol-Entgiftung vorbei.

Was ist eine Alkoholentgiftung?

Eine Alkoholentgiftung ist der erste Schritt eines Alkoholentzugs und legt die Basis für alle folgenden Behandlungen; häufig wird sie auch als körperlicher Entzug bezeichnet. Während der Behandlung wird der Konsum von Alkohol beendet, so dass sich der Körper nach und nach von der Substanz und allen Abbauprodukten (Metaboliten) befreien kann.

Welche Symptome können bei einer Alkohol-Entgiftung auftreten?

Durch den Stopp des Alkoholkonsums kommt es während der Entgiftung zu körperlichen und psychischen Alkoholentzugssymptomen. Dazu gehören die im Folgenden genannten¹. Allerdings treten nicht alle Symptome zwangsläufig bei jedem Alkoholkranken auf:

Körperliche Symptome

  • Schweißausbrüche und Zittern
  • Erhöhter Blutdruck
  • Erhöhte Herzfreuquenz (Puls)
  • Magen-Darm-Probleme
  • Epileptische Anfälle
  • Delirium tremens / Alkoholdelir

Psychische Symptome

  • Angst und depressive Verstimmungen
  • Innere Unruhe und Schlafstörungen
  • Aggressives Verhalten
  • Halluzinationen und Wahnvorstellungen
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Entzugssymptomen abhängig von Konsumdauer und -intensität

Welche Entzugserscheinungen auftreten und wie schwer diese ausfallen, lässt sich nicht mit Bestimmtheit vorhersagen. Generell neigen Menschen mit einer langjährigen Alkoholabhängigkeit und intensivem Alkoholmissbrauch eher dazu, starke Entzugserscheinungen auszubilden. Suchtkranke, die relativ moderat trinken oder noch nicht lange abhängig sind, haben meist geringere Beschwerden bei der Entgiftung.

Manche Entzugserscheinungen sind lebensgefährlich

Während viele Entzugserscheinungen, die im Rahmen einer Alkohol-Entgiftung auftreten, relativ harmlos sind, können einige zu langfristigen gesundheitlichen Komplikationen führen oder sogar lebensgefährlich werden. Das Delirium tremens (auch als Alkoholdelir bekannt) beispielsweise ist ein organisches Psychosyndrom, das normalerweise nach einer intensivmedizinischen Behandlung verlangt, weil es anderenfalls tödlich enden kann².

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Welche Arten der Alkohol-Entgiftung gibt es?

Bei einer Alkoholabhängigkeit sollte die Entgiftung aus Sicherheitsgründen immer mit ärztlicher Begleitung durchgeführt werden.

Alkohol-Entgiftung stationär

Die stationäre Entgiftung kann in öffentlichen Einrichtungen wie Akut-Krankenhäusern oder Psychiatrien oder in privaten Spezialkliniken durchgeführt werden. Die Entgiftung wird in der Regel durch Medikamente unterstützt und ärztlich überwacht, so dass die Entzugserscheinungen so niedrig wie möglich gehalten werden können. Man spricht hier auch von einem warmen Entzug.

Ablauf einer stationären Entgiftung von Alkohol

Die Patienten werden in die jeweilige Klinik aufgenommen und umfassend körperlich untersucht. Angaben zu bestehenden Vor- oder Begleiterkrankungen werden differenziert vermerkt, da sie eine eventuelle spätere Medikation beeinflussen können. Die körperliche Alkoholentgiftung beginnt direkt anschließend, wobei die Vitalparameter der Betroffenen 24 Stunden am Tag überwacht werden. Dadurch lassen sich etwaig auftretende Komplikationen umgehend erkennen. Leidet der Patient unter Nebenwirkungen, können diese sofort durch eine individuell angepasste Medikation gelindert werden. Die meisten der Medikamente, die bei einer Entgiftung von Alkohol verabreicht werden, können ausschließlich im klinischen Setting gegeben werden.

Unterschiede bei der Alkohol-Entgiftung in privaten und öffentlichen Kliniken

Grundsätzlich hat die Alkoholentgiftung in allgemeinen Krankenhäusern und privaten Entzugskliniken dasselbe Ziel. Die Vorgehensweise, um dieses zu erreichen, unterscheidet sich jedoch.

Alkohol-Entgiftung im allgemeinen Krankenhaus

Die stationäre Behandlung in einem allgemeinen Krankenhaus zählt zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen, so dass die Art und Weise und die Dauer der Entgiftung vorgegeben sind. Möglich sind ein körperliche Alkoholentgiftung oder eine qualifizierte Entzugsbehandlung: Während die reine Entgiftung lediglich den Abbau und Abtransport von Alkohol aus dem Körper umfasst, geht der qualifizierte Entzug / Motivationsbehandlung einen Schritt weiter und stärkt durch psychologische Gespräche die Änderungsbereitschaft und den Willen der Betroffenen zur dauerhaften Abstinenz.

