Interview Fr. Sheldon, 17.11.2023
Wie lange sind Sie schon bei der MWBF-Klinik?
Aushilfsweise seit 2015, in Festanstellung seit 2018.
Wie sind Sie auf die Stellenangebote der MWBF-Klinik aufmerksam geworden?
Durch eine persönliche Empfehlung von einem Freund, der hier gearbeitet hat. Er hat mich gefragt, ob ich einspringen würde. Dann war ich zunächst turnusmäßig hier.
Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie sich hier beworben haben?
Dass ich hier intensiv therapeutisch arbeiten kann.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Job besonders gut?
Das intensive therapeutische Arbeiten mit den Menschen und dass ich hier all meine Fähigkeiten als Gestalttherapeutin, Supervisorin und Master im biografischen und kreativen Schreiben einbringen kann. Es gibt eine große Offenheit für Ideen und neue Konzepte, das gefällt mir gut – und auch, dass hier unterschiedliche methodische Ansätze vertreten sind, nicht nur Verhaltenstherapie, Gestalttherapie oder phasenweise Psychoanalyse, sondern eben auch der systemische Ansatz breit vertreten ist. Wir können hier so arbeiten, wie es für den Prozess sinnvoll ist. Jeder Patient hat sein eigenes Tempo. Alles Know-how darf in den therapeutischen Prozess einfließen, wenn es dem Patienten dient. Wir decken hier ein großes Spektrum ab, von Traumatherapie bis zur Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung.
Was unterscheidet die Arbeit in der MWBF-Klinik von anderen Kliniken?
Der Vergleich mit gesetzlichen Kliniken, aber auch mit Privatkliniken, hinkt, denn man kann nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Hier gibt es ein viel dichteres Therapiekonzept. Der Bezugstherapeut hat pro Woche alleine 4 Einzelgespräche mit dem Patienten. Das ermöglicht ein intensives Arbeiten. Hinzu kommen noch Gruppen-, Kreativ- und Entspannungstherapien. Der Umgang mit den Patienten ist auf Augenhöhe und es gibt regelmäßige Supervisionen.
Welche Arbeitgeberleistungen schätzen Sie besonders?
Ich schätze die individuelle Förderung für jüngere Kollegen wie für alte Hasen, auch finanziell. Außerdem gibt es eine große Offenheit für Neues: Ich konnte einen regelmäßig stattfindenden Workshop zum heilsamen Schreiben als neuen Ansatz einbringen und damit Impulse setzen. Manche Patienten vertiefen ihre Therapievorbereitung anschließend schreibend bzw. wenn jemand einen Zugang zum Schreiben bereits hat oder findet, wir den eigenen Reflexionsprozess auch schreibend vertiefen können. Ein Patient hat seine Texte mehrfach überarbeitet und sogar eine öffentliche, wie ich fand literarisch „hochkarätige“ und auch sehr berührende Lesung gehalten. Ein anderer Patient wollte seine Lebensgeschichte „am Stück“ erzählen dürfen. Wir haben ein narratives Interview als Einstieg geführt. Denn auch das konnte ich intern vorstellen und als Methode des Einstiegs ins biographische Arbeiten umsetzen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Als erstes steht die Frühbesprechung auf dem Plan. Hier sprechen wir darüber, wie es den Patienten über Nacht ging, wie die Stimmung war und ob es besondere Dynamiken gab. Ich lese E-Mails und schaue mir an, was in den Tagen dokumentiert wurde, an denen ich nicht da war. Ich kläre, was dringend ist und noch am gleichen Tag erledigt werden muss. Ich bin verantwortlich für Einzelgespräche und Gruppen, z. B. psychoedukative Gruppen, die Informationen über Sucht geben, therapeutisches Schreiben, Dokumentation und Angehörigengespräche.
In welchen Bereichen konnten Sie sich bisher beruflich und/oder persönlich weiterentwickeln?
Meine 4-Tage-Woche lässt mir Raum für andere Projekte, z. B. im Bereich der Suchtprävention und Fortbildungen, die mich persönlich interessieren sowie für freiberufliche Tätigkeiten. Ich kann bei dieser Stelle viel von dem machen, was mir Freude macht.
Wenn Sie die Unternehmenskultur mit drei Begriffen beschreiben sollten, welche wären das?
Anpacken, bunte Vielfalt, Jede und Jeder zählt
Gibt es etwas, das Sie bei der Arbeit in letzter Zeit besonders berührt hat?
Ich habe letzte Woche einen wunderschönen Blumenstrauß von einer Patientin bekommen, der es gut geht. Ich habe mich jeden Tag darüber gefreut. Berührt hat mich gerade der Tod einer Patientin, von dem ich kürzlich erfahren habe. Dies ist immer traurig. Mich berühren die individuellen Prozesse, die Menschen erleben und gestalten. Manchmal sind es nur Babysteps, die möglich sind. Mich berührt es, wenn Patienten, die zunächst abwehrend sind, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf die Therapie einlassen. Es sind oft einzelne Sätze, die mir in Erinnerung bleiben, die auf kleine und große Schritte oder Erfolge der PatientInnen verweisen. Es berührt mich, wenn Menschen wieder Vertrauen in ihr Leben, die Menschheit und sich fassen.
Welche Sportart repräsentiert das Miteinander/Arbeitsklima der MWBF besonders gut?
Wandern im Hochgebirge. Wir wandern in unterschiedlichsten Konstellationen. Es gibt grandiose Aussichten, manchmal ist es steil, manchmal muss man gut schauen, wo man hintritt, manchmal geht einem das Herz auf. Wir arbeiten in einer hohen Dichte und kommunizieren auf einem hohen Maß. Es herrscht hier ein hohes Maß an Einsatz und Engagement!
Vielen Dank für das Interview!