Allgemeine Informationen zur Drogensucht
Was ist eine Drogensucht?
Einmaliger oder wiederholter Drogenkonsum führen häufig zu einer physischen und/oder psychischen Abhängigkeit, die für den Betroffenen gravierende Folgen haben und in sozialer Isolation, körperlichem Verfall sowie psychische Komorbiditäten münden kann. So ist das zentrale Merkmal einer Drogensucht das unbedingte und unbezwingbare Verlangen („Craving“) nach einem bestimmten Rauschmittel wie Heroin, Cannabis oder Kokain. Anders als bei einer Alkoholsucht oder Medikamentenabhängigkeit ist es aufgrund äußerer Umstände jedoch schwieriger, in eine Drogenabhängigkeit zu geraten. Während Alkohol für Erwachsene deutschlandweit frei verkäuflich ist und suchterzeugende Medikamente häufig vergleichsweise leicht durch ärztliche Verordnung zu erhalten sind, handelt es sich beim Drogenkonsum um ein strafrechtlich verfolgtes Vergehen. Demzufolge verläuft der Drogenkauf unter der Hand und der Drogenkonsum erfolgt regelhaft nicht öffentlich.
Wie entwickelt sich eine Drogensucht?
Psychotrope oder psychoaktive Substanzen haben einen direkten Einfluss auf die Psyche des Menschen und können unter anderem die Art und Weise der Stimmungs- und Situationswahrnehmung verändern. Das Belohnungszentrum im Gehirn wird angesteuert und der Konsument fühlt sich nach der Einnahme der Droge besser als vorher. Dafür ist in vielen Fällen die Ausschüttung des motivierenden und antriebsfördernden Neurotransmitters Dopamin verantwortlich, der nicht umsonst als „Glückshormon“ bekannt ist. Das Stimmungshoch nach dem Drogenkonsum wird im Gehirn des Konsumenten gespeichert; das sogenannte „Suchtgedächtnis“ entsteht. An einer Abhängigkeit erkrankte Menschen möchten diesen positiven Zustand immer wieder erleben. Fast ausnahmslos geht mit dem wiederkehrenden Konsum eine Toleranzentwicklung einher.
Je nach konsumierter Droge variiert die Schnelligkeit, mit der Betroffene in eine Sucht geraten. Auch das Ausmaß der Abhängigkeit (physisch und psychisch) kann unterschiedlich ausgeprägt sein. Heroin gilt allgemeinhin als die am schnellsten abhängig machende Droge. Cannabis und Amphetamine werden mit einem mittleren Suchtpotenzial bewertet, während Ecstasy oder LSD ein verhältnismäßig niedriges Abhängigkeitspotenzial mit sich bringen. Doch nicht nur die konkrete Droge, sondern auch die individuelle Disposition, eventuelle (seelische) Vorerkrankungen sowie weitere Faktoren können die Schnelligkeit, mit der eine Drogenabhängigkeit eintritt, beeinflussen. So erleiden einige Menschen bereits nach der ersten Drogeneinnahme körperliche und psychische Symptome einer Abhängigkeit, während andere auch nach Jahren des regelmäßigen Konsums nicht abhängig vom jeweiligen Rauschmittel sind.
Wer ist von einer Drogenabhängigkeit betroffen?
Junge Menschen, Angehörige sogenannter bildungsferner Schichten, Top Manager unter hohem Leistungsdruck, Kreative und Künstler – eine spezifische Risikogruppe, bei der eine Drogenabhängigkeit häufiger festzustellen wäre als bei anderen, gibt es nicht. Unterschiede lassen sich stattdessen meist eher mit Blick auf die konsumierte Droge erkennen: So sind bei jüngeren Menschen vor allem Cannabis und sogenannte „Partydrogen“ wie Ecstasy beliebt, während ältere Menschen häufiger auch zu Kokain und anderen sogenannten „Luxusdrogen“ greifen. Ob und wie schnell jemand drogensüchtig wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Viele Menschen sehen den Drogenkonsum als eine Art Fluchtmöglichkeit, um unangenehme Gefühle wie Stress, Angst oder Unsicherheit zu betäuben. Der Ärger mit dem Chef, die Trauer über eine zerbrochene Partnerschaft oder die Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben geraten durch den Drogenkonsum in den Hintergrund, scheinen weniger wichtig und belastend. Eine Risikogruppe ist demnach nicht scharf zu umgrenzen.
