Alkoholismus-Folgen

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Aktualisiert am: 11.04.2024
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  • Eine Alkoholsucht kann gravierende körperliche, psychische und soziale Folgen hervorrufen.
  • Körperliche Folgen sind Leberzirrhose, Korsakow-Syndrom, Herzmuskel- sowie Magen-Darm-Erkrankungen und ein höheres Krebsrisiko.
  • Psychische Folgen sind u. a. Angststörungen, Depressionen und Psychosen.
  • Darüber hinaus kann der Konsum zum sozialen Abstieg und zum Verlust von Familie, Freundeskreis und Arbeitsplatz führen.
  • In der Schwangerschaft schädigt Alkohol das ungeborene Kind, beispielsweise durch das fetale Alkoholsyndrom.
  • Bei Abstinenz können sich die meisten Organe auch nach längerem Konsum wieder regenerieren.
Inhalt

Was sind Alkoholismus-Folgen?

Unter Alkoholismus-Folgen versteht man negative körperliche, psychische und soziale Auswirkungen des chronisch erhöhten Alkoholkonsums. Wer regelmäßig Alkohol trinkt, erhöht das Risiko für verschiedene psychische und physische Krankheitsbilder sowie negative Konsequenzen in Bezug auf das Sozialleben. Wann die Folgen des Alkoholismus sicht- und spürbar werden und welche Folgen sich konkret ergeben, kann von Person zu Person verschieden sein. In der Regel gilt jedoch, dass Dauer und Menge des Konsums einen Einfluss darauf haben, wie gravierend und umfassend die Alkoholismus-Folgen ausfallen.

Weshalb ist ein erhöhter Alkoholkonsum so riskant?

Lange Zeit ging man davon aus, dass ein leichter oder moderater Alkoholkonsum als ungefährlich eingestuft werden könnte. Die WHO hat dieser Annahme unlängst in einer Erklärung widersprochen: Die Weltgesundheitsorganisation erklärt, dass ein risikofreier Alkoholkonsum nicht möglich ist und dass es entsprechend keine gesundheitlich unbedenkliche Menge gibt1. Denn Alkohol ist eine Substanz, die für den Körper toxisch ist. Sie ist psychoaktiv, beeinflusst und schädigt das menschliche Gehirn und kann eine Suchterkrankung auslösen. Eine identifizierbare Gefährdungsschwelle gibt es bislang nicht. Deshalb kann nur der Verzicht auf Alkohol als wirklich risikofrei eingestuft werden.

Welche körperlichen Alkoholismus-Folgen können auftreten?

Dass Alkohol in erster Linie Leber und Gehirn schädigt, wissen die meisten Menschen. Dass die Folgen des Alkoholismus weitaus mehr Organe schädigen, ist den wenigsten bekannt. Je nach Einzelfall können auch Lunge, Herz, Verdauungsorgane und die Haut von den Folgen der Alkoholsucht betroffen sein. Häufig kommt es zu Multimorbiditäten, d. h. zum gleichzeitigen Auftreten mehrerer Begleit- und Folgeerkrankungen. Ebenso hemmt regelmäßiger Alkoholkonsum die Nährstoffaufnahme, so dass es zu einer Mangelversorgung der Zellen kommen kann.

Alkoholfolgeerkrankung Leberzirrhose

Als Entgiftungsorgan des Körpers ist die Leber von einer Alkoholabhängigkeit am meisten betroffen. Schließlich erfolgt der hauptsächliche Alkoholabbau über die Leberzellen; lediglich 2 bis 5 % Alkohol werden durch Schweiß, Urin und Atemluft ausgeschieden. Nach einem Alkoholexzess arbeitet unser Entgiftungsorgan gewissermaßen auf Hochtouren und wandelt den Alkohol in Acetaldehyd um, das in großen Mengen die Zellfunktion der Leber schädigt. Ebenso wird der Fettsäureabbau eingeschränkt und die Neusynthese von Fettsäuren begünstigt. Diese werden in den Leberzellen abgelagert, die Leber verfettet nach und nach. Unbehandelt und bei weiterem Alkoholkonsum entwickelt sich die Fettleber zur irreversiblen Leberzirrhose, die häufig zum vorzeitigen Tod führt.

