Kalter Entzug

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Aktualisiert am: 04.07.2023
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Kalter Entzug: alles Wichtige in 30 sec.

  • Kalter Alkoholentzug geschieht auf eigene Faust und ohne ärztliche Begleitung.
  • Belastende Entzugserscheinungen müssen beim kalten Entzug „ausgehalten“ werden und können lebensbedrohlich werden.
  • Abbruch- bzw. Rückfallquote ist bei kalter Entgiftung sehr hoch.
  • Fehlende Entwöhnung beim kalten Alkoholentzug gilt als weiteres Risiko für einen Rückfall.
  • Ärztlich begleiteter Entzug (ambulant oder stationär) erweist sich als weniger belastende und deutlich aussichtsreichere Perspektive.
Inhalt

Was ist ein kalter Entzug?

Ein kalter Entzug ist mit einer nicht ärztlich oder therapeutisch begleiteten Entgiftung gleichzusetzen. Betroffene entscheiden sich hierbei dazu, abrupt mit dem Trinken aufzuhören. Das kann schwerwiegende Entzugssymptome auslösen und sogar lebensgefährliche Komplikationen nach sich ziehen. Zudem zeichnet sich ein kalter Alkoholentzug durch eine hohe Abbruch- und Rückfallquote aus.

Was sind die Gründe für einen kalten Entzug?

Die Alkoholsucht ist eine Erkrankung, die hierzulande häufig mit einer starken Stigmatisierung der Betroffenen sowie deren Angehörigen einhergeht. Mit beinahe 8 Millionen Menschen, die in Deutschland einen gesundheitlich riskanten Alkoholkonsum pflegen, ist die Alkoholsucht kein Randproblem und längst eine offiziell anerkannte Erkrankung. Trotzdem wird sie vielfach noch immer mit Willens- oder Charakterschwäche gleichgesetzt1. Viele Betroffene schämen sich deshalb ob ihrer Erkrankung und möchten ihre Alkoholsucht bekämpfen, ohne dass jemand etwas davon mitbekommt.

Warum haben Menschen Angst vor dem Entzug in der Klinik?

Viele Suchtkranke befürchten, dass sie während der Entzugsbehandlung eingesperrt würden oder ihnen gar die selbstständige Entscheidungsgewalt abgenommen werde. Das ist jedoch nicht der Fall. Eine Therapie in einer suchtmedizinischen Facheinrichtung basiert auf freiwilliger Basis. Betroffene können die Klinik jederzeit verlassen, auch wenn ein Entzugsabbruch die Situation häufig erschwert. Darüber hinaus ist der qualifizierte Entzug in einer Klinik vor allem für stark alkoholabhängige Patienten bereits seit Jahren bewährt. Deshalb wird er von der S3 Leitlinie zu Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen empfohlen2.

Wie läuft ein kalter Entzug ab?

Einen exakt festgelegten Ablauf für den kalten Entzug von Alkohol zu Hause gibt es nicht. Viele Suchtkranke entscheiden sich mehr oder weniger spontan, mit dem Trinken aufzuhören. Andere versuchen möglichst optimale Bedingungen für den kalten Entzug zu schaffen, indem sie sich beispielsweise ein paar Tage freinehmen. Alle kalten Entzugsversuchen gemein ist, dass sie ohne ärztliche oder therapeutische Begleitung stattfinden. Die Betroffenen hören quasi von jetzt auf gleich mit dem Trinken auf und bemühen sich, die dadurch verursachten Entzugssymptome auszuhalten.

Welche Symptome können bei einem kalten Entzug auftreten?

Insbesondere langjährige Alkoholiker müssen während eines Entzugs mit starken körperlichen und psychischen Entzugserscheinungen rechnen. Wie stark diese ausfallen, ist unterschiedlich und lässt sich kaum vorhersagen. Während die Entzugserscheinungen in einem ärztlich betreuten Setting, etwa bei einem ambulanten Entzug oder in einer Entzugsklinik für Alkohol durch spezifische Medikamente gelindert werden können, stehen bei einem kalten Entzug nur frei verkäufliche Medikamente zur Verfügung. Solche sind allerdings insbesondere bei schweren Entzugssymptomen nicht ausreichend.

