Gelegenheitstrinker

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Aktualisiert am: 05.02.2021
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Gelegenheitstrinker: alles Wichtige in 30 sec.

  • Die Bezeichnung Gelegenheitstrinker / Beta-Trinker stammt aus dem Phasenmodell des Physiologen Elvin Morton Jellinek.
  • Gelegenheitstrinker trinken vorwiegend bei gesellschaftlichen Anlässen und werden daher auch als Gesellschaftstrinker bezeichnet.
  • In dieser präalkoholischen Phase sind sie meist noch nicht alkoholkrank, haben aber ein erhöhtes Risiko.
  • Besonders gefährdet sind Menschen mit wenigen sozialen Kontakten und Hobbys.
  • Risiken sind Depressionen, Hirn- und Nervenschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Wesensveränderungen und eine erhöhte Krebsgefahr.
  • Liegt noch keine Alkoholsucht vor, besteht die Therapie in erster Linie aus einer psychischen Entwöhnung.
Inhalt

Die drohende Gefahr der Abhängigkeit

Nicht jeder, der regelmäßig Alkohol trinkt, ist automatisch abhängig. Millionen Menschen greifen mehrmals in der Woche zu Bier, Wein oder anderen Alkoholika, können aber jederzeit mit dem Trinken aufhören und erleiden keinen Kontrollverlust. Sie sind dementsprechend weder körperlich noch psychisch süchtig nach Alkohol. Bei vielen von ihnen handelt es sich um sogenannte Gelegenheitstrinker, die auch als Beta-Trinker bezeichnet werden. Obwohl sie nicht abhängig sind, kann ihr regelmäßiger Alkoholkonsum dennoch in eine Alkoholsucht mit gravierenden Folgen münden.

Woher stammt die Bezeichnung Gelegenheitstrinker / Beta-Trinker?

Die verschiedenen Typen von Alkoholikern wurden ursprünglich im Phasenmodell des US-amerikanischen Physiologen Elvin Morton Jellinek vorgestellt, der das Thema Alkoholabhängigkeit im Auftrag der WHO untersuchte. Sie unterscheiden sich hinsichtlich des Schweregrades ihrer Alkoholabhängigkeit, in ihrem Trinkverhalten und in den Folgen, die der Alkoholismus entsprechend für sie bedeuten kann. Während der Alpha-Trinker als typischer Erleichterungstrinker noch nicht alkoholabhängig, aber stark gefährdet ist, sind der Delta-Trinker und der Gamma-Trinker auf einen regelmäßigen Alkoholkonsum angewiesen, weil sie anderenfalls Entzugserscheinungen durchleiden. Der Epsilon-Trinker wiederum ist auch als Quartalstrinker bekannt und fällt ein wenig aus der Reihe. Schließlich trinkt er nicht regelmäßig und ist fähig abstinente Phasen auszuhalten, durchlebt dafür aber in variierenden Abständen chronische Trinkphasen, in denen er vollkommen die Kontrolle über seinen Alkoholkonsum verliert.

Wichtig zu beachten ist, dass die Alkoholiker-Typologie von Jellinek heutzutage nur noch eingeschränkte Gültigkeit besitzt. Insgesamt sind starre Kategorien zur Klassifizierung von Menschen mit einer Alkoholsucht nur bedingt geeignet, weil individuelle Faktoren eine sehr große Rolle spielen. Daher werden die Typen von Alkoholikern heute eher exemplarisch genutzt, um unterschiedliche Trinkmuster zu verdeutlichen.

Was ist ein Beta-Trinker?

GelegenheitstrinkerDer Beta-Typ ist, wie der Alpha-Typ, nach ICD-10 noch keiner Alkoholabhängigkeit erlegen. Bei ihm von einem Alkoholiker zu sprechen, ist daher irreführend. Der Gelegenheitstrinker ist weder körperlich noch psychisch süchtig nach Alkohol und kann jederzeit problemlos auf alkoholische Getränke verzichten.

Vorwiegend trinkt er bei gesellschaftlichen Anlässen, weshalb der Beta-Trinker auch als Gesellschaftstrinker bezeichnet wird. Ohnehin kommen Hochzeiten, Firmenjubiläen, Geburtstage oder auch Kneipen- und Restaurantbesuche beim Beta-Typ häufig vor. Neben gesellschaftlichen Anlässen trinkt er gern in gemütlichen Situationen. Das entspannte Feierabendbier auf dem Sofa gehört für ihn ebenso dazu, wie hin und wieder auch mal ein Gläschen zu viel in der Urlaubszeit.