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Alkoholismus-Spätfolgen im Gehirn

Alkohol ist ein Zell- und Nervengift, das über kurz oder lang auch die Gehirnzellen schädigt und umstrukturiert. Es kann zu Aufmerksamkeitsdefiziten, Gedächtnislücken, Konzentrationsschwierigkeiten und einer Verringerung des Urteilsvermögens kommen. Darüber hinaus geht schon leichter Alkoholkonsum mit einer Verkleinerung der weißen und grauen Gehirnmasse einher, die wiederum mit einer vorzeitigen Hirnalterung gleichzusetzen ist2.

Eine besonders starke Ausprägung der alkoholinduzierten Gedächtnisstörung ist das Korsakow-Syndrom, das durch einen Vitamin-B1-Mangel nach langjährigem Alkoholmissbrauch entsteht. In einigen Fällen entwickelt sich das Korsakow-Syndrom nach einer unbehandelten Wernicke-Enzephalopathie, die zu massiven Schäden im Gehirn führt und einen lebensbedrohlichen Zustand hervorrufen kann. In einem solchen Fall sprechen die Mediziner vom Wernicke-Korsakow-Syndrom. Auch ein Hirninfarkt, eine Epilepsie oder eine unspezifische Demenz können mögliche Folgen des Alkoholismus oder Alkoholmissbrauchs sein.

Alkoholsucht-Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System

Das Risiko für einen Herzinfarkt, Vorhofflimmern und eine allgemeine Herzschwäche ist bei Alkoholikern deutlich stärker ausgeprägt als bei abstinenten Menschen. Dabei sind die schädigenden, vom Alkohol verursachten Mechanismen vielfältig. Zum einen erhöht regelmäßiges Trinken den Blutdruck, so dass Gefäßschädigungen entstehen können. Zum anderen werden durch den erhöhten Konsum von Alkohol Entzündungen und Arteriosklerose begünstigt.

Alkoholismus-Folgen für den Magen-Darm-Trakt

Speiseröhrenentzündungen, Speiseröhrengeschwüre, Sodbrennen, Magenschleimhautentzündungen und Entzündungen der Schleimhaut des Zwölffingerdarms gehören zu den häufigsten Alkohol-Auswirkungen auf den menschlichen Verdauungstrakt. Sind die Speiseröhre oder Magenschleimhaut erst chronisch entzündet, steigt zugleich das Risiko für Speiseröhren- oder Magenkrebs. Dabei kommt es nicht auf die Art des Alkohols an, sondern auf die Konsummenge, so dass das Krebsrisiko mit jedem zusätzlichen Glas steigt.

Aller Wahrscheinlichkeit nach hat sich durch den stetig steigenden Pro-Kopf-Konsum auch die Anzahl der jährlich neu an Speiseröhrenkrebs Erkrankten verdoppelt. Bei vorgeschädigter Schleimhaut kann es zu Schleimhauteinrissen zwischen Magen und Speiseröhre kommen. Hier spricht man auch vom sogenannten Mallory-Weiss-Syndrom.

Alkoholismus-Spätfolgen für die Lunge

Dass der Konsum von Alkohol das Immunsystem schädigt, ist hinlänglich bekannt. Durch die geschwächten Abwehrkräfte werden zugleich Infektionen der Atemwege begünstigt, so dass es bei Alkoholikern häufiger zu Entzündungen von Bronchien und Lunge kommt. Außerdem führt übermäßiger Alkoholkonsum zu erhöhten Entzündungswerten in den Atemwegen, die ebenfalls ursächlich für Infektionen sind.

Alkoholsucht und Krebs

Alkohol gehört zu den größten Risikofaktoren für Krebserkrankungen. Allein in Deutschland werden rund 4 % aller neuen Krebserkrankungen auf Alkoholkonsum zurückgeführt3. Weltweit wurden im Jahr 2020 rund 741.300 neue Krebsfälle durch Alkohol ausgelöst4. Der genaue Wirkmechanismus bzw. wie diese Folge des Alkoholismus entsteht, ist noch nicht endgültig erforscht. Nachweislich kann Alkohol sieben verschiedene Krebserkrankungen begünstigen:

  • Darmkrebs
  • Krebs der Mundhöhle
  • Speiseröhrenkrebs
  • Krebs im Rachenraum
  • Kehlkopfkrebs
  • Leberkrebs
  • Brustkrebs

Welche psychischen Folgen der Alkoholkrankheit sind möglich?

