Welche direkten Auswirkungen hat Alkohol auf das Herz?
Herzstolpern mit Extrasystolen nach einem hohen Alkoholkonsum, Schmerzen in der Brust oder ein erhöhter Blutdruck – es gibt viele Symptome, mit denen das Herz zeigt, dass es durch einen hohen Alkoholkonsum in Mitleidenschaft gezogen wird. Medizinische Forschungen haben herausgefunden, dass auch ein gesundes Herz durch jahrelangen missbräuchlichen Konsum von Alkohol gravierende Schäden davontragen kann. Noch schädlicher ist das regelmäßige Trinken jedoch für Patienten, die bereits kardiale Risikofaktoren aufweisen. Das können bereits diagnostizierte Herzkrankheiten wie Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen sein, aber auch Bluthochdruck oder Übergewicht. Die folgenden Symptome und Erkrankungen treten bei Personen, die regelmäßig Wein, Bier oder andere alkoholische Drinks konsumieren, mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit auf:
Alkohol und Herzrasen
Herzrasen gehört zu den am häufigsten vorkommenden Symptomen, die im Zusammenhang mit einem starken Alkoholkonsum stehen. Besonders aussagekräftig ist in diesem Zusammenhang eine Oktoberfest-Studie aus dem Jahr 2015, bei der durch die EKGs von über 3.000 Oktoberfestbesuchern nachgewiesen wurde, dass ein Viertel aller Bierzeltbesucher unter einem akuten Herzrasen durch Alkoholkonsum litt. Herzrasen kann also nicht nur bei chronisch erhöhten Alkoholkonsum, wie er beispielsweise bei Suchtkranken vorkommt, sondern auch bei Männern und Frauen, die unregelmäßig, aber dafür größere Mengen alkoholhaltiger Getränke konsumieren, auftreten. Ein derart beschleunigter Herzschlag wird als Tachykardie bezeichnet und kann neben dem Alkoholkonsum ebenfalls durch vielfältige Stressoren verursacht werden.
Symptomatisch für Herzrasen nach Alkoholkonsum ist eine Herzschlag-Frequenz von mehr als 100 pro Minute. Dabei treten häufig begleitende Symptome wie Schwindel, Übelkeit oder Ohrensausen auf. Genauso plötzlich und abrupt wie das Herzrasen begonnen hat, ebbt es meist auch wieder ab. Neben verschiedenen anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die als mögliche Ursache in Frage kommen, ist es vor allem die Wirkung des Alkohols auf den sogenannten Sympathikus im zentralen Nervensystem, die ausschlaggebend für das Herzrasen ist. Durch dessen Aktivierung werden Stresshormone freigesetzt, die den Herzschlag beschleunigen. Weil diese Entwicklung erst beim Alkoholabbau eintritt, bemerken Patienten das Herzrasen häufig erst in der Nacht oder am nächsten Morgen danach.
Herzstolpern nach Alkohol
Ähnlich häufig wie das Herzrasen tritt das Herzstolpern durch den Einfluss von Alkohol auf. Hierbei handelt es sich um eine Herzrhythmusstörung, die weitaus bedenklicher als der beschleunigte Herzschlag ist. Schließlich gerät die gesamte Herzschlagfrequenz durcheinander; es kommt zu Extrasystolen, die als überzählige Herzschläge auftreten, oder zu Aussetzern. Tritt diese Herzrhythmusstörung vermehrt oder gemeinsam mit weiteren Erkrankungen, wie etwa einer Angina pectoris oder Symptomen wie Bewusstseinsstörungen oder Atemnot auf, kann sie schnell lebensgefährlich werden.
Alkohol und Herzrhythmusstörungen
Das sogenannte Holiday-Heart-Syndrom ist ein Phänomen, das zumeist junge Erwachsene betrifft. Es beschreibt das sogenannte Vorhofflimmern, welches bei diesen Personengruppen verstärkt in den Ferien oder nach dem Wochenende zu beobachten ist – als Folge eines exzessiven Alkoholkonsums. Der Grund hierfür scheint, wie bei den meisten Herzrhythmusstörungen, in einer übermäßigen Aktivierung des Sympathikus zu liegen, möglicherweise sind jedoch weitere Einflussfaktoren und Mechanismen beteiligt. Bereits ein alkoholisches Getränk am Tag steigert die Gefahr, ein Vorhofflimmern zu entwickeln, um acht Prozent. Jedes weitere Glas erhöht das Risiko wieder um jeweils acht Prozent. Vorhofflimmern kann zu einem Schlaganfall führen, einen Herzinfarkt auslösen oder eine Lungenembolie bedingen.
Alkohol und Herzinsuffizienz
Laut der Universitätsmedizin Mainz ist bei rund einem Fünftel aller herzgeschwächten Patienten ohne vorhergehenden Herzinfarkt die Ursache einer Herzinsuffizienz auf einen erhöhten Alkoholkonsum zurückzuführen. Hier spricht man auch von einer alkoholischen Kardiomyopathie. Auslöser der alkoholbedingten Herzschwäche ist hauptsächlich das Ethanol-Abbauprodukt Acetaldehyd, das eine erhöhte Produktion von Sauerstoffradikalen in den Kardiomyozyten hervorruft und dadurch die Funktion der Mitochondrien einschränkt. Es kommt zu einer verminderten Kontraktion und zum Absterben der Herzmuskelzellen, die durch Narbengewebe ersetzt werden. Als Folge wird das Herz irreparabel geschädigt.