Behandlung der Alkoholabhängigkeit
Was ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Alkoholismus-Behandlung?
Der Weg aus einer Alkoholabhängigkeit ist nur dann möglich, wenn die Betroffenen eine Krankheitseinsicht ausbilden. Sie müssen selbst erkennen, dass sie ein Alkoholproblem haben und dieses aktiv angehen wollen. Hier spricht man auch von Abstinenzmotivation.
Alkoholsucht: Wer hilft?
Die ersten Schritte bei Alkoholproblemen führen in vielen Fällen zum Hausarzt, der je nach Schwere der Symptome eine Kurzintervention oder die Einweisung in eine Alkoholentzugsklinik empfehlen kann. Ebenso können eine Suchtberatungsstelle oder Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker oder das Blaue Kreuz Hilfe und Orientierung bieten.
Unabhängig von der jeweiligen Anlaufstelle sollte die Suchtberatung so zeitnah wie möglich stattfinden, um psychische Folgen wie etwa Depressionen oder Ängste, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schäden des Magen-Darm-Trakts zu vermeiden. Auch die sozialen Folgen exzessiven Alkoholkonsums können durch einen rechtzeitige Suchttherapie so gering wie möglich gehalten werden. Scham muss dabei niemand empfinden. Schließlich gilt die Alkoholabhängigkeit nach ICD-10 und DSM-5 als Krankheit.
Was kann man gegen eine Alkoholabhängigkeit tun?
Wer in eine Alkoholabhängigkeit gerutscht ist, muss neben der körperlichen Entgiftung auch die Gründe und Ursachen für seine Erkrankung bearbeiten, um langfristig „trocken“ zu werden. Schließlich entwickeln Personen, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen und in sich stabil sind, deutlich seltener eine Alkoholabhängigkeit. Ein qualifizierter Alkoholentzug erfolgt daher immer in zwei Stufen und beinhaltet eine Entgiftung und Entwöhnung / Suchtrehabilitation. Beide Maßnahmen sollten nach Möglichkeit stationär mit einer anschließenden ambulanten Nachsorge durchgeführt werden.
Entgiftung
Der Konsum von Alkohol wird unter ärztlicher Überwachung beendet, sodass der Körper vollständig vom Alkohol und seinen Abbaustoffen entgiftet wird. Während dieser Zeit kann es zu Entzugserscheinungen kommen, die je nach Patient unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Um Komplikationen aufgrund des Entzugssyndroms vorzubeugen, werden die Vitalfunktionen engmaschig überwacht und die Entzugserscheinungen durch Medikamente gelindert. Achtung: Ein kalter Entzug, d. h. eine Entzugsbehandlung ohne ärztliche Überwachung und medikamentöse Unterstützung, kann durch die gravierenden Entzugssymptome lebensgefährlich sein. Daher sollten Patienten auf keinen Fall eigenmächtig mit dem Trinken aufhören.
Entwöhnung
Nach der Beendigung der körperlichen Abhängigkeit steht die psychische Entwöhnung auf dem Plan, während der die Patienten lernen müssen, ihr starkes Verlangen (Craving) nach Alkohol in den Griff zu bekommen. Mithilfe therapeutischer Unterstützung werden hier die Ursachen der Alkoholkrankheit identifiziert und behandelt und alternative Lösungsstrategien inklusive Rückfallprävention erarbeitet. Sollten Patienten mit Alkoholkrankheit zusätzlich an begleitenden psychischen Erkrankungen (Komorbiditäten) leiden, werden diese gemeinsam mit der Sucht behandelt.
Nachsorge
Nach dem stationären Aufenthalt unterstützt eine ambulante Nachsorge dabei, das in der Entzugsklinik Erlernte beizubehalten und einen Rückfall Alkohol zu verhindern. Dazu gehören hauptsächlich eine ambulante Psychotherapie und – wenn möglich – der Besuch einer Selbsthilfegruppe wie die Anonymen Alkoholiker oder das Blaue Kreuz. Auch die Einbindung der Familie und des sozialen Umfelds ist hilfreich für die erfolgreiche Behandlung von Alkoholmissbrauch und Alkoholismus. Daher findet in den meisten Fachkliniken eine aktive Angehörigenarbeit statt.
Welche Klinik ist die richtige bei Alkoholsucht?
Die Suchttherapie erfolgt nach den S3-Leitlinien zur Behandlung der Alkoholsucht und ist – unabhängig von der behandelnden Klinik – in ihren Grundzügen gleich. Dennoch gibt es zwischen den einzelnen Einrichtungen einige Unterschiede.
Entzug in öffentlichen Einrichtungen
Da der Alkoholismus eine anerkannte Krankheit ist, hat jeder Abhängige den Anspruch auf eine qualifizierte Suchtbehandlung, deren Kosten von öffentlichen Leistungsträgern übernommen werden. Die Akutbehandlung, d. h. die Entgiftung, erfolgt in öffentlichen Krankenhäusern mit Suchtstation oder psychiatrischen Einrichtungen. Die Suchtrehabilitation / Entwöhnung zählt zu den Leistungen der Rentenversicherung und muss zunächst beantragt werden. Daher liegen in den meisten Fällen zwischen Entgiftung und Entwöhnung mehrere Wochen, in denen das Risiko für einen Rückfall durch die nicht überwundene psychische Abhängigkeit extrem hoch ist. Eine Ausnahme bietet das Nahtlosverfahren, das in der Praxis aber eher selten zur Anwendung kommt.
