Welche Medikamente machen abhängig?
Fünf Prozent aller Medikamente verfügen über ein eigenes Suchtpotenzial. Dazu gehören hauptsächlich Schlafmittel (Hypnotika), Beruhigungsmittel (Sedativa und Tranquilizer) und Schmerzmittel (Analgetika). Das höchste Suchtpotenzial besitzen dabei die sogenannten Benzodiazepine (Benzos) und die Z-Substanzen Zolpidem, Zopiclon und Zaleplon, die bereits in kleinen Dosen abhängig machen und bei Missbrauch Mehrfachabhängigkeiten bedingen können.
Benzodiazepine
Benzodiazepine wie Lorazepam (Tavor), Diazepam (Valium), Bromazepam (Lexotanil), Oxazepam (Adumbran) und Clonazepam (Rivotril) werden häufig bei Angsterkrankungen, Schlafstörungen, innerer Unruhe und hochgradigem Stress ärztlich verschrieben und sind auf Rezept in der Apotheke erhältlich. Auch bezeichnet als Tranquilizer oder Sedativa wirken sie angstlösend, beruhigend und entspannend und können das Leben der Betroffenen maßgeblich erleichtern. Daher wurden sie auch 1977 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in die Liste der unentbehrlichen Therapeutika aufgenommen. Allerdings können sie neben ihrer positiven Wirkung innerhalb kürzester Zeit zur physischen und psychischen Abhängigkeit führen und sollten daher maximal vier Wochen eingenommen werden. Besonders tückisch bei der Einnahme ist, dass die Benzodiazepine häufiger in immer höheren Dosen eingenommen werden müssen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. In einem solchen Fall lässt sich die Tablettensucht meist nur noch durch einen qualifizierten Medikamentenentzug beenden. Die häufigsten Symptome einer Benzodiazepinabhängigkeit sind:
- Leistungsabfälle & Desinteresse
- Stimmungsschwankungen & sozialer Rückzug
- Persönlichkeitsveränderungen
- Stürze & neurologische Ausfälle
- Schwäche & Schwindel
- Zittern & innere Unruhe
- Schlaf- & Angststörungen
- Kopfschmerzen & Übelkeit
- Reizbarkeit & Krampfanfälle
- Wirkungsumkehr
Z-Substanzen
Die sogenannten Z-Substanzen oder auch Z-Drugs besitzen eine andere chemische Zusammensetzung als die Benzodiazepine, erzeugen aber dieselbe Wirkung. Sie wurden in den 1990er Jahren als Alternative zu den umstrittenen Barbituraten und auch Benzodiazepinen entwickelt und wirken dämpfend und schlafanstoßend. Im Gegensatz zu ihrem Vorgängerprodukt beeinflussen Zopiclon, Zolpidem und Zaleplon nicht die einzelnen Schlafphasen und zählen daher heute zu den meist verordneten Schlafmitteln für Ein- und Durchschlafstörungen. Bei einer Zolpidem- oder Zopiclon-Abhängigkeit treten nach dem Absetzen des Mittels ähnliche Symptome auf wie bei einer Benzodiazepinabhängigkeit. Unerwünschte Wirkungen und Begleiterscheinungen einer Abhängigkeit sind:
- Angst- & Spannungszustände
- Schlafprobleme
- Kopfschmerzen
- Tremor
- Nervosität
- Verwirrung
Barbiturate
Auch Barbiturate gehören zu den Hypnotika, werden allerdings aufgrund ihrer hohen Risiken in der Regel nicht mehr als Schlafmittel verordnet, sondern allenfalls als Injektionsnarkotika oder Antiepileptika eingesetzt. Zu den bekanntesten Barbituraten zählen Thiopental, Methohexital und Phenobarbital. Bei zu hoher Dosierung droht eine lebensgefährliche Toxizität, die einen Atem- und Herzstillstand verursachen kann. Unter einer Langzeitanwendung kann sich eine starke Abhängigkeit mit folgenden Nebenwirkungen entwickeln:
- Amnesie
- Schwindel
- Übelkeit & Erbrechen (allergische Reaktionen
- Hautreaktionen
- Leberfunktionsstörungen
Opiate & Opioide
Opiate und Opioide werden bei besonders starken und chronischen Schmerzen verordnet und erzeugen eine stimmungshebende Wirkung. Während Opiate Substanzen sind, die chemisch vom natürlichen Opium abstammen, welches aus Schlafmohn gewonnen wird, sind Opioide synthetische Stoffe, die den Opiaten sehr ähnlich sind. Häufig wird der Begriff Opioide jedoch auch für beide Gruppen verwendet. Zur Gruppe der Opiate und Opioide zählen hauptsächlich die Schmerzmittel Morphin, Codein, Sufentanil, Fentanyl, Tilidin, Tramadol und Buprenorphin. Ähnlich wie Benzodiazepine und Z-Medikamente können auch Opiate und Opioide sehr schnell zu einer Medikamentensucht führen. Da sie in einer Überdosis lebensgefährlich sind und bei einer häufigen Einnahme als Nebenwirkung einen Dauerkopfschmerz erzeugen können, müssen sie unter strenger ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Klassischerweise äußert sich die Abhängigkeit von Opioiden u. a. in folgenden Symptomen:
- Intensivierter Schmerzempfindsamkeit (Hyperalgesie)
- Stimmungstiefs / Stimmungsschwankungen
- Bewusstseinsstörungen
- Innere Unruhe und Angst
- Zittern
- Übelkeit
- Schlafstörungen