Ungefährliche körperliche Entzugssymptome bei kaltem Entzug

Unabhängig davon, ob ein Entzug zu Haus stattfindet oder in einer Klinik – die Liste der möglichen Symptome, die durch die Entgiftung ausgelöst werden können, ist lang. Der Unterschied: Patienten, die einen kalten Entzug durchführen, müssen die Begleiterscheinungen vollständig durchleben und aushalten. Beim warmen Entzug in einer Klinik lindern Medikamente die Symptome. Zu den typischen körperlichen Entzugserscheinungen gehören3:

  • Kopfschmerzen
  • Magen-Darm-Beschwerden wie Erbrechen und Durchfall
  • Herz-Kreislaufstörungen
  • Tremor
  • Muskelschmerzen
  • Juckreiz
  • Schwitzen

Gefährliche Entzugssymptome bei kaltem Entzug

Die o. g. Symptome sind zwar unangenehm, gelten grundsätzlich jedoch als relativ ungefährlich. Anders sieht es bei epileptischen Anfällen und dem Alkoholdelir aus. Das sogenannte Delirium tremens kann vor allem bei langjährigen und schwer alkoholabhängigen Trinkern auftreten. Es handelt sich um eine lebensgefährliche Entzugskomplikation, die unbehandelt häufg tödlich verläuft.

Psychische Entzugssymptome bei kaltem Entzug

Patienten, die ihre Alkoholabhängigkeit im eigenen Zuhause ohne medizinische Begleitung durchführen möchten, müssen auch auf psychischer Seite mit extrem belastenden Symptomen rechnen. Teilweise empfinden Betroffene diese sogar als noch unangenehmer als die physischen Entzugserscheinungen. Zu den klassischen Symptomen gehören:

  • Angst
  • Reizbarkeit
  • depressive Verstimmungen
  • motorische und innere Unruhe
  • Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
  • Halluzinationen
  • Bewusstseinsstörungen

Insbesondere Patienten, die aufgrund einer Komorbidität ohnehin bereits unter psychischen Erkrankungen leiden, haben ein hohes Risiko den Alkoholentzug unter diesen Bedingungen vorzeitig abzubrechen.

Wann treten bei einem kalten Entzug die ersten Symptome auf?

Die ersten Entzugserscheinungen manifestieren sich bei einer unbegleiteten Entgiftung bzw. einem unbegleiteten Entzug zu einem ähnlichen Zeitpunkt wie bei einem begleiteten Alkoholentzug in einer Klinik:

  • Leichte Symptome wie Zittern, Kopfschmerzen oder Schwindel treten zumeist innerhalb von 4-12 Stunden nach dem letzten Alkoholkonsum auf.
  • Treten Halluzinationen auf, machen diese sich während der ersten 12 bis 24 Stunden bemerkbar.
  • 6 bis 48 Stunden nach dem letzten Alkoholkonsum kann es zu Krampfanfällen kommen.
  • Ein Delirium tremens kann während des Alkoholentzug nach rund 48 bis 72 Stunden auftreten4.

Wie lange halten die Entzugserscheinungen bei einem kalten Entzug an?

Anders als bei einem warmen Entzug von Alkohol, bei dem eine individuell angepasste Medikation sämtliche Entzugserscheinungen adäquat behandeln und auf ein Minimum reduzieren kann, müssen Suchtkranke, die einen kalten Entzug von Alkohol zu Hause durchführen, abwarten, bis die Symptome irgendwann nachlassen.

Entzugserscheinungen dauert etwa eine Woche ggf. auch länger

  • Die konkrete Dauer des kalten Entzugs lässt sich nicht vorhersagen, da es von vielen individuellen Faktoren abhängt, wann Entzugserscheinungen auftreten, wie stark diese ausfallen und wie lange sie anhalten.
  • Die meisten Patienten bemerken jedoch bereits nach spätestens drei Tagen signifikante Besserungen.
  • Nach sieben Tagen sind viele Betroffene komplett frei von körperlichen Entzugserscheinungen. In Ausnahmefällen können die Symptome aber auch darüberhinausgehend anhalten.

Verlängerte Dauer von Entzugserscheinungen bei Mehrfachabhängigkeit

Viele Patienten, die unter einer Alkoholabhängigkeit leiden, nehmen regelmäßig weitere rauscherzeugende Mittel ein. Das können Medikamente oder Drogen sein. Besteht eine Mehrfachabhängigkeit, kann sich dies darauf auswirken, wie lange die körperlichen und psychischen Entzugserscheinungen dauern. Deshalb gilt: Schon ein kalter Alkoholentzug ist mit einem hohen Risiko verbunden – bei Mehrfachabhängigkeiten ist eine professionelle Behandlung aber umso wichtiger. Schließlich können hier die Begleiterscheinungen des Entzugs noch dramatischere Ausmaße annehmen.