Oft ist ein erhöhter Alkoholkonsum auch mit psychischen Störungen verbunden. So klagen die Patienten über Angststörungen, Depressionen oder Psychosen. Rund 33% aller Personen mit einer Störung durch Substanzkonsum leiden auch an einer psychischen Störung. Umgekehrt ist es auch möglich, dass eine psychische Erkrankung zu einer Alkoholabhängigkeit führen kann. Unabhängig von der Art der Begleiterkrankung ist es besonders wichtig, die Behandlung der Alkoholabhängigkeit und der psychischen Störung aufeinander abzustimmen. Andernfalls kann es zu einer Pingpong-Therapie kommen, in welcher der Betroffene zwischen beiden Therapieangeboten hin und her geschoben wird und die Therapie unter Umständen frühzeitig abbricht.

Unabhängig von der Art der Begleiterkrankung ist es besonders wichtig, die Behandlung der Alkoholabhängigkeit und der psychischen Störung aufeinander abzustimmen. Andernfalls kann es zu einer Pingpong-Therapie kommen, in welcher der Betroffene zwischen beiden Therapieangeboten hin und her geschoben wird und die Therapie unter Umständen frühzeitig abbricht.

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Angststörungen

Rund jeder Zehnte leidet ein- oder mehrmals im Leben an Angststörungen oder Panikattacken, die auch durch einen erhöhten Alkoholkonsum verursacht werden können5. Entgegen einer weitläufig verbreiteten Meinung wirkt Alkohol bei Angst nur für eine kurze Zeit beruhigend, längerfristig verstärkt er die Ängstlichkeit.
Zwar fördert ein starker Alkoholkonsum einerseits die Ausschüttung des bremsenden und beruhigenden Botenstoffes GABA, erhöht andererseits aber auch den Glutamat-Spiegel. Dieser steigert die Empfangsbereitschaft der Nervenzellen und unterdrückt die Glutamat-Rezeptoren. Sinkt der Alkoholpegel wieder, verringert sich der beruhigende GABA-Spiegel im Blut und die zuvor durch den Alkohol unterdrückten Glutamat-Rezeptoren werden aktiv. Die Wirkungen sind eine Übererregung des Nervensystems, Nervosität und Ängstlichkeit, die häufig mit einem erneuten Konsum gelindert werden.

Depressionen

Chronischer Alkoholkonsum schädigt das Gehirn und ersetzt natürliche Botenstoffe durch Alkohol. Als Konsequenz wird die körpereigene Produktion von Botenstoffen reduziert, so dass sich Alkoholabhängige nur noch dann gut fühlen, wenn sie trinken. Soziale Faktoren wie Scham und soziale Ausgrenzung aufgrund der Alkoholabhängigkeit verstärken den Teufelskreis und treiben die Betroffenen immer tiefer in die Depression. Auch Antidepressiva bringen nur noch bedingt Linderung, da Alkohol die Wirkung von Psychopharmaka unkontrolliert verändern kann.

Alkoholpsychose

Bei rund 10 Prozent aller Alkoholiker kommt es zu Alkoholpsychosen in Form einer Alkoholparanoia oder Alkoholhalluzinose. Allen Psychosen gemein ist, dass sie immer dann auftreten, wenn der Alkoholspiegel im Blut sinkt und durch den vorherigen Alkoholkonsum zu viele Botenstoffe im Blut zirkulieren. Die Wirkung ist eine Überreizung, die in einigen Fällen mit schweren Halluzinationen verbunden ist. Die Betroffenen sehen weiße Mäuse oder schmecken, riechen oder fühlen Dinge, die nicht wirklich existieren. Auch das gefürchtete Delirium tremens beim Alkoholentzug gilt als Alkoholpsychose.

Welche sozialen Alkoholismus-Folgen können entstehen?

Es ist kein Geheimnis, dass die Alkoholkrankheit die Persönlichkeit verändert und im schlimmsten Falle zum sozialen Abstieg führen kann. Alles dreht sich zunehmend um das starke Verlangen nach Alkohol. Die Familie, Freunde und in vielen Fällen auch der Beruf werden immer unwichtiger. Aggressivität und Geringschätzung gegenüber dem Partner und den Kindern; Leistungsabfälle, Fehlzeiten und eine vermehrte Unfallhäufigkeit im Beruf schaukeln sich zu einer Abwärtsspirale auf, die nicht selten eine Ehescheidung, soziale Isolierung und den Verlust des Arbeitsplatzes bedingen kann.