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Um die psychische Alkoholabhängigkeit zu durchbrechen, ist im Anschluss an den stationären Aufenthalt oft eine Alkoholentwöhnung bzw. Suchtrehabilitation erforderlich. Der hierfür zuständige Kostenträger ist die Rentenversicherung, so dass zwischen Entgiftung und Entwöhnung meist mehrere Wochen liegen, in denen der Patient nicht in Behandlung ist und ein hohes Rückfallrisiko besteht.

Alkohol-Entgiftung in privaten Entzugskliniken

In einer Entzugsklinik für Alkohol werden Entgiftung und Entwöhnung üblicherweise in einem Behandlungsschritt durchgeführt und verlaufen insgesamt kürzer und intensiver als in öffentlichen Häusern. Schließlich beschäftigt sich der Betroffene durchgängig mit seiner Alkoholsucht und wird meist von denselben Ärzten und Therapeuten betreut, was einen großen Vertrauensbonus schafft und zum Therapieerfolg beiträgt.

Die Behandlung erfolgt in familiärer Atmosphäre in kleineren Gruppen und sorgt so für das Wohlbefinden während des stationären Entzugs. Darüber hinaus werden Körper und Geist durch eine ausgewogene, frische und gesunde Ernährung und eine angenehme Atmosphäre unterstützt sowie die Ausscheidung toxischer Stoffe durch Wasser und Kräutertees beschleunigt.

Alkohol-Entgiftung ambulant

Eine ambulante Entgiftung kann ganztägig ambulant in einer Tagesklinik, unter ärztlicher Überwachung zu Hause oder als kalter Entzug stattfinden. Während die beiden erstgenannten ambulanten Entzüge mit medikamentöser Unterstützung und zumindest teilweise unter ärztlicher Aufsicht verlaufen, ist der Alkoholiker bei einem kalten Alkoholentzug völlig auf sich allein gestellt. Körper und Psyche spielen durch den plötzlichen Entzug regelrecht verrückt und können im schlimmsten Fall mit starken, lebensgefährlichen Entzugssymptomen reagieren. Ein kalter Entzug ist daher unbedingt zu vermeiden.

Gewohntes Umfeld mit Suchtauslösern erhöht Gefahr für Entzugsabbruch

Sowohl der ganztägig ambulante Alkoholentzug in einer Tagesklinik als auch der Entzug unter ärztlicher Begleitung können durch das gewohnte soziale Umfeld und die damit verbundenen Suchtauslöser, aus denen sich der Betroffene selbst in einer Tagesklinik nie vollständig lösen kann, zu Therapieabbrüchen führen. Schließlich ist es schwierig, an den Abenden oder am Wochenende abstinent zu bleiben, wenn die suchtauslösenden Faktoren überhand gewinnen – und wenn es nur das Trinken von einem Glas Wein oder Bier im Beisein von Angehörigen oder Freunden ist.

Belastende Entzugserfahrungen fördern Rückfallgefahr

Darüber hinaus sind Alkoholiker während einer ambulanten Therapie in den eigenen vier Wänden Komplikationen, Ängsten und anderen Erschwernissen mehr ausgesetzt als im geschützten Rahmen einer Klinik. Wenn sich das Gedankenkarussell unentwegt dreht und es zu entzugsbedingten Schlafstörungen kommt, sind auch die Nächte besonders belastend und können weder in der Tagesklinik noch bei einem ärztlich begleiteten Entzug zeitnah gelindert werden.

Wie lange dauert eine Alkohol-Entgiftung?

Unabhängig von der Art des Entzugs können die ersten Entzugserscheinungen bereits in den ersten Stunden nach der Beendigung des Konsums auftreten, der Höhepunkt wird in der Regel nach rund 24 Stunden erreicht. Je mehr und je häufiger Alkohol getrunken wurde, desto früher beginnt meist das Entzugssyndrom. Nach einigen Tagen sind die schlimmsten Symptome ausgestanden und nach rund einer Woche ist in der Regel die physische Abhängigkeit beendet. Die letzten Entzugssymptome schwächen sich allerspätestens nach 1 bis 3 Wochen ab.

Welche Medikamente werden bei einer Alkohol-Entgiftung gegeben?

Wie bereits erwähnt, sollte die Entgiftung immer als warmer Entzug stattfinden, d. h. durch Alkoholentzug-Medikamente gestützt werden. Die Basis der Medikation ist eine ausführliche Diagnostik mit Befragungen, körperlichen Untersuchungen und bestimmten Laborwerten, die auch Vor- und Begleiterkrankungen berücksichtigt. Die medikamentöse Therapie selbst beruht auf Erfahrungswerten, wird jedoch individuell auf den Patienten zugeschnitten.

Die folgenden Medikamente haben sich laut der S3 Leitlinie zu Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen in der Entzugsbehandlung bewährt³: Zur Reduzierung von Krampfanfällen und Delirien, zur Linderung von Erregung und innerer Unruhe und zur Behandlung von Schlafstörungen wird häufig Clomethiazol (Distraneurin®) verordnet. Bei kardiopulmonalen Vorerkrankungen wird alternativ das Benzodiazepin Oxazepam verabreicht; bei Bluthochdruck Clonidin oder Betablocker.

Gibt es Medikamente, mit denen der Alkoholentzug ohne Entgiftung funktioniert?