Eine weitere Bezeichnung für Trinker dieses Typs ist Verführungstrinker. Schließlich lassen sie sich von anderen gern zu einem Gläschen oder zwei verführen – sogar in Situationen, in denen sie eigentlich gar nicht vorhaben, etwas zu trinken. Von allen „Trinker-Typen“ ist der Beta-Typ aber noch am ehesten als Genusstrinker zu bezeichnen.

Ist der Gelegenheitstrinker ein Alkoholiker?

Wie bereits erwähnt, ist bei einem Gelegenheitstrinker, der gern in geselligen Runden Alkohol konsumiert, noch nicht von einer körperlichen oder psychischen Abhängigkeit auszugehen. Er befindet sich stattdessen in der sogenannten präalkoholischen Phase, in der er noch jede Möglichkeit hat, eine Alkoholsucht zu verhindern. Er konsumiert nicht zwanghaft, spürt kein übermäßig starkes Verlangen nach Alkohol und erleidet auch keine Entzugserscheinungen, wenn er nicht trinkt. Trotzdem kann es passieren, dass er vermehrt an Alkohol denkt und dass sich die Anzahl der Trinksituationen ausdehnt. Wichtig ist es, dass ein Beta-Trinker regelmäßig seinen/ihren Alkoholkonsum kritisch hinterfragt und sich der schleichenden Gefahr bewusst ist, Stück für Stück eine Sucht zu entwickeln.

Wie wird der Gesellschaftstrinker zum Alkoholkranken?

Weil Gelegenheitstrinker nur selten einen durch Alkohol herbeigeführten Kontrollverlust erleben und ohnehin nur unregelmäßig zu Alkohol greifen, denken die meisten Menschen, dass diese Personen in puncto Alkoholismus nicht oder nur minimal gefährdet seien. Allerdings ist diese Einschätzung nur bedingt richtig. Auch wenn kein exzessiver Alkoholkonsum vorliegt, können diese Menschen ebenfalls in ein typisches Suchtverhalten hineingeraten. Ebenso sind die empfohlenen regelmäßigen Trinkmengen, ohne längerfristig zu einem potenziellen, körperlichen Schaden zu führen, geringer als man gemeinhin denkt. Schon wenn man als Frau jeden Tag mehr als 1/8 Liter Wein trinkt und als Mann mehr als ¼ Liter, ist das zu viel und schadet auf Dauer der Gesundheit. Zudem sollte man mindestens 2 Alkohol freie Tage in der Woche haben.

Äußere Faktoren können einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass der Gelegenheitstrinker plötzlich beginnt, mehr zu trinken. Wenn seelische Belastungen oder Stress in Job und Familie hinzukommen, konsumiert er plötzlich nicht mehr nur aus Geselligkeit, sondern nutzt den Alkohol auch zum Stressabbau. In diesem Fall können Trinkmuster wie beim Gamma-Trinker oder dem Delta-Trinker entstehen. Der Trinker gerät dann in die sogenannte prodomale Phase, eine Vorläufer-Phase der Alkoholkrankheit. Der tägliche Alkoholkonsum wird zur Regel; es kann zu Erinnerungslücken, heimlichen Trinken und Schuldgefühlen kommen. Nach und nach entwickelt sich eine körperliche und psychische Abhängigkeit. Diese Entwicklung geschieht meist schleichend und wird weder vom Betroffenen selbst noch von den Menschen aus dem nahen sozialen Umfeld registriert. Das lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass Alkohol in unserer Gesellschaft so umfangreich akzeptiert ist. Selbst wenn jemand in bestimmten Phasen deutlich mehr trinkt als zu anderen Zeiten, wird dies in der Regel höchstens mit Verständnis oder Humor angemerkt. So rutscht der Gelegenheitstrinker nicht selten in eine Alkoholsucht, während gute Freunde und Familienmitglieder unwissentlich dabei zusehen.

Wer wird zum Beta-Trinker?

Viele Menschen sind zunächst Gelegenheitstrinker, bevor sich ihr Alkoholkonsum wandelt und sie immer tiefer in die Suchtspirale hineingezogen werden. Sie konsumieren vor allem in Gesellschaft und trinken gern zu besonderen Anlässen. Irgendwann wird der Konsum dann zur Gewohnheit und weitet sich aus. Das gilt vor allem für Betroffene, die nur wenige soziale Kontakte pflegen, mit privaten oder beruflichen Problemen zu kämpfen haben oder die abseits geselliger Anlässe nur wenige Hobbys haben. Wer zum Beispiel das Treffen mit Freunden immer mit dem Genuss von Alkohol verbindet oder sich schon die ganze Woche über auf das Wochenende freut, weil er dann wieder trinken kann, lebt mit einem großen Risiko erst zum Beta-Trinker und später zum Alkoholiker zu werden.

