Wo kann man eine Psychotherapie bei Alkoholismus durchführen?
Viele Menschen, die ein Problem mit Alkohol entwickelt haben, würden gern Hilfe in Anspruch nehmen. Aus Angst vor einem Aufenthalt in einer Entzugsklinik wünschen sie sich eine ambulante Psychotherapie, um die Sucht schnell, anonym und bequem überwinden zu können. Leider ist diese Möglichkeit nur bedingt gegeben und auch nur teilweise empfehlenswert.
Ambulante Behandlung verlangt nach Abstinenz
Wer als Patient mit einer Suchterkrankung an einer ambulanten Psychotherapie teilnehmen möchte, muss die ersten Schritte zur Suchtmittelfreiheit bereits vorab unternommen haben. Normalerweise kann eine (kassenfinanzierte) Psychotherapie bei Alkoholsucht nämlich nur dann gewährt werden, wenn bereits Alkoholabstinenz besteht. Lediglich in Ausnahmefällen kann die Therapie ohne vorherige Alkoholentgiftung beginnen – jedoch nur dann, wenn sichergestellt ist, dass die Abstinenz innerhalb von 10 Behandlungsstunden erreicht werden kann2.
Ambulante Psychotherapie für Selbstzahler
Wer sich vor einem körperlichen Entzug scheut und mit der Psychotherapie bei Alkoholabhängigkeit bereits vor der Entgiftung beginnen möchte, kann unter Umständen auch Angebote für Selbstzahler bei niedergelassenen Therapeuten ohne Kassensitz oder bei einem Heilpraktiker für Psychotherapie in Anspruch nehmen. Die Kosten für eine solche Behandlung sind allerdings hoch und einheitliche Richtlinien gibt es nicht.
Stationäre Psychotherapie im Rahmen einer Entwöhnung
Nach einer erfolgreichen Entgiftung haben Patienten die Möglichkeit, die (stationäre) Behandlung weiterzuführen. Sie können etwa eine Entwöhnungsbehandlung als Rehabilitation bei der Deutschen Rentenversicherung beantragen. Hier steht die psychotherapeutische Behandlung der Betroffenen im Fokus. Für eine solche Maßnahme ist ein separater Antrag erforderlich, manchmal muss mit (mehrwöchigen) Wartezeiten gerechnet werden. Meist ist auch ein Klinikwechsel erforderlich.
Stationäre Psychotherapie im Rahmen einer qualifizierten Entzugsbehandlung
Idealerweise gehen Entgiftung und Entwöhnung nahtlos ineinander über. Bei privaten Entzugskliniken für Alkoholsucht beginnt die Behandlung der psychischen Seite der Sucht oft schon während der Entgiftung. Hier ermöglichen hochfrequente, idealerweise täglich stattfindende Therapien eine tiefgehende Beschäftigung mit der eigenen psychischen Situation. Wichtig ist auch die Einleitung einer guten Anschlussversorgung an den Klinikaufenthalt, um eine nahtlose psychotherapeutische Nachsorge zu gewährleisten.
Therapieplatz im Rahmen der Nachsorge
Wer nach einer stationären oder ambulanten Entgiftung eine ambulante Psychotherapie durchführen möchte, muss manchmal mehrwöchige Wartezeiten in Kauf nehmen, das gilt insbesondere für Kliniken, die keine Kooperationen mit niedergelassenen Psychotherapeuten haben. In dieser Zeit ist die Rückfallgefahr für die Patienten besonders hoch, denn die psychotherapeutische Aufarbeitung der Sucht ist ein langer Prozess, der nach dem stationären Aufenthalt unbedingt fortgeführt werden muss. Manche Suchtkliniken verfügen sogar über ein eigenes Netz an kooperierenden Psychotherapeuten für die ambulante Weiterbetreuung. Hier lohnt es sich nachzufragen.