Viele Suchtkranke wünschen sich zwar, mit dem Trinken aufzuhören, möchten aber eine belastende Entgiftung vermeiden. Deshalb häufen sich die Anfragen nach Medikamenten gegen Alkoholabhängigkeit, dank derer auf einen qualifizierten Entzug und eine Entwöhnungstherapie verzichtet werden kann. Zwar forscht die Medizin bereits seit Jahren an Wirkstoffen, die dabei helfen können, Suchterkrankungen leichter zu heilen, ein Medikament gegen Alkoholabhängigkeit gibt es bislang jedoch nicht.

Neben den Arzneimitteln, die unterstützend bei einer Alkohol-Entgiftung verabreicht werden können, gibt es jedoch Medikamente, die als Teil der Alkoholentwöhnung hilfreich sein können⁴. Dazu gehören beispielweise Naltrexon, Nalmefen und Acamprosat. Sie helfen z. B. dabei, den Drang nach oder die Wirkung von Alkohol zu reduzieren. Allerdings sind diese Mittel allesamt verschreibungspflichtig und kommen nur im Rahmen einer Therapie zum Einsatz.

Kann im Falle einer Alkoholvergiftung sofort entgiftet werden?

Wenn eine Alkoholvergiftung besteht und die Hirnfunktionen durch Alkohol massiv eingeschränkt werden – beispielsweise bei jugendlichen Komasäufern oder Quartalstrinkern während ihrer Alkohol-Exzesse – müssen die Betroffenen zunächst gesundheitlich stabilisiert werden. Bei einer Alkoholkonzentration von mehr als ca. 2,5 Promille im Blut erfolgt die Behandlung meist auf einer Intensivstation. Solche Patienten nehmen nicht automatisch an einer Alkohol-Entgiftung teil, sondern werden oft aus dem Krankenhaus entlassen, sobald es der gesundheitliche Zustand erlaubt.

Was bringt eine Alkohol-Entgiftung / Alkoholabstinenz?

Ein Leben ohne Alkohol lohnt sich immer. Dies gilt sowohl für Patienten mit Alkoholabhängigkeit als auch für Betroffene, die gerne und häufig über den Durst trinken, aber per Definition noch nicht alkoholabhängig sind. Obwohl alkoholische Getränke durch ihre toxische Wirkung einen großen Schaden anrichten können, ist der menschliche Körper sehr regenerationsfähig, so dass sich alkoholbedingte Gesundheitseinschränkungen häufig vollständig zurückbilden können. Von einer Alkoholabstinenz profitieren Haut und Abwehrkräfte ebenso wie das Herz-Kreislauf-System, die Leber und der bei einer Alkoholabhängigkeit aus dem Gleichgewicht geratene Neurotransmitter-Stoffwechsel.

Wie geht es nach der Alkohol-Entgiftung weiter?

Nach einer erfolgreichen Alkohol-Entgiftung sollten suchtkranke Patienten unbedingt an einer Entwöhnung teilnehmen. Hier lernen sie die Suchterkrankung als solche zu verstehen und arbeiten deren Entstehung mithilfe geschulter Psychotherapeuten individuell auf. Dies ist entscheidend, um für die Zukunft neue Verhaltensstrategien zu entwickeln und nicht rückfällig zu werden. Im Anschluss an die idealerweise stationär durchgeführte Entwöhnung sollten Betroffene an einem Nachsorgeprogramm teilnehmen. Das sorgt für Stabilität auch nach der Rückkehr ins gewohnte Umfeld. Bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten oder einer Selbsthilfegruppe finden die nunmehr abstinent lebenden Alkoholiker immer einen Ansprechpartner, der ihnen auch in schwierigen Situationen zur Seite steht.

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    Quellenangaben

    ¹ Soyka, Michael et al. „Alkoholismus – Missbrauch und Abhängigkeit“, 2008, Georg Thieme Verlag KG, S. 170, DOI: 10.1055/b-0034-34986, https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-34986 (Datum des Zugriffs: 06.01.2023)

    ² O’Malley, Gerald et al. „Alkoholvergiftung und -entzug“, MSD MANUAL Ausgabe für medizinische Fachkreise, https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/spezielle-fachgebiete/freizeitdrogen-und-rauschmittel/alkoholvergiftung-und-entzug (Datum des Zugriffs: 06.01.2023)

    ³ Federführende Fachgesellschaften: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e.V. (DG-SUCHT) Titel der Leitlinie: “Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen” Auflage/Version Datum: Dezember 2020. Verfügbar unter: Link zur Seite Der Leitlinie bei der AWMF: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/076-001.html Zugriff am (Datum): 06.01.2023 https://register.awmf.org/assets/guidelines/076-001l_S3-Screening-Diagnose-Behandlung-alkoholbezogene-Stoerungen_2021-02.pdf

    ⁴ Soyka, Michael et al. „Pharmakotherapie der Alkoholentwöhnung: Update und neue Entwicklungen“, In: Nervenarzt. 2021; 92(1): 57–65. Published online 2020 Jul 21. German. doi: 10.1007/s00115-020-00954-5, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7808982/ (Datum des Zugriffs: 06.01.2023)

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