Entzug in privaten Einrichtungen
In privaten Entzugskliniken Alkohol verläuft die Therapie (Entgiftung und Entwöhnung) in der Regel in zwei eng verzahnten Behandlungsschritten und findet bei denselben Ärzten und Therapeuten statt. Die Einrichtung muss nicht gewechselt werden, was psychische Sicherheit und Vertrauen bei den Patienten schafft. Darüber hinaus sind Privatkliniken nicht an den Tagessatz und die Vorgaben öffentlicher Kostenträger gebunden, sodass die Therapie der Sucht meist individueller und intensiver verläuft.
Alkoholsucht: Wann sollten sich die Betroffenen qualifizierte Hilfe suchen?
Je früher Patienten mit Alkoholproblemen eine Therapie beginnen, desto besser. Selbst, wenn gemäß ICD 10 noch keine Alkoholsucht vorliegt, ist es bereits bei ein oder zwei erfüllten ICD-Kriterien sinnvoll, sich professionelle Unterstützung zu suchen. So kann in vielen Fällen die Entwicklung einer Alkoholkrankheit oder zumindest das Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden. Wurde die Krankheit bereits diagnostiziert, sollten die Betroffenen ihr Suchtproblem schnellstmöglich behandeln lassen.
Gibt es Medikamente gegen die Alkoholsucht?
Im Gegensatz zu vielen anderen Erkrankungen gibt es keine Medikamente, um eine Alkoholabhängigkeit zu behandeln. Eine vollständige Heilung ist durch das Suchtgedächtnis nicht möglich, so dass das Verlangen nach alkoholischen Getränken immer mal wieder aufflackern wird. Der Königsweg zur Abstinenz führt immer über einen Alkoholentzug, in dem die Betroffenen lernen, dieses zu beherrschen und Rückfälle zu vermeiden. Bei starker Ausprägung der Sucht und langjährigem riskanten Alkoholkonsum können im Ermessen der Suchtklinik oder des behandelnden Arztes nach dem Entzug Anti-Craving-Substanzen wie Nalmefen, Naltrexon, Baclofen oder Acamprosat verordnet werden. Diese behandeln allerdings nicht die Alkoholsucht, sondern helfen den betroffenen Alkoholikern lediglich, ihr Verlangen zu beherrschen.
Alkoholabhängigkeit: Wie können Angehörige helfen?
Die Alkoholsucht ist eine „Familienkrankheit“, d. h. sie betrifft immer auch das engste soziale Umfeld. In einigen Fällen entwickeln die Partner durch bestimmte Interaktionsmuster eine sogenannte Co-Abhängigkeit mit hohem Leidensdruck. Um einem Suchtkranken wirklich helfen zu können, müssen sich die betroffenen Angehörigen in erster Linie auf sich selbst und ihr Wohlbefinden konzentrieren. Schließlich kann man anderen nur dann helfen, wenn man selbst stark und psychisch stabil ist.
Für den Umgang mit einem Alkoholiker ist es wichtig, die Sucht als Krankheit anzuerkennen und Schuldzuweisungen zu vermeiden. Stattdessen sollte der Abhängige ruhig und empathisch auf die Suchtproblematik angesprochen werden. Seien Sie zur Stelle, wann immer Hilfe benötigt wird, und unterstützen Sie Anläufe in Richtung Abstinenz! Dabei sollten die Erwartungen allerdings nicht zu hoch ausfallen werden, denn Rückschritte gehören zum Wesen einer Sucht.
Wie sind die Behandlungsprognosen der Alkoholkrankheit?
Ein qualifizierter Alkoholentzug öffnet den Weg in Richtung Abstinenz. Dennoch kann es durch das Suchtgedächtnis nach der Entzugsbehandlung zu Rückfallen kommen. Diese sollten nicht als Scheitern aufgefasst, sondern zum Anlass genommen werden, um den Alltag und die aktuelle Lebenssituation im Hinblick auf suchtauslösende Faktoren neu zu bewerten. Darüber hinaus sollte schnellstmöglich – wenn erforderlich, durch einen weiteren Entzug – eine erneute Abstinenz angestrebt werden. Insgesamt sind lange Abstinenzphasen trotz eines Rückfalls als Erfolg zu betrachten und begünstigen eine körperliche und psychische Regeneration.
Wie schnell regeneriert sich der Körper nach überwundener Alkoholabhängigkeit?
Eine Alkoholtherapie mit anschließender Alkoholabstinenz lohnt sich immer, auch bei fortgeschrittener Alkoholsucht. Schließlich können sich die meisten Organe nach einem Alkoholentzug wieder regenerieren oder zumindest deutlich stabiler werden. Obwohl die Regenerationsfähigkeit vom Einzelfall abhängt, gibt es einige grobe Richtwerte für die Dauer der Regeneration.
- So erstarkt das Immunsystem in der Regel wieder nach zwei bis vier Wochen, ebenso steigt die Schlafqualität.
- Nach vier Wochen verbessert sich das Hautbild und der Blutdruck
- Der Magen erholt sich meist nach ein bis zwei Monaten Abstinenz, ebenso das Gehirn. Hier übernehmen nach und nach gesunde Gehirnteile die Funktionen geschädigter Gehirnzellen.
- Die Leber und die Blutwerte stabilisieren sich nach sechs Wochen.