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Als sie fünf Jahre alt war, trennten sich die Eltern, weil ihr Vater ein „Alkoholproblem“ hatte. Die folgenden Jahre waren geprägt von seiner Unzuverlässigkeit und der daraus folgenden Ungewissheit. Er vergaß Verabredungen, war zu betrunken, um sich um die Tochter zu kümmern. Ulrike Sauer, heute 33, hat das alles gut überstanden. Sie ist beruflich erfolgreich und hat ein intaktes Privatleben, so scheint es. Doch sie scheut sich, eine eigene Familie zu gründen – weil sie erlebt hat, wie trügerisch Stabilität sein kann. Ulrike Sauer ist kein Einzelfall, auch wenn jedes Schicksal anders verläuft. Wie sehr die Familie eines Suchtkranken auch unter den Begleiterscheinungen der Erkrankung leidet, zeigt sich bei den Partnern und Kindern oft noch an den Spätfolgen. Indem vor allem Kinder von Suchtkranken den Auswirkungen täglich ausgesetzt sind, sind oft schwer traumatisiert und müssen Schritt für Schritt lernen, ihr Leben zu meistern.
Der Alltag im familiären Umfeld eines Suchtkranken wird bereits von der beginnenden Abhängigkeit beeinträchtigt und sehr schnell davon dominiert. Der Alkohol- oder Medikamentenkonsum findet meist heimlich statt, nicht selten finden Familienangehörige oder Freunde leere Flaschen an „Verstecken“ oder auch Flaschen, die mit anderen Flüssigkeiten aufgefüllt wurden, um den Konsum zu kaschieren. Werden die Betroffenen von ihren Angehörigen auf den auffälligen beziehungsweise übermäßigen Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenkonsum angesprochen, reagieren sie häufig mit Abwehr, Ausflüchten oder (leeren) Versprechungen. Meist erhöht sich im Laufe der Zeit der Druck durch die Partner oder Kinder. Sie drohen mit Trennung oder anderen Konsequenzen, zum Beispiel dem Entzug der Enkelkinder. Manchmal führt dies zu einem Umdenken bei den Betroffenen. Bis dahin ist es jedoch oft ein weiter Weg, denn in der Regel wird eine Abhängigkeit von den Betroffenen lange Zeit verdrängt.
Während ein Teil der Betroffenen aggressiver, launischer, hektischer und ungeduldiger wird, ziehen sich andere eher zurück, nehmen kaum noch am Familienleben teil und sind für Gespräche oder gar Aktivitäten nicht mehr zu haben. Es ist dann schwer möglich, mit dem Betroffenen überhaupt noch in Kontakt zu treten. Häufig schildern Angehörige, dass sie ihre Partner kaum noch wieder erkannt hätten. Von den Versuchen, auf diese geduldig einzugehen, über Angst, etwas Falsches zu sagen, Aggression gegen den Partner bis hin zur Resignation kann jedes Verhalten Folge des Suchtverhaltens des Partners sein. Die daraus resultierenden Veränderungen führen auch bei den Angehörigen zu großen Belastungen. Im Vordergrund steht meist die Verzweiflung, Hilflosigkeit und Ohnmacht, an der Situation nichts ändern zu können. Auch das Gefühl, die Substanz sei dem Partner oder Elternteil wichtiger als man selbst, wirkt sich traumatisierend auf das Beziehungsgefüge aus.
Neben den psychischen Faktoren bestehen bei dem von Sucht Betroffenen körperliche Folgen der Abhängigkeit. Häufig stürzen Betroffene und werden dann von Familienangehörigen aufgefunden und versorgt. Es kann zu Fahrten unter Alkohol-
einfluss, auch mit Unfällen, kommen, sodass die Angehörigen beginnen, Autoschlüssel etcetera zu verstecken. Bei dem Versuch, selbst zu entziehen, kommt es bei dem Suchtkranken immer wieder zu starken Entzugserscheinungen, sodass die Angehörigen in ihrer Not die Betroffenen mit Alkohol versorgen oder in die Notaufnahme bringen. Manchmal verschwinden die Betroffenen während der Alkoholexzesse für Stunden oder gar Tage, was bei den Angehörigen zu großer Angst und Sorge, aber auch zu eifersüchtigen Reaktionen führt.