Welche Drogen machen abhängig?
Psychotrope Substanzen gibt es in vielen unterschiedlichen Formen, von denen einige legal, andere wiederum illegal sind. Während Alkohol und Nikotin in Deutschland von Erwachsenen legal konsumiert werden dürfen, fallen Drogen wie Heroin, Amphetamine oder Cannabis unter das Betäubungsmittelschutzgesetz. Sie dürfen (mit Ausnahme von Cannabis auf Rezept) weder konsumiert, noch verkauft werden. Wenn von einer Drogensucht die Rede ist, stehen in der Regel diese illegalen Stoffe im Fokus.
Heroin und weitere Opioide
Als Opioide bezeichnet man eine chemische Gruppe von Substanzen, die in erster Linie eine schmerzunterdrückende, betäubende und euphorisierende Wirkung erzeugen, jedoch das Risiko einer schnell eintretenden Suchtwirkung bergen. Schließlich kann bereits ein einmaliger Konsum eine geistige oder physische Abhängigkeit nach sich ziehen. Darüber hinaus ist auf dem Schwarzmarkt gekauftes, aus Schlafmohn hergestelltes, Heroin meist gestreckt und kann dadurch zusätzliche gesundheitliche Schäden verursachen.
Die Möglichkeiten, Heroin zu konsumieren, sind unterschiedlich. Typischerweise wird die Substanz intravenös, oral, über die Nase oder die Atemwege eingenommen. Die Vorstellung, dass einige dieser Konsumarten weniger stark abhängig machen als andere, ist jedoch falsch. Allerdings unterscheiden sich die Einnahme-Varianten hinsichtlich der aufgenommenen Wirkstoffmenge, so dass mit zunehmender Toleranzentwicklung viele Menschen auf den intravenösen Konsum umsteigen.
Mögliche Symptome einer Abhängigkeit von Heroin oder anderen Opioiden können sein:
- Schlafstörungen
- Schwitzen oder Frieren
- Gliederschmerzen
- depressive Verstimmungen
- Gewichtsverlust inklusive Mangelerscheinungen
- Kreislaufzusammenbruch
Cannabis
Cannabis, auch Marihuana oder Haschisch, wird allgemein den „weichen Drogen“ zugeordnet. Dabei wird der Name Cannabis im Allgemeinen als Oberbegriff für die aus weiblichen Hanfpflanzen gewonnene Droge verwendet. Da sich in vielen Fällen auch bei längerem Konsum keine körperliche Abhängigkeit herausbildet und der Cannabiskonsum in immer mehr Ländern der Welt legalisiert wurde, wird Cannabis häufig als „ungefährliche“, nicht süchtig machende Droge eingestuft. Aus diesem Grund ist das Suchmittel insbesondere bei Jugendlichen, aber auch bei (jungen) Erwachsenen sehr beliebt. Die Effekte von Cannabis können unterschiedlich geartet sein und den Konsumenten entweder in eine Hochstimmung versetzen oder einen Zustand der Entspannung erzeugen. Häufig wird die Substanz auch als „Einstiegsdroge“ bezeichnet, da der Konsum von Cannabis ein erhöhtes Risiko birgt, auch andere Drogen auszuprobieren.
