Welche Faktoren beeinflussen die Dauer des Kokain-Entzugs?
Neben den speziellen Wirkmechanismen der Droge, die bereits per se für eine lange Behandlungsdauer sorgen, beeinflussen einige weitere Faktoren die Länge der Entzugsbehandlung. Dazu zählen hauptsächlich:
Dauer und Höhe des Konsums
Je mehr Binges / Runs und je länger der Gebrauch von Kokain, desto umfassender ist meist der Entzug. Die Konsumenten haben sich über den langen Zeitraum bereits so an das Hochgefühl durch Kokain gewöhnt, dass ihnen das Leben ohne die Droge Grau in Grau erscheint. Sie haben Angst und im Vorfeld auch die Erfahrung gemacht, ohne Kokain keine Freude und keinen Antrieb mehr zu verspüren, was den ohnehin anstrengenden Entzug noch weiter erschwert. Dennoch ist mit professioneller Hilfe auch bei langjährigen Binge-Takern eine Kokain-Abstinenz möglich. Teilweise ist auch die Gabe eines Antidepressivums notwendig. Dies einzuschätzen obliegt einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.
Begleiterkrankungen und Mehrfachabhängigkeiten
Psychiatrische Begleiterkrankungen finden sich bei rund zwei Dritteln aller Kokainabhängigen. Zu den Erkrankungen zählen eben in erster Linie Depressionen, Angsterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen. Ebenso kann es durch jahrelangen Kokainkonsum zu einer Kokainpsychose oder paranoiden Wahnvorstellungen kommen, welche die Behandlung komplexer machen. Grundsätzlich gilt, dass jede Begleiterkrankung parallel zur Kokainabhängigkeit behandelt werden muss, um einen Ping-Pong-Effekt zu verhindern und eine dauerhafte Karenz zu erreichen.
Auch Mehrfachabhängigkeiten oder Mischkonsum sind bei Kokain keine Seltenheit, sei es mit Alkohol, Heroin (Speedball) oder anderen Substanzen. Abhängig machende Medikamente wie Benzodiazepine werden als „Downer“ benutzt, um nach dem Kokainkonsum schlafen zu können. In diesem Fall müssen beide Abhängigkeiten parallel behandelt werden, was die Kokain-Entzug-Dauer verkompliziert und verlängert.
Schwieriges soziales Umfeld
Ein schwieriges soziales Umfeld ist der psychischen Gesundheit nicht zuträglich. Das gilt insbesondere für Lebenssituationen, in denen der Betroffene dringend Unterstützung benötigt wie beim Entzug von Suchtmitteln. Das Risiko für einen Therapieabbruch – und damit auch für eine längere Kokain-Entzug-Dauer – ist umso höher, je mehr der Patient neben den Entzugserscheinungen von familiären oder beruflichen Problemen belastet wird. In einem solchen Fall ist ein stationärer Entzug die beste Alternative. Schließlich kann sich der Suchtkranke im geschützten Rahmen der Klinik vollständig auf seine Behandlung konzentrieren und familiäre Schwierigkeiten zumindest für einen Moment ausblenden. Auch können Angehörige mit in die Therapie eingeplant werden, z.B. im Rahmen von Angehörigengesprächen.
Es ist kein Geheimnis, dass der Freundeskreis eine große Rolle bei der Entwicklung einer Kokainsucht spielen kann. In vielen Fällen kommt es zunächst nur auf Partys zum gelegentlichen Kokainkonsum, bis die Droge nach und nach immer mehr Gewicht im Leben des Betroffenen gewinnt. Entscheidet sich der Kokainabhängige für einen Entzug und pflegt weiterhin den Kontakt zu Personen, die das weiße Pulver konsumieren, besteht ein großes Risiko, den Entzug abzubrechen oder nach der Therapie rückfällig zu werden.