Wer kann einen unbegleiteten Entzug von Alkohol durchführen?

Regelmäßiges Trinken führt langfristig nicht nur in eine Abhängigkeit, sondern sorgt außerdem dafür, dass bei Beendigung des Alkoholkonsums Entzugserscheinungen auftreten können. Da diese unkalkulierbar sind und sowohl körperlich als auch psychisch extrem belastend sein können, kann ein unbegleiteter Alkoholentzug keinem Suchtkranken empfohlen werden. Zu groß ist das Risiko für einen frühzeitigen Abbruch und/oder lebensgefährliche Entzugserscheinungen.

Gibt es die Möglichkeit eines ambulanten Entzugs?

Wer sich vor dem Entzug in einer stationären Entgiftung scheut, für den kommt alternativ vielleicht ein medizinisch-therapeutisch begleiteter ambulanter Entzug in Frage. Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine körperliche Entgiftung im eigenen Zuhause – allerdings nicht auf eigene Faust, sondern unter ärztlicher Anleitung.

Die Patienten werden bei dieser Art von Entzug regelmäßig beim begleitenden Arzt – idealerweise einem Suchtmediziner – vorstellig und bekommen Medikamente zur Behandlung eventueller Entzugserscheinungen. Allerdings eignet sich diese Art der Therapie nicht für jeden Patienten: Sind aufgrund des langjährigen Trinkens körperliche und/oder psychische Komplikationen beim Entzug zu erwarten oder ist die Entzugsmotivation nicht hoch genug, kann von einem ambulanten Alkoholentzug nur abgeraten werden.

Warum besteht ein hohes Rückfallrisiko bei einem kalten Alkoholentzug?

Bei einem kalten Alkoholentzug handelt es sich lediglich um eine körperliche Entgiftung des suchtkranken Patienten. Die psychische Komponente der Abhängigkeit wird dagegen nicht angegangen. Der Stellenwert, den Alkohol im Leben des Betroffenen hat, wird entsprechend außer Acht gelassen. Genau dies wäre jedoch sehr wichtig, da sonst auch nach erfolgreicher Entgiftung ein schneller Rückfall in den Alkoholkonsum droht.

Ein qualifizierter Alkoholentzug, bei dem sowohl eine Entgiftung als auch eine Entwöhnung durchgeführt wird, ist demnach für die meisten Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit die bessere Wahl, um die Sucht zu überwinden und wieder die Kontrolle über das eigene Leben zu erlangen.

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In der My Way Betty Ford Klinik wird die Alkoholtherapie individuell auf die Suchtbiografie und das Krankheitsbild des jeweiligen Patienten zugeschnitten. Dies gilt auch für die begleitende Medikation. Darüber hinaus bieten wir Ihnen:

  • ein langjährig bewährtes und zertifiziertes Therapiekonzept
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Person steigt eine Treppe herauf und hält eine Fahne in der Hand. Auf einem Schild steht JA zum suchtfreien Leben.






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    Quellenangaben

    1 Bundesministerium für Gesundheit „Alkohol“, August 2022, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/alkohol.html (Datum des Zugriffs: 02.02.2023)

    2 Kiefer, Hoffmann, Petersen, Batra (Hrsg.) “Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen”, Springer Verlag, Heidelberg, 2. Auflage 2022, Die Leitlinie ist auch online verfügbar bei der AWMF: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/076-001.html (Datum des Zugriffs: 02.02.2023)

    3 Soyka, Michael et al. „Alkoholismus – Missbrauch und Abhängigkeit“, 6., vollständig überarbeitete Auflage © 2008 Georg Thieme Verlag KG, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, S. 170, https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-34986# (Datum des Zugriffs: 03.02.2023)

    4 O’Malley, Gerald et al. „Alkoholvergiftung und -entzug”, MSD MANUAL Ausgabe für medizinische Fachkreise, https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/spezielle-fachgebiete/freizeitdrogen-und-rauschmittel/alkoholvergiftung-und-entzug (Datum des Zugriffs: 03.02.2023)

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