Der entscheidende Wirkstoff von Cannabis ist das Delta-9-Tetrahydrocannabinol, kurz THC genannt. Je nach Art der Cannabispflanze enthalten die weiblichen Blüten eine unterschiedlich große Menge an THC. Marihuana besitzt allgemein einen eher geringeren THC-Anteil, während Haschisch meist einen höheren Gehalt aufweist. Die psychischen und vegetativen Symptome einer Cannabissucht sind nicht zu unterschätzen. Folgende Anzeichen können vor allem dann festgestellt werden, wenn der Konsum versehentlich oder absichtlich länger unterbrochen wird:
- innere Unruhe & Herzrasen
- Antriebslosigkeit & depressive Verstimmungen
- Angstzustände & Panikattacken
- Paranoia
- Aggression
- Schlaf- und Orientierungsstörungen
- Erbrechen oder Durchfall
Kokain und andere Stimulanzien
Kokain gilt als „Lifestyle- oder Luxusdroge“ und scheint vor allem in der Welt der Stars und Sternchen äußerst beliebt zu sein. Genauso wie Amphetamine und andere Stimulanzien besitzt der aus den Blättern des Kokastrauchs hergestellte Stoff eine stark aufputschende Wirkung. Ein gesteigertes Selbstvertrauen, die Minimierung von Angstgefühlen und ein erhöhtes Leistungspotential sind die klassischen Effekte, auf die es Kokain- und Amphetaminsüchtige abgesehen haben. Das Risiko für eine physische Abhängigkeit ist bei dieser Gruppe psychoaktiver Substanzen eher gering, dafür ist die Wahrscheinlichkeit für eine psychische Abhängigkeit umso größer. Wer einmal Kokain eingenommen hat, befindet sich häufig direkt nach dem Abklingen der Wirkung schon wieder auf der Suche nach dem nächsten Kick.
Ob Rauchen, Spritzen, Schnupfen oder Schlucken: Stimulanzien werden auf verschiedenen Wegen eingenommen. Die Art des Konsums hat vor allem Auswirkungen auf die Wirkstoffmenge, die pro Dosis eingenommen wird, sowie auf die Länge der Zeitspanne, die bis zum Eintreten des gewünschten Effekts vergeht. Crack stellt hierbei einen Sonderfall dar, weil dieses Rauschmittel immer geraucht wird und eine besonders schnelle Wirkung mit sich bringt. Die körperlichen Folgen des Konsums von Kokain können ebenso wie die psychische Abhängigkeit gravierende Ausmaße annehmen:
- Reizbarkeit & Aggressivität
- Angstzustände & Halluzinationen
- Psychosen & depressive Verstimmungen
- Gewichtsverlust & Mangelerscheinungen
- Hirninfarkt
- Kardiale Beeinträchtigungen, häufig in Form eines Herzinfarkts
Amphetamine
Zu den Amphetaminen gehören Amphetamin, Methamphetamin (Speed; Ice, Crystal) und 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA; Ecstasy, E, X, XTC, Adam, Love-drug). Amphetamine sind Wiederaufnahmehemmer der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin und erhöhen die extrazelluläre Konzentration der sogenannten Glückshormone. In Kombination mit Antidepressiva kann es zu einer potenzierenden Interaktion kommen. Zu den gefährlichsten Komplikationen gehören vaskuläre Komplikationen wie Herzinfarkte und ischämische oder hämorrhagische Schlaganfälle. Bei einem Entzug, können folgende Symptome auftreten:
- Dysphorien
- Müdigkeit
- Albträume
- Schlafstörungen
- Gesteigerter Appetit
- Psychomotorische Verlangsamung
- Unruhe
Legal Highs
Um das Betäubungsmittelgesetz zu umgehen, werden immer wieder neue psychoaktive Substanzen auf den Markt gebracht. Dazu gehören auch die sogenannten Legal Highs, Herbal Highs oder Designerdrogen, die als Badesalz, Kräutermischungen oder Lufterfrischer erhältlich sind. Die meisten von ihnen entstehen zufällig, so dass weder die genaue Wirkung, noch die Kurz- und Langzeitfolgen auf Gesundheit und Verhalten ausreichend dokumentiert sind. Das aktuelle Wissen zur Wirkung basiert meist auf Konsumentenberichten, und genau das macht die Behandlung der Sucht so schwer. Ganz besonders gefährlich ist der Missbrauch, weil der Reinheitsgrad der verwendeten Stoffe nicht sichergestellt ist.