Welche Methoden werden zur Rückfallprävention genutzt?
Bei einem Alkoholabhängigen oder Drogenabhängigen einen Rückfall zu verhindern bzw. dabei zu helfen, dass ein aufgetretener Rückfall nicht erneut die Suchtspirale in Gang setzt, ist ein überaus komplexes Thema. Nach Meinung von Experten gibt es bislang keine Strategie, die bei allen Alkoholikern oder Drogensüchtigen wirksam ist und garantiert zu den gewünschten Effekten führt. Deshalb wird das Thema Prävention in Kliniken und therapeutischen Einrichtungen oft in Form von Modulen abgearbeitet. Dadurch können die Patienten verschiedene Strategien und Maßnahmen ausprobieren und für sich den bestmöglichen Weg entdecken.
S.T.A.R. – Das strukturierte Trainingsprogramm zur Alkohol-Rückfallprävention
Dieses Trainingsprogramm wurde von Joachim Körkel und Christine Schindler unter anderem auf Basis des sozial-kognitiven Rückfallmodells von Marlatt entwickelt und orientiert sich an verschiedenen verhaltenstherapeutischen Prinzipien. S.T.A.R. wird heute in vielen Kliniken und Einrichtungen für das Thema Rückfallprävention genutzt. Ein Rückfall-Präventionsmanual leitet Therapeuten und Patienten durch insgesamt 15 Module, bei denen unter anderem die folgenden Themen auf dem Plan stehen:
- Informationen über das Thema Rückfall bzw. Rückfälligkeit
- Vor- und Nachteile von Abstinenz
- Risikosituationen
- Bewältigung sozialer Situationen und unangenehmer Gefühle
- Ausgewogener Lebensstil
- Der konkrete Umgang mit dem Rückfall
Die Arbeit in den einzelnen Modulen ist durch verschieden große Anteile an Theorie und Praxis gekennzeichnet. Die Alkoholabhängigen erhalten nicht nur zahlreiche Informationen, sondern müssen auch praktische Übungen durchführen sowie verschiedene Themen eigenständig bearbeiten. Eine wichtige Rolle bei der Arbeit spielen Anschaulichkeit und Perspektivwechsel sowie die Kommunikation der eigenen Gefühle.
MBRP – Mindfulness-based relapse prevention
Beim MBRP-Programm handelt es sich um eine achtsamkeitsbasierte Rückfallprävention bei Substanzabhängigkeit. Diese Methode ist ein relativ neuer Ansatz, der in immer mehr Kliniken und therapeutischen Einrichtungen genutzt und erfolgreich eingesetzt wird. So fokussiert sich Achtsamkeit in der Suchttherapie auf das bewusste Erleben und Wahrnehmen des Körpers sowie der Gedanken- und Gefühlswelt. Mithilfe der achtsamen Wahrnehmung sollen Alkoholabhängige und andere Suchtkranke lernen, mögliche Suchtauslöser und die durch sie aktivierten Verhaltensmuster schneller zu erkennen. Gleichzeitig hilft die bewusstere Wahrnehmung dabei, alternative Wege und Möglichkeiten für Denk- und Handlungsmuster zu erkennen und zu nutzen. Beim Thema Achtsamkeit und Suchttherapie geht es demnach darum, dass die Patienten innere Erfahrungen bewusst erleben, richtig deuten und dadurch Rückfälle verhindern. Dabei werden verschiedene Methoden und Übungen genutzt:
- Bodyscan
- Urge Surfing (Wellenreiten)
- Nüchtern Atmung
Andere typische Rückfallpräventionsmethoden, -übungen und -kurse
Neben dem MBRP-Programm und dem strukturierten Trainingsprogramm S.T.A.R. gibt es weitere Rückfallpräventionskonzepte. Eine wichtige Rolle spielen häufig Rollenspiele, die einen Wechsel der Perspektive ermöglichen und auf bestimmte Szenarien vorbereiten sollen. Ein Beispiel hierfür ist das sogenannte Ablehnungstraining. Hier spielen die Betroffenen Szenen nach, in denen beispielsweise Alkohol konsumiert wird und lernen gegenüber Freunden oder auch Fremden konsequent zu bleiben und sich selbst vor einem erneuten Trinken zu schützen. Weitere Maßnahme und Übungen sind:
- Tonbandaufzeichnungen
- Expositionsübungen
- Erstellen eines Notfallplans