Zu den sozialen Alkoholismus-Folgen gehört auch ein erhöhtes Risiko, in die Kriminalität abzurutschen. Das zeigt eine Studie, die den Zusammenhang von Alkoholkonsum und dem Anstieg von Kriminalität bei Jugendlichen untersucht hat: Mit dem Erreichen des gesetzlichen Mindestalters für Alkoholkonsum (16 Jahre) steigt nicht nur dieser sprunghaft an, sondern auch die Zahl der Straftaten6. Typische strafrechtlich relevante Delikte, die im Zusammenhang mit Alkoholkonsum auftreten, sind Vandalismus, Diebstahl und Körperverletzungen.

Was ist das Fetale Alkoholsyndrom?

Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS) oder auch Alkoholembryopathie (AE) ist eine Alkoholsucht-Folge, die nicht die Mutter, sondern das ungeborene Kind betrifft. So ist FAS die Bezeichnung für vorgeburtlich entstandene Kindsschädigungen durch einen erhöhten Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft. Zu den häufigsten Anzeichen eines Fetalen Alkoholsyndroms gehören Gesichtsmissbildungen, ein zu kleiner Kopf, Bewegungsstörungen, Herzfehler und geistige Behinderungen.
Die durch den schädlichen Gebrauch von Alkohol hervorgerufenen Defekte und Defizite sind umso gravierender, je früher der Alkoholkonsum stattgefunden hat. Bei bereits abgeschlossener Organbildung entwickeln sich meist keine oder nur geringe Fehlbildungen. Möglich sind jedoch kognitive und verhaltensbezogene Störungen, die durch eine Schädigung des Zentralnervensystems hervorgerufen werden können. Hier spricht man auch von einem Fetalen Alkoholeffekt (FAE).

Wie kann man mögliche Alkoholsucht-Folgen verhindern?

Die Regenerationsfähigkeit des menschlichen Körpers ist enorm, so dass sich die meisten Organe auch nach längerem Alkoholkonsum wieder regenerieren können. So erholen sich Immunsystem, Haut und Blutdruck innerhalb weniger Wochen, Magen und Gehirn meist nach 1 bis 2 Monaten. Wenn noch keine Leberzirrhose aufgetreten ist, benötigen Leber und Blutwerte rund 6 Wochen zur Stabilisierung. Die Voraussetzung ist allerdings ein qualifizierter Alkoholentzug in einer Alkoholentzugsklinik, der neben der Entgiftung auch die Entwöhnung und eine konsequente Nachsorge in Form ambulanter Therapien beinhaltet.

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    Quellenangaben

    1 WHO „Beim Alkoholkonsum gibt es keine gesundheitlich unbedenkliche Menge“, Pressemitteilung vom 04. Januar 2023, https://www.who.int/europe/de/news/item/28-12-2022-no-level-of-alcohol-consumption-is-safe-for-our-health (Datum des Zugriffs: 08.11.2023)

    2 aerzteblatt.de „Studie: Chronischer Alkoholkonsum verkleinert das Gehirn bereits in geringer Menge“, 30. März 2022,https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132348/Studie-Chronischer-Alkoholkonsum-verkleinert-das-Gehirn-bereits-in-geringer-Menge (Datum des Zugriffs: 08.11.2023)

    3 dkfz. „Krebsrisiken – das sagt die Wissenschaft“, Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft, https://www.dkfz.de/de/krebspraevention/Krebsrisiken_das-sagt-die-Wissenschaft/2_Risikofaktor_Alkohol/Risikofaktor-Alkohol.html (Datum des Zugriffs: 08.11.2023)

    4 Rumgay, Harriet et al. „Global burden of cancer in 2020 attributable to alcohol consumption: a population-based study”, In: The Lancet Oncology, Volume 22, Issue 8, P1071-1080, AUGUST 2021, DOI: https://doi.org/10.1016/S1470-2045(21)00279-5, https://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045(21)00279-5/fulltext (Datum des Zugriffs: 08.11.2023)

    5 Wittfoot, Jens et al. “Alkoholabhängigkeit und psychiatrische Komorbidität – ein Überblick“, In: Suchttherapie 2000; 1, 8-15, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, ISSN 1439-9903, S. 11, https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-2000-13133.pdf (Datum des Zugriffs: 08.11.2023)

    6 Dehos, Fabian „Underage access to alcohol and its impact on teenage drinking and crime”, In: Journal of Health Economics, Vol. 81, 2022, https://doi.org/10.1016/j.jhealeco.2021.102555, https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0167629621001405 (Datum des Zugriffs: 10.11.2023)

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