Die Bedürfnisse der Familie geraten immer mehr in den Hintergrund und der Respekt der Angehörigen voreinander geht oftmals verloren. Da sich der Alltag des Suchtkranken im Laufe der Zeit zunehmend um die Substanz dreht, dreht sich oft auch der Alltag der Angehörigen zunehmend darum.
Es folgen Versprechungen der Betroffenen, mit der Substanz aufzuhören, die meist nicht gehalten werden können, was zu zunehmendem Vertrauensverlust führt. Oftmals ist die Situation so belastend, dass sich die Angehörigen selbst einer Selbsthilfegruppe oder Psychotherapie unterziehen. Bei den Versuchen, den Betroffenen zu unterstützen und insbesondere ihn zu einem Entzug zu motivieren, geraten die eigenen Bedürfnisse häufig in den Hintergrund. Die Partner/Kinder verzweifeln an den erfolglosen Versuchen, die Folgen der Krankheit dem Betroffenen vor Augen zu führen.
Wichtig ist daher, nicht Verantwortung für den Betroffenen zu übernehmen und sich selbst mit den eigenen Bedürfnissen und Wünschen nicht zu vergessen. Dies kann im Rahmen einer Therapie erfolgen oder bei dem Weiterführen eigener Hobbys, sozialen Kontakten etcetera. Auch wenn der Wunsch zu helfen unverändert groß bleibt, sollten Angehörigen für sich akzeptieren, nur bis zu einem bestimmten Punkt helfen zu können. Man sollte es nicht soweit kommen lassen, zum „hilflosen Helfer“ zu werden. Die Motivation zur Veränderung muss letztlich vom Betroffenen selbst kommen. Das heißt nicht, dass ich meinen Partner aufgebe, es heißt nur, dass ich mich selbst nicht dabei aufgebe.
Nach einer Therapie muss das Vertrauen zunächst erst wieder aufgebaut werden. Die Zweifel an einer langfristigen Abstinenz sind meist sehr groß, gleichzeitig schwingt die große Hoffnung mit, dass sich jetzt alles zum Guten wendet. Oft schwanken Angehörige zwischen Illusionen und massiver Enttäuschung hin und her.
Offene, aber sachliche Gespräche zwischen Betroffenen und den Angehörigen können helfen, grundlegende Probleme aufzudecken und zu besprechen. Oftmals ist der Respekt vor dem Mut und der Veränderungsbereitschaft groß, sodass die Umgebung Stolz auf die Betroffenen empfindet und mit ihnen den Erfolg teilt. In anderen Fällen ist die Reaktion eher verhalten, da die Angst vor einem Rückfall hoch ist. Es überwiegen Skepsis und Misstrauen.
Während sich bei vielen Betroffenen die familiäre Situation entspannt, kann es bei anderen langfristig auch zu einer Trennung kommen, da mit der Veränderung des Partners oder beider Partner keine gemeinsame Basis mehr gefunden werden kann. Das gilt auch für positive Veränderungen, wenn diese das familiäre Gleichgewicht sprengen, das sich manchmal um den Alkohol bildet. Oftmals können aber auch Paar- oder Familiengespräche helfen, wieder den Weg zueinander zu finden.
Information:
Da sich der Alltag des Suchtkranken im Laufe der Zeit zunehmend um die Substanz dreht, dreht sich oft auch der Alltag der Angehörigen zunehmend darum. Die Bedürfnisse der Familie geraten immer mehr in den Hintergrund und der Respekt der Angehörigen voreinander geht oftmals verloren.
Wichtig ist, nicht Verantwortung für den Betroffenen zu übernehmen und sich selbst mit den eigenen Bedürfnissen und Wünschen nicht zu vergessen. Auch wenn der Wunsch zu helfen unverändert groß bleibt, sollten Angehörigen für sich akzeptieren, nur bis zu einem bestimmten Punkt helfen zu können.
Gerne begleiten wir Sie auf dem Weg in ein neues, suchtfreies Leben. Für weiterführende Informationen zu unserer Entzugsklinik sprechen Sie uns bitte an!
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