Welche Risiken gelten für den Gelegenheitstrinker?

Der Beta-Trinker konsumiert zwar nicht so viel Alkohol wie zum Beispiel der Delta- oder Gamma-Trinker, setzt seinen Körper und seine Psyche aber trotzdem einer Belastung aus. Insbesondere die Leber wird durch den Alkoholabbau stark belastet. So tritt bei „trinkfesten“ Gelegenheitstrinkern häufig eine Leberverfettung auf, die sich über kurz oder lang zu einer alkoholischen Hepatitis oder sogar zu einer Leberzirrhose auswachsen kann. Schon kleine Mengen Alkohol können, wenn sie täglich oder sehr häufig konsumiert werden, derartige Folgen auslösen. Weiterhin können, wie bei den anderen Alkoholiker-Typen nach Jellinek, aber auch die folgenden psychischen und physischen Symptome auftreten:

  • Depressive Verstimmungen
  • Persönlichkeits- und Wesensveränderungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Erhöhtes Krebsrisiko
  • Hirn- und Nervenschäden

Darüber hinaus lebt der Gesellschaftstrinker mit der Gefahr, sich selbst ins soziale Aus zu manövrieren. Nimmt sein Alkoholkonsum zu, empfindet er hierfür häufig Scham und persönliche Unzulänglichkeit. Weil er gegenüber seinen Freunden und der Familie nicht zugeben will, dass er ein Alkoholproblem hat, zieht er sich immer mehr zurück. Nicht selten verstärkt dies den Konsum zusätzlich. An dieser Stelle sei nochmal darauf hingewiesen, dass es fließende Übergänge gibt. Entscheidend ist es, das eigene Trinkverhalten immer kritisch zu hinterfragen und auf keinen Fall täglich zu konsumieren oder aus Frust oder bei Anspannung. Als protektiver Faktor gilt sicherlich, wenn Gelegenheitstrinker in Stresssituation keinerlei Lust auf Alkohol verspüren, sondern tatsächlich nur punktuell in geselliger Runde oder als Genussfaktor, z.B. bei einem besonders guten Essen, trinken. Sobald ein Entlastungstrinken hinzukommt oder aus Gewohnheit nach einem anstrengenden Arbeitstag eine Bierflasche geöffnet wird, kann man den Alkoholkonsum als riskant bezeichnen.

Welche Therapie ist für einen Beta-Alkoholiker geeignet?

Solange der Beta-Trinker in der unkritischen Phase verbleibt, also keine Tendenz zum Alkoholismus erkennen lässt, benötigt er meist keine Therapie oder therapeutische Hilfe. Es ist jedoch ratsam, den eigenen Alkoholkonsum kritisch zu hinterfragen und einen Besuch in einer Selbsthilfegruppe oder ein Beratungsgespräch in einer Suchthilfestelle durchzuführen. Beim Blauen Kreuz, Al-Anon oder den Anonymen Alkoholikern kann der Betroffene Wissenswertes über den Alkoholismus erfahren und lernen, wie er sich selbst davor schützt. Wird jedoch die kritische Phase erreicht und der Gelegenheitstrinker verliert zunehmend die Kontrolle über sein Trinkverhalten, sollte er sich umgehend professionelle Hilfe suchen und eine Behandlung in einer Alkoholentzugsklinik in Anspruch nehmen.

Im Rahmen der stationären Therapie ist eine umfassende Entgiftung in vielen Fällen nicht notwendig, weil Betroffene dieses Typs oftmals in abstinenten Phasen in die Klinik kommen. Es geht also vermehrt um die Entwöhnung vom Alkohol, die Identifizierung von Konsumgründen und die Erarbeitung konstruktiver Lösungs- bzw. Alternativstrategien für Situationen, in denen die Betroffenen normalerweise Alkohol trinken. Das Erreichen der chronischen Phase sollte auf jeden Fall verhindert werden, so dass der Suchtkranke in ein abstinentes Leben entlassen werden kann. In vielen Privatkliniken werden den Patienten umfangreiche Nachsorge-Empfehlungen mit auf den Weg gegeben und am Ende des Alkoholentzugs findet eine umfassende Rückfallprophylaxe statt. Wird die Behandlung / Entwöhnung in einer öffentlichen Klinik für Suchtrehabilitation durchgeführt, muss zunächst ein Antrag auf eine Sucht-Reha gestellt werden.

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