Medikamentenabhängigkeit im Alter
Zu viel Alkohol im Alter ist ein Problem, das Frauen und Männer mit zunehmendem Alter fast gleichermaßen betrifft. Bezogen auf eine Medikamentenabhängigkeit sieht die Verteilung allerdings etwas anders aus. Statistiken belegen eindeutig, dass vor allem Frauen ab dem 40. Lebensjahr besonders gefährdet sind, eine Medikamentenabhängigkeit zu entwickeln. Immer noch definieren sich viele Frauen primär über ihre Rolle als Mutter. Sind die Kinder aus dem Haus, finden sie sich plötzlich in einer Situation wieder, in der sie offensichtlich nicht mehr „gebraucht“ werden und reagieren auf diese neue Situation vor allem mit psychischen Krankheiten wie Depressionen, Angsterkrankungen oder Schlafstörungen. Viel zu schnell werden in solchen Fällen Medikamente verschrieben, die zwar einerseits für innere Ruhe und guten Schlaf sorgen und die Stimmung heben, andererseits aber auch ein enorm hohes Suchtpotenzial bergen. Dazu zählen hauptsächlich die Benzodiazepine Lorazepam (Tavor®) und Diazepam. Ähnliches gilt für zahlreiche verschreibungspflichtige Schmerzmittel wie Opiate und Opioide, die Frauen ebenfalls deutlich häufiger verordnet werden als Männern. Statistiken zeigen außerdem, dass Bewohner von Pflegeeinrichtungen und Seniorenheimen häufiger Medikamente verschrieben bekommen, als jene Senioren, die in Privathaushalten untergebracht sind. Das legt den Verdacht nahe, dass ältere Menschen in entsprechenden Einrichtungen in vermutlich vielen Situationen eher mit Tabletten sediert werden.
Gerade weil Medikamente im Alter anders wirken und deutlich mehr Risiken mit sich bringen, bedeutet eine Medikamentenabhängigkeit für Menschen ab 60 Jahren einen umso größeren Risikofaktor für die Gesundheit. Ältere, von Medikamenten abhängige Patienten können die Belastungen und Gefahren, denen sie sich aussetzen, häufig nicht richtig einschätzen. Da ihnen die Präparate von ihrem Arzt verordnet werden, gehen sie davon aus, diese Mittel wirklich zu benötigen und setzen die Einnahme häufig trotz vieler Nebenwirkungen fort. Das kann nicht nur zu Organschäden, einer erhöhten Sturzgefahr und anderen Erkrankungen führen, sondern birgt auch das Risiko verschiedene Medikamente einzunehmen, die sich nicht miteinander vertragen. So können opioiderge Schmerzmittel und Benzodiazepine bei gleichzeitiger Einnahme zu lebensbedrohlichen Folgen führen. Wird zusätzlich Alkohol getrunken, steigt das Risiko für eine Atemdepression oder andere potenziell tödliche Wechselwirkungen.
Merkmale einer Medikamentensucht im Alter:
- die Einnahme erfolgt häufig schon seit vielen Jahren
- eine Verringerung der Dosis oder ein Absetzen führt zu Rebound-Effekten und Entzugserscheinungen
- hohe Verbreitung einer Niedrigdosis-Abhängigkeit